Eigentlich passiert nicht viel in Episode 7, aber die Bildsprache entschädigt für die fehlende Spannung. Jimmy ist unglücklich, er will kündigen aber versäumt es zu bemerken, dass er dann seinen Bonus zurückzahlen müsste. Also fasst er den Plan, dass er gekündigt werden muss – und wie er das macht ist einfach nur großartig und lustig. Dabei weht auch ein Hauch Saul Goodman durch die Episode, denn er schwingt sich in grässlich bunte Anzüge, kauft sich ein Doodlesack oder fängt an in der Küche mit einer Obstpresse an, lautstark den ganzen Betrieb in der Kanzlei zu stören.
Aber nicht nur die Ereignisse sind unterhaltsam, die Bildsprache setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf. Ich erinnere mich dabei an Snatch, auch hier wird mit mehreren parallelen Bildern gearbeitet, die mit Musik untermalt werden. Jimmy wird einfach nur hervorragend inszeniert, ein Lob an den Regisseur und den Schnitt!
Parallel geht es bei Kim darum einen neuen Job zu finden, sie wird von einer konkurrierenden Kanzlei gefragt und sieht ein, dass sie bei HHM keine Zukunft hat. Jimmy fragt sie daraufhin, ob sie nicht lieber mit ihm zusammen eine Kanzlei eröffnen wolle – sie schlägt das aus im Wissen, dass sie einen hoch bezahlten Job in der anderen Kanzlei bekommen wird. Doch interessanterweise fasst sie den Entschluss, nicht den gradlinigen Weg zu gehen, sondern so gut wie mit Jimmy zusammen zu arbeiten, also Räume zu teilen und so Synergien herzustellen, aber nach außen als Einzelperson aufzutreten.
Jimmy ist damit nicht komplett zufrieden aber er kommt damit seinem Ziel sehr nahe zusammen mit Kim zu arbeiten, auch wenn man das „Ja“ zu diesem Vorschlag in dieser Episode noch nicht hört.
Auch wenn mir die Spannung und Action in dieser Episode fehlt, entschädigt der Jimmy-Egotrip komplett für alle Defizite. Bob Odenkirk kann den riesigen Raum füllen der ihm geboten wird und verleiht Jimmy erneut viel Sympathie und neue Charaktereigenschaften, wie beispielsweise den unnachgiebigen Clown, der vor nichts zurückschreckt. Erneut stellt man fest, dass Better Call Saul auch mit sehr wenig Handlung gut funktioniert, was wiederum für das Skript, die Charaktere und die Schauspieler spricht.
Super Folge, vor allem, was die Zeichnung der Figur „Kim“ betrifft. Auch wenn, wie du schon sagst, die Handlung nicht unbedingt meilenweit vorangetrieben wird, mag ich es sehr, wenn Serien sich auch mal die Zeit nehmen, die Charaktere zu vertiefen und das wurde hier sowohl bezüglich Jimmy als auch bei Kim hervorragend getan.
Die Metapher des clown-haften Stehaufmännchens passt so unfassbar gut zu Jimmy/Saul, das man den Eindruck bekommen könnte, es wäre von Anfang an der Ideengeber dieses Protagonisten gewesen. Von einem niemals enden wollenden Strom getrieben, dabei knallbunt und auf unberechenbare Art und Weise bleibt Jimmy dennoch auch bei Gegenwind stets standhaft, auch wenn er zwischenzeitlich mal einknickt. Perfektes Bild!
Und die Variante Kims Inneres durch ein Vorstellungsgespräch nach außen zu kehren gebührt auch höchstes Lob! Was treibt die Karrierefrau an, was ist ihre Vergangenheit und was will sie eigentlich erreichen? In dem Gespräch und ihrer Reaktion darauf merkt man wunderbar, warum sie sich einerseits zu Jimmy hingezogen fühlt und gleichzeitig wird deutlich, warum es mit den beiden nicht gut gehen kann. Das zeichnete sich nie so deutlich ab, wie in dieser Situation. Und dementsprechend konsequent auch ihre Entscheidung: Sie würde so gerne mit Jimmy zusammenbleiben, sucht seine Nähe, wird sich aber nie gänzlich einer gemeinsamer Zukunft hingeben können…
Super Folge mit viel Tiefgang und trotzdem jeder Menge Raum für Klamauk!