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Traurig aber eindrucksvoll

Review: Better Call Saul S03E10 – Lantern

22. Juni 2017, 09:06 Uhr

Die 10. Folge und damit das Ende der dritten Staffel. Ich habe etwas gebraucht, um mit dieser Serie warm zu werden. Zuerst war ich zu gierig auf den Wandel von Jimmy zu Saul, dass ich hinter jeder Situation den entscheidenden Moment vermutete. Als ich dann merkte, dass es doch etwas dauern würde, empfand ich manche Szenen oft zu langatmig und langweilig. In der dritten Staffel habe ich mein Fremdeln endgültig überwunden, was vielleicht auch an der hohen Qualität liegen mag. Die Längen haben den Charakteren gut getan, jedes Ereignis ist ein weiterer – wenn auch kleiner – Stein des Hauses.
Das Ende der letzten Episode, Kim im Airbag in einem zerstörten Auto nach Sekundenschlaf, hätte eigentlich schon ein guter Staffelcliffhanger sein können.

S03E10 – Lantern

Kim verletzt im Krankenhaus und ein besorgter Jimmy, so begrüßt uns die finale Episode. Kim ist schwer angeschlagen. Sie erkennt, dass sie zu viel wollte, sich zu viel zugemutet hat. Jimmy dagegen sieht den Fehler bei sich; durch sein Festhalten an den gemeinsamen Räumen habe sich auch Kim übernommen. Für beide ist das Ereignis eine Zäsur. Kim versucht, nicht an ihren Ehrgeiz anzuknüpfen; sie sieht ein, dass sie eine Pause braucht. Auch Jimmy hat ein schlechtes Gewissen, er bereut seine Aktion gegenüber Irene. Sie ist nun die Ausgestoßene und er vermag durch gutes Einreden ihre ehemaligen Freundinnen nicht zu überzeugen, wieder den Kontakt aufzunehmen. Am Ende hilft nur ein harter Cut, er muss sich selbst entblößen – jetzt hassen ihn die alten Menschen, aber wenigstens hat er den Schaden wieder gut gemacht. Kim und Jimmy – sie sind gefallen, aber irgendwie glücklich.

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Im Stück um Hector und den Vater von Nacho droht das traurige Ende. Wie befürchtet, reagiert der Vater nicht glücklich, als Don Hector seinen Laden betritt und widerspricht ihm. Nacho fürchtet, dass nun die Rache folgen wird und bewacht in der Nacht den Laden seines Vaters und Don Hector erscheint tatsächlich. Doch der Showdown bleibt trotz großer Spannung aus. Stattdessen erscheint Gus mit Hectors Konkurrenten des Kartells. Als ihm klargemacht wird, dass er mit Gus zusammen arbeiten muss, regt er sich so auf, dass er die vergifteten Pillen nimmt und ins Koma fällt. Es scheint, als ob dies der Moment ist, in dem der Better Call Saul Hector zum Breaking Bad Hector geworden ist; ein im Rollstuhl sitzender und gelähmter alter Mann.

Das traurigste in diesem Staffelfinale ist das Schicksal von Chuck. Jimmy fühlt sich ihm gegenüber schuldig und stellt Chuck zur Rede, doch Chuck ist kalt und stellt fest, dass er Jimmy sein Bedauern zwar glaubt, aber er darauf doch wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückfallen wird. Eine Feststellung, die wahrscheinlich der Wahrheit entspricht. Am Ende des Gesprächs schneidet er mit einem Satz das Band zwischen den beiden Brüdern, er hätte sich eigentlich nie wirklich für seinen Bruder interessiert.

I don’t want to hurt your feelings, but the truth is, you never meant all that much to me.

Auch mit HHM, der von ihm mitgegründeten Anwaltskanzlei, bricht Chuck oder besser gesagt HHM bricht mit ihm. Howard kann Chuck sein egoistisches Verhalten nicht verzeihen. Er nimmt einen Kredit auf, um Chuck aus zu bezahlen. Chuck fällt durch die Ereignisse in sein altes Muster zurück. Kurz war er in der Lage, seine Störung zu unterdrücken, aber nun kann er nicht mehr. Erst schaltet er alle Sicherungen aus, dann sucht er nach dem letzten bisschen Strom, welches laut Stromzähler noch fließt. Am Ende, in unfassbar langen Minuten, steht ein fast komplett zerstörtes Haus. Er ist ganz unten angekommen. Zu guter Letzt tritt er eine Gaslampe um, man sieht Feuer und dann wird in den Abspann übergeleitet. Haben wir hier etwa das Ende von Chuck gesehen?

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Ein harter Schluss

Puh, das Ende hat gesessen. Ganz ruhig, aber dennoch kraftvoll prägt sich diese Episode in das Hirn des Zuschauers. Chuck ist wahrscheinlich gestorben und Jimmy trägt die Schuld. Doch halt, nein, so einfach ist es wie immer nicht. Er ist ein Teil, aber auch Chuck hat sich dort hin manövriert. Als Zuschauer fragt man sich, wie schwarz, wie weiß oder wie grau das Bild tatsächlich ist. Wäre Chuck noch am Leben, wenn Jimmy nicht die Akten manipuliert hätte, oder zumindest ihn nicht bloß gestellt vor Gericht oder ihn am Ende einfach nur in Ruhe gelassen hätte? Tja, das ist die Frage und diese Frage lässt sich nicht beantworten. Es bleiben die Fragezeichen, dieses ungute Gefühl, wie man das alles interpretieren soll. Darf man noch Sympathien für Jimmy empfinden? Schließlich zeigt er Reue und hat wenigstens Irene wieder mit ihren Freundinnen vereint.

Doch Chuck hat in gewisser Weise recht, Jimmy kann nicht aus seiner Haut. Andererseits sehe ich immer noch nicht das Alter Ego Saul in Sicht. Oder wird es jetzt ganz schnell passieren? Wird Jimmy ohne das Geld aus dem Sandpiper Fall zumindest in den kommenden Jahren und ohne Familie schon zu Beginn der vierten Staffel als Saul auftreten?
Was bleibt, sind Fragen und gute Unterhaltung. Meiner Meinung nach ist die dritte Staffel wieder auf dem Niveau der ersten, wenn nicht sogar darüber.

Bilder: AMC / Netflix

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Donnerstag, 22. Juni 2017, 09:06 Uhr
Better Call SaulReview
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Ein Kommentar

  • Ich bin noch unentschieden, ob ich das Finale nun gut oder schlecht finden soll. Ja, es wurde drastisch bei Chuck, aber es wirkt eben auch darauf getrimmt. „Eigentlich alles gut, dann manisch bis zum (wissentlichen?) suizid“? Sicher erklärbar, wirkt aber unnötig auf Überraschungseffekt hin gedrungen.
    Dass Kim sich zurückzieht finde ich dagegen ungemein schlüssig und dazu passend inszeniert. Unterhaltsam, einem Workaholic beim „Blaumachen“ zuzuschauen.

    Ansonsten fand ich die finale Folge dann tatsächlich etwas schwächer als manch geniale Folgen, die es zwischenzeitig zu sehen gab. Bin da eher bei 4 Kronen, wobei man schon sagen muss, dass das bisher die beste Staffel der Serie war, da die spannendste und natürlich die, mit dem größten Breaking Bad-Bezug.

    Entgegen anderer laufender Serien bin ich auch gar nicht mal so froh, dass die Staffel vorbei ist und freue mich bereits auf Season 4!

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