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Wieviel "4BLOCKS" steckt in "ASBEST"?

Review: „ASBEST“ S01E01 – Kein Gangster (Serienstart)

22. Januar 2023, 09:20 Uhr

Die neue Serie von und mit Kida Khodr Ramadan, das neue „4BLOCKS“ – damit hat man die wichtigsten Attribute für die neue ARD-(Mediathek, der Zusatz muss sein, da die Serie exklusiv für den Online-Teil der ARD produziert wurde) Serie „ASBEST“ direkt zusammengefasst. Doch wieviel Kida Khodr Ramadan steht in der neuen Serie, vor allem – wieviel „4BLOCKS“? Das kann man zumindest in Ansätzen nach Sichtung der Auftaktfolge zur neuen Serie beantworten, „Kein Gangster“.

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Die Ausgangslage ist schnell erzählt: Fußball-Talent Momo gerät zufällig in einen Überfall seiner Verwandten, und ehe er sich versieht, hängen ihm seine Cousins die Aktion an und lassen ihn in den Knast wandern. 9 Jahre Haft statt 2 Wochen U-Haft, Momos Karriere ist am Ende, doch sein Alptraum fängt damit erst an.

Gespielt wird Momo von Deutsch-Rapper Xidir; viel zu spielen gibt es für ihn aber in der Auftaktfolge erstmal gar nicht. Denn Momo ist komplett geschockt von den Ereignissen, die um ihn herum passieren. Er kann eigentlich gar nicht viel mehr tun als wortlos und paralysiert herumzusitzen – im Verhörraum, in U-Haft, im Gerichtszahl. Dummer Zufall, wird sich alles aufklären, in 2 Wochen ist sicher alles vorbei. Doch ist es nicht, denn dann kommt eben die Verhandlung im Gerichtssaal, um Momo werden die Augen geöffnet – und ab dem Moment kann auch Xidir erst zeigen, was er als Schauspieler kann.

Alle Songs aus der Serie gibt’s hier in der Playlist.

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Bis dahin erledigt ein recht prominent besetzter Cast den Rest für ihn: Seine Mutter wird von Jasmin Tabatabei gespielt, seine Freundin Daniela wird von Meret Beckers Tochter Lulu Hacke, wir sehen Veysel Gelin, Christian Kahrmann, Wotan Wilke Möhring, später Frederick Lau und Detlev Buck usw. usw. – wir haben den Cast in diesem Beitrag aufgeführt. Nicht jede:r Darsteller:in kann auch gleich überzeugen – die Verhörszene zum Beispiel ist unterirdisch, die Gefängniswärter sind gefühlt weit abseits der Realität, auch bei einigen Handlungssträngen ist mehr schlecht als recht nachgeholfen worden (hab‘ zum Beispiel noch nie erlebt, dass so schnell nach einem Verbrechen dieser Dimension eine Verhandlung stattfindet). Die Gefängnisdirektorin ist im Prinzip mit allen Klischees beladen, die man aus anderen schlechten Filmen und Serien so geht. Generell bedient „ASBEST“ viele Klischees, die Zuschreibungen und Charakterisierungen der Figuren sind bis hierhin noch ziemlich platt.

Das Problem ist – man sieht laufend sehr bekannte Gesichter und erwartet, dass diese Figuren auch eine entsprechende Bedeutung haben werden. Doch oft beschränken sie sich auf Nebenrollen, was an der einen oder anderen Stelle verwirrt. Und leider haben die Darsteller:innen auch nicht gerade die besten Dialoge serviert bekommen. Sie wirken oft ziemlich gestelzt und aufgesetzt, alles kommt irgendwie künstlich und steril daher. Man wird nicht so richtig warm mit den Figuren, kommt nicht in den Plot. Dazu tragen die zahlreichen Zeitsprünge bei, die zumindest in der Auftaktfolge ziemlich verwirren, aber auch die zahlreichen Charaktere, die man für sich erst einmal selbst sortieren muss. Wer gehört zu wem, wer hat eigentlich was mit wem zu tun? Das war schon bei „4BLOCKS“ verwirrend, ist für mich aber auch hier direkt ein echtes Problem. Zudem ist die gesamte Story nicht sonderlich gut erzählt – es wirkt so, als würde jemand von etwas erzählen, von dem er nicht wirklich eine Ahnung hat.

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Das Sterile setzt sich übrigens in der Ausstattung fort, mit der ich wirklich ein Problem habe. Natürlich ist es erstmal großartig, dass in einem echten Gefängnis gedreht werden kann. Nur ist das ja nicht mehr wirklich in Betrieb. Entsprechend steril und leblos wirkt der komplette Komplex, wie eine tote Kulisse, die der Handlung ein Bühnenbild geben soll. Klar, man kann sagen, dass das gewollt ist – den Begriff Knastkammerspiel haben ja schon einige Kolleg:innen anderer Portale in ihren Beschreibungen von „ASBEST“ verwendet – aber mich packt das irgendwie so gar nicht. Das Büro der Gefängnisdirektorin – ebenso steril. Die Aktenordner wirken wie sorgfältig von einem Möbelmarkt-Dekorateur in die Szenerie gestellt, der Schreibtisch soll irgendwie nach Arbeit aussehen. Funktioniert alles nicht – in Sachen Ausstattung liefert „ASBEST“ leider bis hierhin gar nichts.

Zum Ende hin gibt es aber gewisse Lichtblicke: Momos Gefühlsausbruch vor Gericht ist fast schon ein Wendepunkt in der Auftaktfolge – für Momo, aber auch für „ASBEST“. Es ist eine Befreiung für den Charakter Momo, aus der Stille auszubrechen, und gleichzeitig der Schritt von der Freiheit in den Knast. Jetzt ziehen wir mit Momo ein in die Knastzelle, finden uns in einer neuen Welt wieder, erleben eine andere Atmosphäre. Das macht Kida Khodr Ramadan als Regisseur dann übrigens richtig gut, wie er die Atmosphäre im Knast einfängt. Da kommt dann hoffentlich deutlich mehr ab Folge 2, wie hoffentlich auch von Kida Khodr Ramadan selbst, den wir in der Auftaktfolge lediglich ca. 5 Sekunden sehen.

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TIPP: Zu „ASBEST“ gibt es auch ein Making of – hier geht’s zu den Infos.

Was ist also „ASBEST“? Bis hierhin erstmal der Versuch, die Geschichte eines jungen, modernen Manns zu erzählen, der durch unverschuldete Umstände aus seinem erfolgreichen Leben gerissen wird. Kida Khodr Ramadan und Autorin Katja Eichinger versuchen dann auch, „Familie“ neu zu interpretieren. Nicht als diesen Zusammenhalt, dieses Füreinanderdasein, sondern dieses Mal die andere Seite, den Verrat und das Fallengelassenwerden. Ich hoffe, dass den beiden das in den kommenden Folgen noch besser gelingt. Ein neues „4BLOCKS“ ist es derweil beileibe nicht. „4BLOCKS“ wirkte wesentlich authentischer, realer, greifbarer, einfach echter, gerade wenn man auf die direkte, rohe erste Staffel blickt. Aber „ASBEST“ kann sich ja noch entwickeln – vier Folgen bleiben noch. Mindestens.

Bilder: ARD

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Sonntag, 22. Januar 2023, 09:20 Uhr
4 BlocksDramaReview
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