Vergangene Woche kam es zu der skurrilen Begebenheit, dass nicht nur mit „Cult“ die siebte Staffel der Anthologie-Serie „American Horror Story“ im deutschen Fernsehen Premiere feierte, sondern fast zeitgleich die achte Runde in den USA bereits ihr Ende fand. Ich saß leider einer Seite mit falschen Angaben auf, die besagte, es gäbe dieses Jahr 13 Episoden, so dass ich leider erst jetzt zum Staffelreview von „Apocalypse“ komme. Das ist schade, denn es gibt doch so einiges über die Staffel zu erzählen, die nicht nur ein bisschen versucht hat, „back to the roots“ zu gehen.
Nachdem „Cult“ uns die politische Endzeitstimmung der Moderne auf erschreckend plausible Art und Weise, aber eben nicht wirklich unterhaltsam vors Gesicht gehalten hat, wird es wieder übernatürlicher und mystischer.
„You don‘t need magic to destroy the world, bro, not when you have science.“ – „And humanity. People suck!“ (Wissenschaftler)
Das Ende als Anfang
Den Auftakt in die Staffel fand ich super. Diese Endzeit-Panik, das ganz große Chaos – klasse. Vielleicht mag ich das auch einfach, weil ich Fan von post-apokalyptischen Inhalten bin, aber dieser kalte Einstieg ist immer wieder aufregend. Leider ebbte bei mir persönlich die Aufregung ob des Szenarios und des alljährlichen „Wer spielt wohl welche Rolle dieses Mal?“-Spieles schnell ab und wich einer beengt fühlenden Zuschauer-Depression. Die Aufnahmen im Bunker ab der zweiten Episode haben in mir die größte Angst hervorgebracht: Geht das jetzt wirklich elf acht Episoden so weiter?! Die Erzählweise war schwerwiegend, die Szenerie abwechslungslos und das Pacing zumindest suboptimal. Aber gut, vielleicht wollte die Serie uns Zuschauern auch einfach nur das gleiche beklemmende Gefühl vermitteln, dass die Bunker-Insassen zu spüren bekamen.
Zum Glück wechselten Szenerie und Erzählweise dann. Die Geschichte konnte im Laufe der Zeit einige zuvor verborgene Schichten offenbaren und vor allem mit einem bereits in „Hotel“ zuhauf genutzten Stilmittel aufwarten: Rückbezüge. Was in vielen anderen Serien jetzt nicht soo spektakulär ist, galt bei „American Horror Story“ aufgrund seiner Anthologie-Haftigkeit lange Zeit als undenkbar. Mittlerweile ist klar, dass alle Staffeln inhaltlich mehr oder weniger verknüpft sind. Statt ein paar loser Andeutungen gab es dieses Jahr aber nicht nur das konkrete inhaltliche Verbindungen storyseits, sondern auch das Auftreten einiger alter Bekannter, was das Figuren-Ensemble anbetrifft. Unter anderem gibt es ein Wiedersehen mit Jessica Lange in ihrer Rolle als Constance Langdon und dem ikonischen Murder House aus Staffel 1.
Es ist offensichtlich, dass „American Horror Story“ mit diesem recht simplen Nostalgie-Trick versucht, wieder ein bisschen der einstigen Grusel-Wirkung aufzubauen und das angeschlagene Verhältnis zu den Fans zu reparieren. Aber erstaunlicherweise funktioniert die grundlegende Geschichte und dessen Vermischung aus „Murder House“ und „Coven“ ganz gut. Wie so oft bei diesen Staffelreviews, möchte ich aufgrund von Spoilern nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber die interne Logik passt und die übernatürlich begabten Charakteren bieten Raum für viel Schabernack, der vor allem aufgrund diverser Rückhol-Mechanismen für ein paar spontane Überraschungen gut ist (ich sage nur die kleine Matrix-Inspiration am Hexentisch).
Doch wirkt vor allem der Murder House-Besuch ein bisschen wie die mal eben eingebaute Stippvisite, gibt es auch in Puncto Charakter-geschichtlicher Erzählung die ein oder andere Delle. Hauptfigur Michael wird zwar hinlänglich in seiner Vorgeschichte geschildert, nicht immer ist das aber gutes Fernsehen. Auch sind einige Figuren derart (bewusst) überzeichnet, dass es weh tut (damit meine ich vor allem die beiden Tech-Wissenschaftler). Diese teils slapstick-hafte Darstellung wirkte auf mich teils unpassend ob des eigentlich sehr ernsten Szenarios und hat so eben nicht nur auf gesunde Weise aufgelockert, sondern aus dem Seherlebnis herausgerissen.
„Your employers are fortunate to have someone with your skills guardening their privacy.“ – „I don‘t respond to flattery.“ – „Nor can you recognize sarcasm.“ (Myrtle & Ms. Venable)
Ebenso fand ich einzelne storyseitige Nichtigkeiten unnötige aufgespielt und eigentliche Höhepunkte auf seltsam niedere Form abgearbeitet. Mein Lowlight war ein trashiges Aufeinanderprallen zwischen einer Hexe und einem Satansabkömmling, das mit einem Maschinengewehr (zwischenzeitlich) gelöst wurde. Auch gab es vor allem zu Beginn viele auf Schock und Mystery abzielende Elemente, die hinten heraus gar keine Rolle mehr gespielt haben und insgesamt eher unsinnig waren. Hier kann man jetzt auch sagen, dass es ja ganz gut ist, wenn nicht jede Zeile direkt Schlüsse auf Folgendes zulassen kann, aber da sich die Serie im Verlauf der Staffel enorm wandelt und etliche unterschiedliche Szenarien und Timelines offenbart, wirkt das etwas willkürlich.
„Perhaps you haven‘t noticed the state of the world…“ – „It‘s almost as bad as your dinner jacket, but at leaset the world can be saved.“ (Michael & Myrtle)
Nicht zuletzt muss man auch das meiner Meinung nach zu schnell abgespulte Finale kritisch betrachten. Okay, ich dachte, es kämen danach noch Folgen, aber insgesamt war mir das zu viel Handlung in zu kurzer Zeit. Da konnte sich nicht alles entfalten und war das Ende-Ende an sich ein raffinierter kleiner Zug, hat er mir als Abschlusspunkt dann doch nicht ausgereicht.
Insgesamt hat mir „Apocalypse“ besser als „Cult“ gefallen. Die Mehrschichtigkeit in der Erzählung war ähnlich, es kamen aber viel interessante Mystik- und vor allem Splatter-Elemente dazu. Dennoch hat die Staffel mich zwischendrin nicht ganz erreicht. War es nach dem kurzweiligen Auftakt schnell erdrückend, wurde es hinten raus zu abstrakt und ich hatte das Gefühl, man hat versucht, zu viele Ebenen mit rein zu ziehen. Das Murder House mit einigen seiner Bewohner noch einmal zu sehen, war super, auch wenn mir das zu schematisch eingeworfen wurde. Insgesamt kann man aber als Fan der ersten Staffeln der Serie nicht meckern, da gab es schon deutlich schlimmere Staffeln.
(Wie (lang)) Geht es weiter?
„Satan just greenlit your talk show for 13 episodes.“ (Michael)
War bereits seit Ende letzen Jahres klar, dass nach „Apocalypse“ eine neunte Staffel folgen wird, wurde diesen Herbst auch bereits eine zehnte Staffel für 2020 eingekauft. Noch ist unklar, welchen Titel die nächste Staffel tragen wird, noch, in welche Richtung es geht. Nach dem Ende von „Apocalypse“ wäre ja theoretisch tatsächlich mal ein inhaltliches Anknüpfen und somit ein komplettes Wegwerfen des Anthologie-Charakters denkbar. Vielleicht hebt man sich das aber auch noch für das große Finale einer wirklichen letzten Staffel auf. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Bilder: FX
Die achte Staffel von American Horror Story ist ein trauriger Tiefpunkt der Serie. Richtig gut waren eigentlich nur die ersten beiden Staffel und okay war Hotel, die fünfte Staffel. Coven war leider langweilig und genau hierzu gibt es in der achten Staffel eine Art Fortsetzung.
Wo der Horror liegt, mag ich nicht zu sagen. Denn von Horror ist nicht viel zu spüren. Natürlich ist die Leiterin eine Böse und der geheimnisvolle Besucher auch. Dann lässt man mal alle sterben, belebt so einige wieder und raubt damit das letzte bisschen Spannung.
Die Erzählweise ist eher traurig und langweilig. Schon die nicht gerade uninteressant beginnende erste Folge entpuppt sich als Langweiler. Nichts was passiert ist unerklärlich oder mystisch. Die zweite Folge ermüdend. Dann führt man Hexer und Hexen ein. Nur ist Magie in einer magischen Umwelt überhaupt nichts erschreckendes, auch wenn einer bösartig ist.
Schade, dass man nicht ein zweites Asylum erschaffen hat, dieses Mal im Bunker und mit Leuten, die eben nicht als krank gelten. Das hätte spannend und auch grauenvoll werden können.
Stattdessen bietet man uns Gelaber zwischen Hexen und Hexern, die sich gegenseitig beleidigen. Erschreckend ist es nur, wie wenig Spannung man in einer ganzen Staffel einbauen kann.
Interessant, daß du „Apocalypse“ als Tiefpunkt der Serie empfindest und „Asylum“ dagegen als (Beinahe-)Höhepunkt.
Ich sehe es nämlich genau andersherum. „Asylum“ hatte einen sehr vielversprechenden Ansatz hinsichtlich des Schauplatzes und der Charaktere. Nur leider war das Storytelling nicht in der Lage, aus diesen Grundzutaten ein zussamenhängend großes Konstrukt zu machen. Viele Erzählstränge verpufften einfach.
„Apocalypse“ dagegen konnte bei mir gerade dadurch punkten, daß die Staffel auf vergangene Staffeln zurückgriff und in das eigentliche Geschehen mit eingebunden hat. Genau so, wie entsprechende Rückgriffe auch bei „1984“ stattfanden. Mal abwarten, daraus ließe sich noch ein eigenes Universum schaffen.
Und auch sonst empfand ich die Entwicklung von Story und Charakteren sehr anschaulich und alles andere als langweilig.
Aber so extrem unterschiedlich sind nunmal Geschmäcker. :-)
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