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7 Folgen bis zum Ende

Review: „1923“ – Staffel 2 (Serienfinale)

12. April 2025, 18:18 Uhr

Über drei Handlungsebenen hat Serienschöpfer Taylor Sheridan „1923“ in der 1. Staffel entwickelt – ich hab’s in meinem Review zu Staffel 1 des „Yellowstone“-Spin-Offs ausführlich beschrieben. Das setzt sich auch in Staffel 2 fort. Eine Verbindung aller drei Ebenen im Serienfinale findet nicht statt – aber immerhin werden zwei lose Enden im großen Finale zusammengeführt. Das gelingt allerdings recht unspektakulär und eher bemüht – letztlich enttäuscht die 2. Staffel und bleibt definitiv hinter der Qualität der anderen Serienerzählungen von Taylor Sheridan zurück, inbesondere auch im „Yellowstone“-Universum. An das Highlight „1883“ kam schon die erste Staffel nicht heran.

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Wie am Ende von Staffel 1 vorbereitet, erzählt Sheridan die Teilgeschichten abwechselnd weiter – mal liegt der Schwerpunkt bei den Duttons auf der Ranch in Montana, mal beim Weg von Spencer Dutton quer durch Amerika, mal bei der Flucht der jungen Indigenen Teonna Rainwater. Sheridan splittet Spenders Geschichte sogar noch auf, nachdem sich die Wege von Spender und seiner Frau Alexandra trennen. Auch in Staffel 2 bleibt Sheridan dem langsamen Erzähltempo treu. Das geht mir vielfach ehrlicherweise zu langsam voran. Klar, gerade bei Spencers und Alexandras Reise durch Amerika will der Serienschöpfer nochmals die damaligen Zustände deutlich machen – wie lange die Reisen von einer Stadt zur anderen dauerten, wie viele Wochen ins Land gehen können, um von Küste zu Küste zu reisen, und wie bestimmte Wetterverhältnisse eine Weiterreise um Wochen verzögern können. Was mir gut gefallen hat, ist die Detailtreue, die das „1923“-Produktionsteam an den Tag legt. Viele brisante Themen der damaligen Zeit werden gestriffen: Die Prohibition wird mit eingebaut, die Rolle der Frauen, die sich entwickelnde Industrialisierung mit dem Aufkommen des Automobils, und der Hang zur Selbstjustiz. Ganz amüsant ist dabei, wenn Donald Whitfield (gespielt von Bond-Darsteller Timothy Dalton) entdeckt, dass man eine Freizeitbeschäftigung von Norwegern zu Geld machen kann – das Skifahren.

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Ansonsten finde ich vieles rund um Whitfield eher unstimmig – er wird zwar als der große Gegenspieler der Duttons aufgebaut, zur direkten Konfrontation mit Spencer Dutton kommt es aber leider erst ganz am Ende der Serie – und bleibt unverhältnismäßig kurz. Auch eine ausführlichere, tiefgründigere Konfrontation mit Jacob Dutton und damit mit Darsteller Harrison Ford hätte ich mir gewünscht – da lässt „1923“ aus meiner Sicht viel Potenzial liegen.

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Auch die Geschichte um Teonna Rainwater macht für mich irgendwie keinen Sinn. Klar, so bereitet Taylor Sheridan die Rainwater-Linie für „Yellowstone“ vor, das passt für mich aber nicht in das Gesamtgefüge von „1923“ – wäre möglicherweise eine eigene Mini-Serie wert gewesen oder einmal eine lange Einzelepisode. Immerhin schafft es der Serienschöpfer in diesem Handlungsstrang, gerade de Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern zu thematisieren. Das geht mitunter drastisch und brutal zu, siehe auch Staffel 1.

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Klar war von Anfang an, dass „1923“ 2 Staffeln bekommen würde. Insofern war auch klar, dass die Handlungsebenen zu einem Ende gebracht werden mussten. Im Gegensatz zu Staffel 1 hat Staffel sieben statt acht Folgen, dafür läuft das Serienfinale in Spielfilm-Länge. Warum das erschließt sich mit allerdings nicht. Da Taylor Sheridan bei seinem mäßigen Erzähltempo bleibt, hätte man die knapp 100 Minuten locker in zwei Episoden aufteilen können. Der Dramaturgie oder dem Erzählfluss hätte es wirklich nicht geschadet. Ansonsten ist in diesem langen Finale dann doch einiges ziemlich bemüht, insbesondere die Situation auf dem Bahnsteig, wenn der lang erwartete Spencer Dutton endlich eintrifft. Da passiert dramaturglisch leider fast gar nichts – uns wird lediglich eine plumpe Schießerei geliefert, bei der sich auch noch Banner Creighton geläutert zeigt, aber dann keine wirkliche Rolle spielt. Auch hier wird viel verschenkt, besonders aber eben im Nachgang zur Schießerei, wenn Spencer Dutton mit Whitfield abrechnet. Wie die beiden Duttons dann heldenhaft inszeniert die brennende Villa verlassen, ist dann schon fast peinlich.

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So ist für mich „1923“ die erste große Enttäuschung im „Yellowstone“-Universum. Die 15 Folgen erfüllen im Prinzip nur eine chronistische Pflicht, um uns auf dem Laufenden zu halten, wie es mit den Duttons nach „1883“ und auf dem langen Weg in die Jetzt-Zeit weitergegangen ist. Noch nicht einmal die Idee, Isabel May, die in „1883“ Elsa Dutton gespielt hat, als Erzählerin auch in „1923“ stattfinden zu lassen, macht in irgendeiner Art und Weise Sinn (mehr zu den Verbindungen der Charaktere gibt’s hier im Familien-Stammbaum der Duttons). Dazu trägt allerdings auch Isabel Mays lustloser Erzählstil bei, der in der Synchro mit Luisa Wietzorek nicht viel besser gelingt. Sie bestreitet den Prolog und erzählt, wie Spencer Duttons Leben bis zu dessen Tod weitergegangen ist – hier verbaut man sich dann leider auch noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten rund um die wohl interessanteste Figur in „1923“. Nächste Etappe wird dann wohl „1944“ – das nächste Spin-Of, dass die Geschichte der Duttons in Montana weitererzählen soll. Hoffen wir das Beste.

Bilder: Paramount

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Samstag, 12. April 2025, 18:18 Uhr
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