Hätte ich als Kind den Wunsch gehabt, mir K.I.T.T.s Stimme, dem sprechenden Auto aus „Knight Rider“, im Original anzuhören, dann hätte ich exakt eine Möglichkeit gehabt: In ein Land zu Reisen, in der die Serie im englischen O-Ton ausgestrahlt wird. Heute muss ich dafür lediglich auf die Sprach-settings klicken und kann bequem zwischen dem Originalton und der Synchronfassung nahzu jeder beliebigen Serie hin und her switchen.
Das ist eine wunderbare Sache, die im ausgehenden 20. Jahrhundert noch unvorstellbar war. Die Verfügbarkeit in verschiedenen Sprachen birgt nicht nur Vorteile. Ich habe mir daher die Vorteile und Nachteile sowohl des Originaltons, als auch der Synchronfassung genauer angesehen bzw. angehört.
Pro Originalton
Mit dem O-Ton erleben wir unsere Lieblingsserie so, wie sie von den Machern vorgesehen ist. Die Dialoge werden in der Regel on set aufgenommen und betten sich viel natürlicher in die Szenerie ein. Als Zuschauer verpassen wir keinen Spruch und bekommen die volle dialektale Bandbreite zu hören. Eine Serie wie „Peaky Blinders“ klingt mit ihren irischen Dialekten ganz anders als „Atlanta“, die in der afroamerikanischen Rap-Szene verwurzelt ist. Zudem finden genau die Worte, Stimmen und Betonungen der jeweiligen Schauspieler unser Gehör. Damit gibt es auch keine lästigen Lippensynchronisierungsfehler.
Und ganz nebenbei lassen sich die eigenen Fremdsprachenkenntnisse verbessern.
Kontra Originalton
Während wir bei deutschen Serien jedes Hintergrundgenuschel wahrnehmen, kann uns die Fremdsprache schnell überfordern. Allen non-native speakern werden Details entgehen. Ich bin zweisprachig aufgewachsen, trotzdem habe ich beim Schauen von „Gamorra“ im Original Schwierigkeiten ausnahmslos alles zu verstehen. Begriffe wie „Hinterhalt“ oder „Geschäftsausschuss“ sind einfach nicht Bestandteil meines Alltagsvokabulars. Dazu kommt der neapolitanische Dialekt, den ich nicht kenne, weil ich nie in Neapel gelebt habe. Abhilfe schafft hier ein Untertitel, allerdings kann das Lesen vom Geschehenen ablenken. Vor allem zu Beginn wirkt die Texteinblendung störend.
Was ich ebenfalls schade finde, ist dass wir durch den Konsum von (überwiegend) englischsprachigen Serien seltsame Übersetzungen ins Deutsche übernehmen, obwohl wir eigentlich etablierte Begriffe oder Redewendungen dafür haben. Beispielsweise „meine 5 cents“ anstatt das gebräuchliche „meiner Meinung nach“ oder „am Ende des Tages“ statt unseres, wie ich finde schöneren „letztendlich“ oder „im Endeffekt“. Natürlich ist Sprache ständig im Wandel. Wir verwenden heute viele Wörter die wir noch vor 15 Jahren nicht benutzt haben.
Weil Amerikaner Großereignisse und Bombastisches gerne als „epic“ bezeichnen, haben wir aus „episch“, das eigentlich eine ausschweifende Erzählung bezeichnet, ein Modewort gemacht, dass unser „gigantisch“ oder „großartig“ abgelöst hat.
Da ist nichts Verwerfliches dran, aber wäre es nicht schade, wenn unsere heutige Sprache, wie zuvor Althochdeutsch, ausstirbt. Damit wird uns der Zugang zu den Texten großer, deutscher Dichter immer schwieriger fallen.
Wir wollen Individualität dadurch erhalten, dass wir alles im Original belassen, schaffen wir aber nicht gleichzeitig eine Uniformität, wenn die ganze Welt „Game of Thrones“ nur noch auf englisch schaut?
Pro Synchronfassung
Der entscheidende Vorteil einer Synchronfassung ist, dass wir alles verstehen. Nicht nur weil in unserer Sprache gesprochen wird, sondern weil es sich dabei um eine zusätzliche Tonspur handelt, die im Tonstudio aufgenommen wurde und sich klarer von Hintergrundgeräuschen abhebt.
Wir haben in Deutschland talentierte Synchronsprecher, die den Originalstimmen oftmals verblüffend ähnlich sind.
Wenn wir alles verstehen, dann brauchen wir auch keine lästigen Untertitel und können uns ganz auf das Geschehen konzentrieren.
Kontra Synchronfassung
Ganz klar, durch die Übertragung in eine andere Sprache, gehen viele sprachlichen Assoziationen verloren, da sie sich nicht adäquat übersetzen lassen. Hinzu kommen zahlreiche Übersetzungsfehler. Da wird in der Sitcom „Modern Family“ aus „Christmas Eve“ einfach der „Weihnachtsabend“, statt dem „Heiligabend“. Aus „present day“ wird „aktueller Tag“, statt „heute“ usw. Aber das sind nur Kleinigkeiten, die unter anderem den immer kürzer werdenden Arbeitsschritten zuzuschreiben sind.
Ein weiteres Ärgernis hatte bereits Michael erläutert – es gibt zu wenige Synchronsprecher.
Gewöhnungsbedürftig wird es auch, wenn der Sprecher ersetzt wird, wie jüngst der Sprecher von Fox Mulder in der letzten Staffel von „Akte X“.
Dank der technischen Möglichkeiten, verbreitet sich der Originalton immer weiter. Unsere Kids wachsen mit Youtube-Clips im O-Ton auf. Wer weiß, vielleicht ist die Synchronisierung in der nahen Zukunft obsolet. Bis dahin, wird es allerdings noch etwas dauern, da die Deutschen nach wie vor gerne vieles auf deutsch sehen.
Ich schaue mir die Synchronfassung gerne bei bei komplexen Inhalten an, wie bei Krimi-Serien, wohingegen bei Comedy bzw. Sitcoms gerne der O-Ton laufen darf. Eine gute Geschichte sollte jedenfalls in beiden Sprachfassungen funktionieren und seine Wirkung entfalten.
Wie schaut es bei euch aus? Wie schaut ihr eure Serien am liebsten?
Englisch, einfach weil es besser ist. Gerade bei Comedies, die auf der einen Seite Wortwitz und Timing nötig haben und zweitens weil sie billig und emotionslos übersetzt und gesprochen werden.
Viele Sendungen, z.b. britische
Shows wie 8 out of 10 cats does countdown, taskmaster oder big fat quiz kommen ja eh nicht nach Deutschland und unsere „Komiker“ sind einfach mal lange nicht auf dem Niveau.
Auch andere Genres hat Deutschland einfach nicht zu bieten, Science Fiction oder Horror etwa. Hier gibt es nur Krimi, Heimatfilm oder Kostümfilm, Hauptsache billig produzierbar. Oder die selben Romantic Comedies wie seit eh und je.
Außerdem übt es. wenn man sich erstmal reingefuchst hat, ist man drin und lernt immer mehr.
Schade ist nur, dass man nicht jede Sprache sprechen kann, aber das meiste ist ja sowieso englisch.
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