Beim Titel der sechsten Folge von „4BLOCKS“ Staffel 2 habe ich kurz überlegt, ob sich das wohl auf die Handlung bezieht oder auf die vorhergehende Folge – schließlich war diese gerade im Vergleich zu bisherigen Staffel eher schwächer. Nach Sichtung von „Wiedergutmachung“ kann ich sagen: Es bezieht sich auf beides.
Inhaltlich, weil in der Folge vieles geradegerückt wird, was zuletzt etwas aus dem Ruder gelaufen war. Toni präsentiert sich wieder als der rigorose Chef des Familien-Clans, dem seine Familie über alles geht. Das bekommen in der Folge gleich mehrere Menschen zu spüren. Dass es Zeki erwischen würde, war zu erwarten. Ich finde es aber geschickt, wie man diese Story umgesetzt hat. Zunächst bekommt Zeki die ganze Härte der verratenen Familie zu spüren. Toni geht da vollkommen skrupellos vor – in der Wohnung von Zekis Dealer wird er sogar rasend vor Wut. Der Moment ist richtig gut inszeniert, und auch der Dreh, wie sich der clevere Zeki mal wieder aus der Klemme herausmanövrieren will, ist gut gemacht: Er verrät einfach seinen ‚Freund‘, um selbst zu profitieren. Immerhin lässt ihn Toni mit dem Leben davon kommen.
Im Laufe der Folge erleben wir dann mit, wie die Familienzusammenführung der Hamadys und der al-Saafis organisiert wird. Die beiden ‚Kinder‘ haben natürlich überhaupt kein Interesse daran und wehren sich. Gerade der Moment, in dem Maruf über seine ‚Ehre‘ der Heirat informiert wird, ist wieder richtig stark inszeniert. Wir sind als Zuschauer ganz dicht dabei, spüren förmlich die Beklemmung auf der einen und die Dominanz auf der anderen Seite. Gleiches gilt für den Moment, da sich Abbas und Toni gegenüberstehen. Hier können Kida Khodr Ramadan und Veysel wieder richtig glänzen. Das Zwiegespräch ist dramaturgisch wie dialogtechnisch exzellent angelegt – wobei man sagen muss, dass Abbas überhaupt wieder gute Momente in der Folge hat. Man muss schon schmunzeln, wenn Ewa und er die Bahntrasse entlangspazieren und sich Ewa kaum auf den Beinen halten kann mit ihren hohen Absätzen im Schotterbett.
Richtig dramatisch mit einigen Wow-Momenten ist dann aber die Schlussphase der Folge. Zunächst Tonis Gespräch mit dem Immobilien-Unternehmer Matthias Keil, der den Hamadys in die Suppe spucken möchte – trotz aller Warnungen. Mir gefällt Keil-Darsteller David Schütter in dieser Folge sehr gut – sowohl in den arroganten Momenten gegenüber seinem Vater oder auch gegenüber Toni als auch im vollkommenen Schockmoment, als er von den Hamadys vor dem Restaurant gestellt wird.
Dann kommt als wirklicher Höhepunkt aus meiner Sicht allerdings das Aufeinandertreffen zwischen Toni und dem Ermittler Kutscha. Hatte mich bislang die Figur des Ermittlers eher genervt, nimmt sie hier eine gute Wendung. Erst der Moment im Revier, beim Blick auf die Website zur Krebserkrankung („Was ist das?“ – „Scheiße“), wo man kurz nicht weiß, ob man jetzt Mitleid haben möchte oder schmunzeln darf. Dann aber der Dialog am Tresen, wo sich Toni und Kutscha fast schon freundschaftlich austauschen. Der resignierende Kutscha auf der einen Seite, der seine Ermittlungen und sein Leben in Frage stellt, und der fast schon fürsorgliche, väterliche Toni, der Kutscha den Tipp gibt, besser auf sich zu achten – nicht als Drohung oder sarkastischen Spruch, sondern offensichtlich durchaus ernst gemeint. Gerade dieser Dialog setzt der Folge sozusagen die Krone auf – nach unserem Bewertungssystem hier eben die 5. Krone auf die bisher beste Folge der Staffel. Jetzt kann das Staffelfinale kommen.
Ich liebe diese Serie. Weiß allerdings nicht, ob ich eine dritte Staffel sehen möchte, weil sich irgendwann alles wiederholt. Und ich freue mich auf das Finale der 2. Staffel nächste Woche…
… sehe ich ähnlich – finde sie großartig, aber sie müsste sich für eine 3. Staffel sicher in gewisser Weise neu erfinden, damit’s noch unterhält.
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