Im Review zu den beiden Auftaktfolgen von „The Mosquito Coast“ (Moskito-Küste) hatte ich ja von der sehr hohen Qualität der Produktion geschwärmt. In dem Apple Original sieht einfach alles extrem gut aus, und von Inszenierung über Storytelling bis zum Cast konnte einfach alles überzeugen. Nach so starken Einstiegen stellt sich natürlich immer die Frage, ob die Produktion das hohe Niveau halten kann. Ohne zu viel vorweg zu nehmen: Auch die restlichen fünf Folgen der ersten Staffel sehen weiterhin noch hochwertiger Kinoproduktion aus. Nur der Rest kann leider nicht ganz mithalten.
Moment, Staffel 1? Ja, ich hatte im Prinzip vermutet, dass sich die sieben Teile mit der Vorlage von Paul Theroux auseinander setzen werden und es dann auch schon einen Abschluss gibt, aber vor kurzem hat Apple die Serie um eine 2. Staffel verlängert – was bei mir für gewisse Ernüchterung gesorgt hat, weil ich einerseits auf eine abgeschlossene Miniserie gehofft hatte, was immer ein ganz guter Rahmen für eine komprimierte Erzählung einer Story ist und die nach dem Blick auf die ersten beiden Folgen auch gut zu „The Mosquito Coast“ gepasst hätte. Und weil ich andererseits befürchtete, dass Staffel 2 bedeutet, dass wir in den jetzt verfügbaren Folgen nichts über das Geheimnis der Fox-Familie erfahren werden und sich die Serie in so eine Art Endlosflucht entwickelt.
Genau hier stehen wir jetzt leider nach de sieben Folgen. In der Abschlussfolge gab’s ein weiteres „Nicht jetzt“ von Margot Fox, als eines der Kinder nach dem Geheimnis fragt. Und von Folge zu Folge stolpern die Vier in ein neues Fluchtszenario. Folge 3 spielt sich nochmal komplett in der Wüste ab und wird eigentlich nur davon getragen, ob es Chuy überlebt. Folge 4 hat einige spannende Momente bei Lucrecia und Enrique und endet in einer erneuten Flucht. Nächste Runde in Folge 5, wenn Allie und Margot in Mexico City geschnappt werden. Folge 6 enthält dann die Flucht aus Mexico City und eine recht merkwürdige Verhörszene zwischen Allie und Calaca, ehe in Folge 7 nochmal eine – tatsächlich ziemlich spannend inszenierte – Flucht aus dem Gefängnis und einer Kleinstadt am Strand ansteht. Die Familie flüchtet mit dem Boot in den Sonnenaufgang – Ende, aus.
„The Mosquito Coast“ hat leider für die Stringenz der ersten beiden Folgen verloren. Für die ersten beiden Folgen waren noch Regisseur Rupert Wyatt und Autor Neil Cross verantwortlich, dann übergaben sie das Ruder, wodurch die Serie leider in die ziemlich falsche Richtung steuerte. Die vielen tollen Ideen aus den ersten beiden Folgen wurden leider nicht verfolgt – der Erfindergeist von Allie zum Beispiel, dieser wahnwitzige Tüftler, der MacGyver-artig aus Nichts etwas bauen konnte. Klar hat er hier und da noch Ideen oder den Blick für außergewöhnliche Hilfsmittel, am Ende tritt das aber für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund. Das Zweifeln der Kinder Dina und Charlie kommt mir ebenfalls zu kurz – nur Dina sucht hier und da nach einem Ausweg, aber auch sie geht mir da nicht weit genug. Charlie bleibt weitgehend blass, vor allem am Ende wird’s auch ziemlich vorhersehbar: Die Waffe wurde ihm nicht umsonst mitgegeben, der Knalleffekt in der letzten Folge war somit wirklich keine Überraschung mehr.
Und so nehmen die Fox‘ ihr Geheimnis mit weiter in den Süden von Amerika, und man kann sich schon ungefähr ausmalen, dass es weiterhin auf eine Fluchtthematik hinauslaufen wird. Lucrecia wird keine Ruhe geben und weiter Leute hinterherschicken, die NSA wird auch weiter ein Interesse an der Familie haben, und auch Chuy dürften wir noch einmal wieder sehen. Dazu wird der Konflikt in der Familie immer stärker werden, mal sehen, was sich daraus noch ergeben wird. Ich hätte mir ehrlich gewünscht, dass man die Geschichte hier in vielleicht 8 oder 10 Folgen zu Ende erzählt und der Story ein würdiges Ende setzt. Vielleicht überrascht mich Apple auch mit einer unerwarteten Wendung in Staffel 2 – ich glaube derzeit allerdings nicht wirklich daran. Schade, vielversprechender Ansatz, leider fahrlässig mit einfachn Serienstandards und vorhersehbaren Moves in den Sand gesetzt.
Bilder: Apple
Kommentiere
Trackbacks