Puh, ja, keine wirklich neue Serie, Staffel 1 von „Atlanta“ hat Anna schon vor rund vier Jahren hier mit einem Review versehen, ich bin erst jetzt an „Atlanta“ rangegangen, da Magenta TV beide Staffeln ins Programm genommen hat. Staffel 1 hat mir ziemlich gut gefallen, so dass ich mir direkt Staffel 2 gegönnt habe. Anders als bei Staffel 1 spielt die fortlaufende Handlung keine ganz so große Rolle, es wird vielmehr Wert auf Einzelfolgen mit eigenen Geschichten gelegt. Man kennt zwar die Personen aus dem Gesamtzusammenhang, einzelne Folgen fokussieren sich dann aber immer nur auf bestimmte Personen des Casts – so wie Folge 7 „B.A.N.“ in Staffel 1, als eine der Hauptfiguren in einer Fernsehshow landete, um die es in der ganzen Folge ging (die Folge WAR die Fernsehshow).
Worum geht’s in „Atlanta“? Wir folgen Earn Marks, gespielt von Donald Glover, der auch die Serie entwickelt hat, einzelne Folgen geschrieben hat bei einigen Folgen auf dem Regiestuhl saß. Die Serie spielt – wie der Name schon vermuten lässt – in Atlanta, wo Earn lebt, und wo auch sein Cousin Alfred lebt und eine kleine Karriere als Rapper „Paper Boi“ macht. Earn biedert sich als Manager bei Paper Boi an und vertritt ihn im Verlauf der ersten Staffel. In Staffel 2 setzt sich das fort, aber wie gesagt fokussiert sich Donald Glover in Staffel 2 deutlich mehr darauf, einzelne Geschichten zu erzählen. Da ist zum Beispiel Folge 4, „Helen“, bei der Earn und seine Freundin Van nach Helen zu einem Fastnacht-Abend fahren. Dort ist alles im bayrischen Stil eingerichtet, und einige Leute sprechen in der Folge sogar bayrisch (auch Van-Darstellerin Zazie Beetz, die in Berlin geboren wurde und Deutsch spricht), was natürlich extrem unwirklich erscheint. Grotesk ist auch, wie Earn und Van dann um ihre Beziehung kämpfen, indem sie in der blau-weißen Partyhalle Tischtennis gegeneinander spielen.
Großartig ist auch Folge 5, wenn Paper Boi einfach nur einen Haarschnitt haben möchte, sein Friseur Bibby ihn aber durch die halbe Stadt schleppt, weil er immer wieder andere Dinge zu erledigen hat. Man leidet richtig mit Paper Boi (großartig gespielt von Brian Tyree Henry) mit und hofft, dass er jetzt endlich seinen Haarschnitt bekommt. Er steht auch in Folge 8 nochmal im Fokus, wenn er überfallen wird und schließlich im Wald umherirrt – auch wieder eine recht beklemmende Folge.
Das absolute Highlight ist allerdings Folge 6, „Teddy Perkins“, in der sich Darius, ein Freund von Paper Boi, zu einer alten Villa begibt und dort auf Teddy Perkins trifft, der ein Klavier zu verschenken hat. Teddy Perkins trägt ein maskenhaftes Gesicht und hat ganz absonderliche Eigenarten. Die Folge ist wirklich extrem beklemmend, ich war drauf und dran, einfach auszuschalten, weil’s so schwer zu ertragen ist. Dazu kommt noch, dass die Folge nochmal einiges länger ist als die normalen 22-Minuten-Folgen. Was mir beim Schauen der Folge gar nicht aufgefallen ist, ich aber nachträglich beim Nachlesen erfahren habe: Teddy Perkins wird von Donald Glover gespielt – einfach großartig, sicherlich eine Highlight-Folge für „Atlanta“ und die Serienlandschaft generell (auch wenn ich sie mir kein zweites Mal werde ansehen können…). Für die Folge gab’s dann auch zwei Emmys und drei weitere Nominierungen.
Ansonsten haben wir noch eine Single Episode mit Earns Freundin Van auf einer Party bei Drake – der aber in der Folge gefühlt irgendwie immer da ist, aber nur als Pappfigur zu sehen ist. Klasse ist auch die Flashback-Folge „FUBU“, die Ende der 90er Jahre spielt und Earn in der Schule zeigt, wie er stolz ein FUBU-Shirt trägt. Ein Schulfreund hat allerdings das gleiche Shirt, und es beginnt ein Wettlauf darum, wer ein echtes Shirt trägt und wer eine Kopie abbekommen hat. Die letzte Folge der Staffel nimmt dann wieder die Gesamthandlung auf und dreht die Karriere von Paper Boi weiter.
Staffel 2 von „Atlanta“ kann man nur jedem empfehlen, der auf hochwertige Serien-Produktion steht. Glänzte Staffel 1 vor allem durch den hintergründigen Humor und die vielen kleinen versteckten Dinge am Rande, zielt Staffel 2 auf das Erzählen von Geschichten in einzelnen Episoden ab. Und jede Einzelepisode ist für sich ein echtes Highlight.
Yup, großartige Serie, die leider wieder unter den Bummelverträgen der heutigen Fernsehstars und -Macher leidet da die Wartezeit zwischen den eh schon viel zu kurzen Staffeln ins unerträgliche gezogen wird, weil alle Beteiligten lieber erstmal einen Haufen andere Projekte machen.
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