Mein Lob für die letzte Folge – 5 von 5 Kronen – mag nicht jeder nachvollziehen. Doch der aufgezeigte Weg, wie Jimmy zu Saul werden könnte, war meiner Meinung nach einfach nur genial, da man ihn komplett nachvollziehen konnte. Episode 5, Rebecca, scheint aber meine Interpretation, dass Jimmy das Anwaltsein für Kim aufgeben wird und deswegen Saul erschafft, in Frage zu stellen. Aber dazu später mehr:
Das wichtigste Element dieser Episode ist die Beziehung zwischen Chuck und Jimmy. Im Opener der Folge sehen wir eine Szene aus der Zeit, als Jimmy gerade bei HHM als Aushilfe anfing. Jimmy besucht Chuck und seine Frau, seine blöden Juristen-Witze erfreuen die Dame des Hauses sehr. Man sieht, wie unwohl sich Chuck fühlt und später, als Jimmy schon weg ist, selbst versucht, einen dieser Witze zu erfinden, doch seine Frau findet ihn nicht annähernd so witzig wie die Witze von Jimmy. Ein Teil von Chuck ist also neidisch auf die Art, wie Jimmy es versteht, mit Menschen umzugehen. Später im Gespräch mit Kim offenbart Chuck dann, weshalb er tief im Inneren – trotz Bruderliebe – gegen Jimmy einen Groll hegt. Laut Chuck hat Jimmy früher Geld aus der Kasse des Geschäfts des Vaters genommen, weswegen er das Geschäft nicht halten konnte. Noch schlimmer: Kurz nach dem Bankrott starb der Vater, Chuck hat Jimmy nie vergeben, den Vater ins Unglück und vielleicht sogar in den Tod gestürzt zu haben. Das wiederrum bedeutet, Chuck und Jimmy werden wohl nie komplett zueinander finden, die Ereignisse aus der Kindheit stehen wie ein Monument zwischen den beiden.
Kim, die wegen Jimmy degradiert wurde, kann sich derweil selbst aus ihrem Schlamassel befreien. Obwohl sie im Keller Archivarbeit erledigen muss, telefoniert sie wild in ihren Pausen herum, um neue Klienten anzuwerben. Dieses Unterfangen ist sogar erfolgreich. Aber Howard will sie noch nicht begnadigen. Doch Chuck ist auf ihrer Seite, er will mit ihm reden und sie aus dem Keller holen. Die wichtigste Frage, die sich stellt, wenn Kim begnadigt wird: Was ist dann mit dem vortrefflichen Grund für Jimmy, sich eine neue Identität zu besorgen? Löst sich also der in Episode 4 aufgezeigte Weg komplett in Luft auf?
Vielleicht, aber auch ohne Kim ist Jimmy nicht gerade zufrieden in seinem hochbezahlten Anwaltsjob. Nach dem Gesichtsverlust der Kanzlei durch den von Jimmy produzierten und ausgestrahlten Werbespot wurde ihm eine aufstrebende, nerv tötende Junganwältin als Babysitter an die Seite gestellt. Daher rührt auch der Name der Episode, Jimmy und Rebecca – eine urkomische Kombination, aber ein weiterer Grund, weswegen Jimmy sich unwohl in seiner Haut fühlt. Jimmy vermisst die Action und die Freiheit, Dinge so zu erledigen, wie er das möchte.
Im Ausklang der Folge sehen wir dann mal wieder einen alten Bekannten aus Breaking Bad: Hector. Der Mann im Rollstuhl mit Klingel macht Mike seine Aufwartung. In dieser Zeit ist er noch auf den Beinen und voll bei Kräften. Er will, dass Mike für Tuco ein gutes Wort vor Gericht einlegt. Mike spürt, dass er eigentlich keine Wahl hat. Und damit endet die Folge.
Wie immer, eine gute Folge, auch wenn ich etwas konsterniert bin, dass Jimmys Transformation sich nun doch komplett anders vollzieht und sich deshalb wieder weit in die Zukunft schiebt. Bei diesem Gedanken glaubte ich, eine geheime Botschaft im Intro der Folge entdeckt zu haben. Wir sehen nämlich im typischen Better Call Saul Stil neben dem Titel der Serie auch ein Saul Goodman Werbeschild. Ist das etwa ein Hinweis, dass die Transformation unmittelbar bevor steht? Leider ist dem nicht so. Zwar ist es das erste Mal in der zweiten Staffel, dass wir den Namen Saul Goodman im Intro sehen, aber genau das gleiche Intro kam schon in Episode 6 Staffel 1 vor. Ja, ich habe mir alle Intros extra noch einmal angeschaut.
Es bleibt dabei, wir müssen Geduld haben und auf Saul warten.
Bilder: Netflix/Sony Pictures Television
Fand die Folge auch sehr gut. Freue mich schon auf die nächste, und wie es weitergeht. :)
Fand sie auch schwächer als die tolle letzte Episode. Es fehlte etwas der smarte Dreh in der Geschichte. Dennoch gute Unterhaltung und weiterhin sehr treffende Charakterdefinierung und -Darstellung!
Mich würde mal interessieren was Zuschauer denken, die Breaking Bad nie gesehen haben. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch bei denen funktioniert – vielleicht sogar besser weil man diesen „wann passiert es, was ist eine Anspielung“-Balast nicht mit sich herum trägt :-)
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