Nach der eher langsam erzählten Exkurs-Episode vergangene Woche war klar, dass „Barry“ zur neuen Folge wieder zurückkehren würde – zum alten, grimmigen Genremix, nach Los Angeles und zu einer gewissen Normalität. Wobei, normal ist hier eigentlich gar nichts mehr…
Das bekommen wir zum Beispiel an Fuches – äh, Pardon: The Raven – gezeigt, der nicht nur Hals über Kopf tätowiert ist, sondern sich mit neuem Selbstbewusstsein ausgestattet auch entsprechend in eine Barista verliebt.
„The fuck happened to you?!“ – „I found myself.“ – „In a tattoo parlor?!“ (Hank & Fuches)
Sein einziges Ziel: Barry finden. Dazu besucht er Hank, der das Unternehmen „Nohobal“ gegründet hat – neben der Namensfusion im Titel wird Cristobal auch mit einer Statue und Info-Texten im Foyer gehuldigt. Das war ein wunderbar skurriler Anblick. Auch die Tour mit den Gangstern durch die Luxusvilla hat mir gefallen mit all den „Aaaahh!“s und „Ohhhh..“s. In der Folge wird auch immer wieder gut mit dem Zeitsprung und in den acht Jahren Etabliertem gespielt, wie mit Hanks fieser Sand-Erstickungs-Aktion, die als „NoHo Hourglass“ weitererzählt wird.
Sally hat von Barry vor seiner Reise nach Los Angeles beigebracht bekommen sollen, wie man eine Handfeuerwaffe zusammensetzt. Doch bevor diese zum Einsatz kommt, bewirbt sie sich eindrucksvoll um den Titel „Schlechteste Mutter des Jahres“. Erst macht sie John ein overgrilled Sandwich, dann schenkt sie ihm harten Alkohol in den Saft. Läuft. Beim später hinter ihr erscheinenden und schwarz gekleideten Eindringling kam mir kurz der Gedanke auf, ob das die Manifestation ihrer Depression oder Paranoia sein könnte. Es könnte sich aber auch um einen Albtraum handeln, immerhin hört sie Sequenzen aus einer Folge der dritten Staffel, in dem sie das Auge eines Bikers zerstört hat. Die Verwüstung könnte sie auch selbst hergestellt haben, aber das Anheben des Hauses sowie das Loch in der Wand sind dann schon wieder eine andere Sache. Handelt es sich etwa doch um reale Auftrags-Kriminelle? Wurden sie von Hank geschickt, der bereits angab, dass die Fühler nach Barry ausgestreckt seien?
Hier liegt noch einiges im Unklaren. Sicher ist aber, dass man einen verdammt guten Job gemacht hat, was die Inszenierung anbelangt. Gerade die Sequenz, in der Sally durch das vermeintlich leere Haus wandert und Tür sowie Fenster schließt, strotzt vor Angespanntheit. Allgemein hat die Folge vielerorts für Spannung sorgen können.
Für die auflockernden Elemente war dieses Mal wieder Barry selbst zuständig. Vor allem seine Suche nach einer Erlaubnis fürs Töten ist hier zu erwähnen. Wie er sich unterschiedliche Pastoren-Podcast über Sünden anhört, bis er einen findet, der Mord „erlaubt“ („Bingo!“), ist auch ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft, in der einige Personengruppen sich die Realität stricken, wie es ihnen gefällt, indem sie ihre eigenen „Nachforschungen“ betreiben und empirische Beweise subjektiv auswählen. Außerdem fand ich den Moment amüsant, in dem Barry sich im Supermarkt(!) eine Waffe kaufen geht und die anscheinend einzige Waffenrechtsverschärfung der nächsten acht Jahre darin besteht, dass er – analog zu Zigarettenschachteln – Bilder anschauen muss, die die Konsequenzen von Waffengebrauch aufzeigen.
„Oh – that’s a sign!“ (Barry)
Interessant im Hinblick auf das mögliche Endspiel der Serie sind die weiteren Informationen zur Rückkehr Genes. Sein Auslandsaufenthalt wurde auf Isreal konkretisiert und seine Rückkehr war nicht etwa der Auslöser für einen Film über seine Berkman-Geschichte, sondern exakt andersherum. Auch Gene kam aus der Versenkung zurück, weil er von den Film-Plänen erfahren hat und diese zu verhindern gedenkt. Das eint ihn mit Barry. Allgemein macht Gene einen tatsächlich veränderten Eindruck. Auch auf den noch skeptischen Sohn Leo, der tatsächlich überlebt hat.
Barry weiß das noch nicht und will Gene umbringen. Den ersten Ansatz eines Versuches hat er abgebrochen als er Enkel Gordon ins Haus hat gehen sein. Vermutlich spielt hier auch der Gedanke an den eigenen Sohn John eine Rolle, weshalb Barry innehält. Später wird Genes offene Haustür als Zeichen Gottes interpretiert, aber noch ehe Barry ins Haus treten kann, wird er von Jim hops genommen. Wundert mich ein bisschen, dass man den potenziellen Cliffhanger an dieser Stelle bereits aufgelöst hat. Aber nachdem Jim mehrmals in der Vergangenheit betont hatte, er wolle Vergeltung an Barry ausüben, dürfte spannend zu sehen, sein, ob er noch immer der Meinung ist.
Allgemein war das die erwartete Verbesserung zum kleinen Durchhänger vergangene Woche. Allerdings war das Tempo dann doch nicht so hoch, wie ich es mir erhofft hatte. Das war vielmehr eine Klarstellung der aktuellen Positionierungen, die als Übergangsfolge zum sich zuspitzenden Finale der Serie fungieren dürfte. Noch zwei Episoden bleiben uns, um alles aufgelöst zu bekommen. Das dürfte ein wilder Ritt werden, wobei aktuell noch überhaupt nicht abzusehen ist, wer da lebend rauskommen wird. Ich freue mich drauf!
Bilder: HBO
Es war absolut keine schlechte Folge, aber meine persönlichen Highlights, waren mal wieder diese kleinen, absurden Momente, wie etwa die Enthüllung von Fuches 2.0, wie später seine vermeintliche, herrlich normal aussehende Stieftochter keinerlei Probleme damit hatte, jetzt mit einer Gruppe Gangstern am Tisch zu sitzen oder wie eben diese Gangster bei der Hausbesichtigung begeisterte „Aaaahs“ und „Oooohs“ abließen.
Der Angriff auf Sallys Haus kam mir ein bisschen wie eine Wiederholung von Hanks Kerkerabenteuer aus der letzten Staffel vor, aber schon alleine der so lächerliche wie gruselige Anblick des „Schwarzen Mannes“ hinter ihr, war ein Highlight.
Der Cliffhanger war hingegen etwas vorhersehbar. Hatte mir schon gedacht, dass der Typ irgendwo lauert. Es würde mich noch nichtmal wundern, wenn er Genes Rückkehr verursacht hat.
Stimmt, Gene hatte ja was von einem Agenten erzählt! Kann gut sein.
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