Was auch immer du tust, verrate nicht das Ende! So oder so ähnlich lautete die Hauptaussage aller Videos und Beiträge, die ich im Vorfeld über die Serie „Behind Her Eyes“ (dt. Titel: „Sie weiß von Dir“) gesehen und gelesen habe. Und was soll ich sagen: Das hat mich sehr neugierig gemacht. Und so dauerte es nicht lang bis ich mich auf den Mystery-Thriller eingelassen habe. War das alles nur ein mieser Trick, um Menschen wie mich zum Einschalten zu drängen oder ist das Ende wirklich so WTF? Nachdem ich die Serie gesehen habe, kann ich sagen: Das ist es! Und seid euch sicher: Ich verrate es euch nicht.
Small World
Louise hat ein Kindermädchen für ihren Sohn Adam gefunden und nachdem ihre Freundin Sophie ihr kurzfristig für ihre Verabredung in einer Bar absagt, lernt sie dort zufällig David kennen, den sie beim Verlassen der Bar aus Versehen anrempelt, sodass sich sein teurer Scotch über seinen Anzug ausbreitet. Die beiden kommen ins Gespräch und verstehen sich auf Anhieb sehr gut. Der Abend wird für beide etwas überraschend mit einem Kuss beendet. Am nächsten Tag erwartet Louise allerdings eine noch größere Überraschung: In der psychiatrischen Praxis, in der sie in Teilzeit als Sekretärin arbeitet, steht der erste Tag des neuen Psychiaters und damit ihres neuen Chefs an. Und es dauert nicht lange bis wir herausfinden, dass ihr neuer Chef… ganz genau, der sympathische David aus der Bar ist. Ungünstig nur, dass seine Ehefrau ihn am ersten Tag in sein Büro begleitet und Louise schnell versteht, warum der Kuss am vorherigen Abend ein so abruptes Ende nahm.
Als wäre die Situation nicht eigentlich schon unangenehm genug, lernt Louise wenige Tage später ganz zufällig auch Davids Frau Adele genauer kennen. Die beiden rennen an einer Straßenecke ineinander und Louise lässt sich trotz großer Bedenken darauf ein, einen Kaffee mit ihr trinken zu gehen. Immerhin ist Adele neu in der Stadt und kennt sich noch nicht so gut aus. Und wie sich bald herausstellt, leidet Adele genau wie Louise an Schlafstörungen, hervorgerufen durch schreckliche Albträume – und hat eine gute Anleitung für sie, die ihr helfen soll, ihre Träume bewusst zu steuern.
„Pinch myself and say: I am awake.“ (Adele)
Es entwickelt sich eine spezielle Freundschaft zwischen den beiden, während sich Louises Beziehung zu David, der von der komplizierten und auch zerrütteten Ehe mit Adele niedergeschlagen scheint, ebenfalls intensiviert. Dass diese verworrene Dreiecksbeziehung nicht lange gut gehen kann, ist absolut vorhersehbar. Aber die Wendung in der Geschichte nicht.
Mr. Sandman bring me a dream
Die Geschichte von „Behind Her Eyes“ basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Sarah Pinboroughs und genau aus dem Grund, dass wir es hier mit einer Romanadaption zu tun haben, wird das Ende auch als so schockierend gehandelt, denn alle, die das Buch kennen, sind den Weg schon gegangen, der uns mit der Miniserie noch bevorsteht. In sechs Episoden versuchen wir durch die verstrickten Ereignisse durchzublicken, vorherzusehen, worauf die Geschehnisse der zahlreichen Rückblicke hinauslaufen werden und damit auch das Geheimnis zu lüften, welchen Twist die Geschichte für uns bereit hält. Und das ist wirklich nicht einfach.
Mir hat die Serie gut gefallen, da sie sehr spannend ist und der Fortgang der Geschichte wirklich unvorhersehbar daherkommt. Zudem sind die Schauspieler und Schauspielerinnen super: Simona Brown verkörpert die Rolle der Louise auf sehr sympathische Weise und man kann sich schnell mit ihr identifizieren. Eve Hewson nimmt die Rolle der Adele ein, die geheimnisvoll und zerbrechlich, aber gleichzeitig auch manipulativ und skrupellos wirkt. Und Tom Bateman ist als David mit seinem schönen schottischen Akzent (nicht wegen!) schwer durchschaubar, ein gebrochener Mann mit einem dunklen Geheimnis, der sich so sehr nach Nähe und Freude sehnt, dass man ihn gerne aus seiner toxischen Beziehung erlösen möchte. Mit allen Dreien kann man bis zu einem gewissen Punkt sympathisieren. Alle drei sind in der Geschichte irgendwie Opfer und Täter bzw. Täterin zugleich.
Und dann wäre da noch eine weitere wichtige Figur: Robert Aramayo, den viele vielleicht noch als den jungen Ned Stark aus „Game of Thrones“ kennen, nimmt die Rolle von Adeles gutem Freund Rob ein und spielt diesen unglaublich einnehmend. Wem kann man hier eigentlich vertrauen und wer spielt ein falsches Spiel?
„Everyone has secrets.“
Die latente Spannung, die während der gesamten Serie mitschwingt, wird mit ein paar Horrorelementen aufgeladen, die in den Traumsequenzen der Protagonistinnen zum Ausdruck kommen. Und nicht nur darin sind Kostüm und Settings wunderschön anzuschauen. Ich hab die Serie in zwei Schüben geschaut – die ersten drei Episoden an einem Abend, die letzten drei Episoden am folgenden – und kann euch sagen, ich hatte eine schlaflose Nacht, in der ich das Mysterium lösen wollte. Doch mit Folge vier ändert sich einiges, das die Geschichte in eine ganz neue Richtung lenkt. Bis dahin war ich Feuer und Flamme, mit dem ersten der großen Twists in der Geschichte wurde meine Begeisterung nach einem verwirrten „ahaaa“ etwas gezügelt. Aber dazu kann ich nicht mehr sagen, ohne euch zu spoilern. Und wie ihr wisst, leben die Geschichte und die Spannung von den Twists und dem Ende. Träumt schön.
Bilder: Netflix
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