Gibt es eigentlich ein Serienmaß für Aktionen pro Minute? Sozusagen ein Index für Schnelligkeit – bzw. Langsamkeit. Wenn ja, dann wäre Better Call Saul sicherlich der Benchmark.
S03E03 – Sunk Costs
Was passiert in der dritten Folge? Nicht besonders viel. Ich frage mich, ob die Serie nicht eine Art Kunstprojekt ist; etwas, bei dem man sich normalerweise in einem Museum auf einen Stuhl setzt, 10 Minuten einer Blume beim Wachsen zuschaut, um dann in den nächsten Raum zu gehen. Teilweise kommt es mir so vor – insbesondere in dieser Folge. Andererseits, macht es auch Spaß dabei zuzuschauen, sich auf diese Langsamkeit einzulassen.
Man folgt Eindrücken, Impressionen und Gefühlen. Beispielsweise einem Gefühl für Jimmy, dass er einem leid tut, aber auch ein Gefühl der Einsamkeit, wenn man Mike alleine in der Wüste liegen sieht. Dann gibt es noch das kleine Musikvideo mit Kim in der Hauptrolle, etwas Energetisches, Belebendes und das Gefühl des Aufbruchs.
Großartig, aber auch sehr fremd. Better Call Saul hat eine ganz eigene seltsame Inszenierung erfunden, eine Nuance Handlung, aufgegossen mit vielen Bildern von Landschaften und Charakteren. Der von mir noch kritisierte fehlende Faden aus dem Auftakt ist mir nicht mehr wichtig, auch wenn es inzwischen eine klare Route gibt. Jimmy droht seine Lizenz zu verlieren – vielleicht der Weg zu „Saul“? – und gleichzeitig machen Mike und Gus gemeinsame Sache.
Better Call Saul ist mehr eine Therapie für den Zwang, immer mehr in kürzerer Zeit aufzunehmen. Ja, diese Serie ist eine Medizin und sie wirkt. Es tut einfach gut, für 45 Minuten abzutauchen und sich in der Wüste zu befinden. Vielmehr hoffe ich nun, dass Jimmy sein Ziel nie erreicht und die Netflix-Therapiesitzung noch lange weiter geht.
Ich bin auch schwer begeistert, Mike beim (erfolglosen) Werfen eines Paar Schuhen zuzusehen hat etwas absolut tiefenentspannendes.
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