Auf geht’s zur Jesus-Party bei Easter, einer Göttin, die sich angepasst hat und auf dem christlichen Glauben mitfährt, um weiterhin beachtet zu werden. In der letzten Folge der ersten Staffel von „American Gods“ landen wir erwartungsgemäß wieder in der Originalgeschichte – und damit leider auch wieder das mittlere Niveau, das wir aus den meisten bisherigen Folgen kennen.
Mr. Wednesday und Shadow sind bei Easter angekommen, die sich den christlichen Glauben an die Auferstehung Jesus‘ zu nutze macht, um selbst Beachtung in der Welt zu finden. Die Party in ihrem Hause ist ganz nett inszeniert, alles ist schön poppig und bunt, sie selbst ist etwas aufgedreht – passt alles ganz schön soweit. Leider stolpern Mr. Wednesday und vor allem Shadow wieder ziemlich hölzern durch die Kulisse. Man merkt nochmal deutlich, wie schlecht die Figur des Shadow mit Ricky Whittle besetzt ist. Seine Mimik wirkt unbeholfen, sein ganzes Agieren ist eher schwach angelegt.
Ganz gut gefällt mir in der Folge die Idee der Jesus-Darstellungen. Er ist gleich dutzendfach zugegen, in verschiedenen Facetten, aber fast immer mit Heiligenschein – so, wie ihn sich die Menschen auch unterschiedlich vorstellen. Highlight ist natürlich der Jesus, der auf dem Wasser im Pool sitzt.
Laura kommt auch zur Party, sie hat es über die vielen Umwege geschafft, Easter zu erreichen. Dort hofft sie auf eine Rückkehr ins Leben (woher sie weiß, dass Easter das kann, bleibt irgendwie unklar), doch Easter kann leider nichts für sie tun – da sie von einem Gott getötet wurde. Damit kommt jetzt der Konflikt zu Mr. Wednesday in Gang, der zwar in der Folge nicht mehr offen angegangen wird, dafür aber sicher Thema der zweiten Staffel sein wird.
Nennenswert ist noch Gillian Andersons erneuter Auftritt, dieses Mal als Judy Garland aus „Easter Parade“. Sie versucht, Easter auf ihre Seite zu ziehen, doch dann entfalten Mr. Wednesday und Easter ihre ganzen Kräfte – was optisch wieder sehr gut umgesetzt ist und was ich mir viel früher und ausführlicher gewünscht hätte. Jetzt zeigen die beiden nur einmal kurz, was sie können, und verpassen damit den neuen Göttern einen ersten Schlag. Dann bleiben wir aber mittendrin stecken und müssen somit auf die zweite Staffel warten.
Insofern wirkt die Folge so ein bisschen wie ein Zwitter – sie ist abgeschlossen genug, um auch als Serienende zu funktionieren, aber auch so ausreichend offen, dass sie Raum für mehr in Staffel 2 lässt. Das geht eigentlich nie gut – und hier entsprechend auch nicht so wirklich. Alles wirkt eher unentschlossen, zusammengepuzzelt, angestrengt erzählt – da hatte ich aufgrund der Romanvorlage und der Eindrücke der ersten Folge mehr erwartet. Insofern nochmal eine Enttäuschung zum Abschluss.
Staffelfazit
Ja, ich habe viel erwartet von dieser Serie. Sie basiert immerhin auf dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman, einem meiner Lieblingsautoren. Und der Stoff bietet ausreichend Potenzial für eine attraktive serielle Erzählung. Und der Auftakt machte Mut – die Folge war klasse inszeniert und erzählt, allein der Prolog war stark gemacht. Die Prologidee wurde dann auch in weiteren Folgen durchgehalten – dann aber meistens schon als Highlight der Folge. Die eigentliche Handlung litt schnell unter den eher schwachen schauspielerischen Leistungen und den etwas hölzernen Dialogen. Es tendierte schnell Richtung Mittelmaß, mal abgesehen von zwei Folgen, die aufgrund ihrer besonderen Inhalte und Inszenierungen herausragten: Ein Rückblick auf Lauras Verbindung zu Shadow und die Erzählung der Geschichte eines irischen Mädchens, das nach Amerika gekommen ist. Davon hätte ich mir mehr gewünscht, aber leider war bei der eigentlichen Story viel Leerlauf dabei. Hoffentlich wird’s in Staffel 2 straffer erzählt, so dass es insgesamt besser wird – obwohl, viel Hoffnung auf grundsätzliche Besserung habe ich eigentlich nicht, den Hauptcast kann man ja zum Beispiel nicht einfach so austauschen.
Ich hatte mir auch mehr versprochen und störe mich vor allem an dem vielen Leerlauf der Serie. Diese ganze Hintergrundgeschichte mit Laura war mir eindeutig zu aufgeblasen und das sie angeblich vielleicht doch wieder lebendig werden kann, come on… Das ist fast so überflüssig wie Odins Namen noch mal auszusprechen, für alle die zu faul waren irgendwann mal „Wodanstag“ zu googeln oder sich eines der zig Erklärbärvideos auf YouTube anzusehen.
Andererseits hatte die Staffel auch sehr viel schönes, Gilian Anderson finde ich brilliant und Mad Sweeney ist auch ein Highlight. Außerdem war da die Sex Szene zwischen zwei arabischstämmigen Männern, die für mich Fernsehgeschichte geschrieben haben dürfte. Das hat man so wirklich noch nicht gesehen.
Oh, stimmt, diese Odin-Namensausrufung habe ich im Review ganz vergessen zu erwähnen – das war nun wirklich nicht notwendig. Auch beim Rest gebe ich Dir recht – zu viel Leerlauf und zu viel Laura-Story (obwohl die Rückblick-Folge auf ihre Geschichte eine der besten Folgen war).
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