Nach dem Ausflug nach Europa in Staffel 3 kehrt „Atlanta“ in der finalen 4. Staffel wieder nach Hause zurück. Und nachdem Staffel 3 vor allem einzelne kleine Geschichten erzählt hat, gibt es jetzt auch wieder einen roten Faden, der sich durch die 10 Folgen der finalen Staffel zieht. Earn, Van, Darius und Al aka Paper Boi setzen sich in den letzten Folgen mit ihrer Heimat Atlanta auseinander, und mit ihren Beziehungen untereinander. Was bedeutet ihnen Atlanta? Was bedeutet ihnen ihre Freundschaft? Das ist der Kern der fast wieder durchweg sehr gelungenen Folgen der 4. Staffel.
Das geht schon los in der Auftaktfolge, in der sich alle 4 auf unterschiedlichen Wegen befinden, am Ende aber wieder zusammenfinden – wenn auch auf sehr unterschiedliche und teilweise recht abgedrehte Wege. Was sich durch die Folgen zieht, ist, dass die vier Protagonisten fortwährend nach Auswegen suchen. In der Folge wollen Earn und Van aus einem Parkhaus eines Einkaufszentrums entkommen, in dem sie laufend auf Ex-Partner von beiden treffen. Ist natürlich schnell klar, dass das kein Zufall ist, und die Story lässt viel Raum für Spekulationen. Ist es ein Traum, eine Vorstellung, eine Zeitschleife… wird zum Glück nicht aufgelöst, man kann sich vielmehr selbst seine Gedanken dazu machen.
Oder in Folge 3, wenn Earn tagelang in einem Raum festsitzt, um D‘Angelo zu treffen. Auch hier spielt sich wieder viel im phantastischen Raum ab, aber auch hier geht es um den Kern dahinter. Earn merkt, dass sich hinter einer Fassade Dinge oft anders darstellen, als sie nach außen scheinen.
Dabei gibt es auch wieder Episoden, die zwar großartig sind, bei denen einen aber immer ein mulmiges Gefühl beschleicht. Irgendwo nicht entkommen zu können oder nicht am Ziel ankommen zu können, ist ja auch so eine Form von Alptraum für mich. Das passiert in dieser Staffel gleich an mehreren Stellen. Es ist nicht so unangenehm wie bei der „Teddy Perkins“-Folge der 2. Staffel, aber an ein paar Stellen wird‘s schon komisch. Wenn Van mit Lottie zu Dreharbeiten unterwegs ist zum Beispiel, und beide da irgendwie von einem mysteriösen „Mr. Chocolate“ festgehalten werden. Oder wenn Al glaubt, verfolgt zu werden, bis schließlich tatsächlich ein Mörder auftaucht. Oder nochmal Al, der sich nach den Ereignissen auf eine Farm zurückgezogen hat und irgendwo im Nirgendwo ums Überleben kämpfen muss. Und natürlich die letzte Folge, wo allen vier Freunden durch das Gemeinsame die Flucht gelingt, obwohl sich Darius immer noch in einer Traumwelt wähnt. Ist „Atlanta“ am Ende komplett nur geträumt? Das weiß nur Darius – wir sehen es – auch hier zum Glück – nicht.
Auf jeden Fall ist es das Ende von „Atlanta“. Die Geschichte von Al, Darius, Van und Earn geht weiter – aber an anderen Orten, nicht mehr in Atlanta. Dier vier verabschieden sich von Atlanta, und damit verabschieden auch wir uns von „Atlanta“. Damit endet dann nicht nur eine Staffel mit tollen Folgen, sondern eine hochwertige Serie, die viele starke Akzente gesetzt und einige unvergessliche Folgen geliefert hat. Die Serie von Donald Glover ist mutig, unkonventionell, spricht viele wichtige Themen an, wenn‘s um Gleichberechtigung, kulturelle Identität und Rassismus geht. Sie ist dabei hervorragend erzählt und inszeniert, und sie überschreitet Grenzen. Es gibt kaum eine Serie, die ich einerseits unbedingt sehen wollte, bei der ich andererseits bei einzelnen Folgen am liebsten aber auch abgeschaltet hätte, weil sie einem so ein Unwohlsein beim Zuschauen beschwert hat, wie „Atlanta“. Die Serie macht etwas mit einem, regt zum Nachdenken an, lässt die eigene Fantasie fließen, sorgt für eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln – so soll es sein.
Bilder: FX
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