Nach dem sehr intensiven und actionreichen Abenteuer-Ausflug vergangene Woche rastet „Better Call Saul“ ein wenig, ohne jedoch an Spannung zu verlieren. Entsprechend des Episodentitels weiß „Bad Choice Road“ zudem viele wegweisende Entscheidungen und Erkenntnisse für diverse Figuren zu offenbaren. Alles beginnt mit einer netten visuellen Spielerei, als wir die wartende Kim im direkten Vergleich mit dem wartenden Saul zu sehen bekommen. Sie wartet auf ihn und er auf den lang erhofften Signal-Balken des Mobilfunk-Netzes.
„I’m okay.“ (Jimmy)
Man möchte meinen, die Mission sei geglückt. Was lange währt, holt Lalo aus dem Knast. Inklusive ein bisschen Wechselgeld, die aufwendige Geldzähl-Szene hat schon gewaltig an das spätere „Breaking Bad“ erinnert. Interessant wird es dann aber im Zwischenverhältnis der Charaktere. Saul erfährt nebenbei, dass Kim das Spiel betreten hat, will sie entsprechend vor weiteren Details bewahren und tischt ihr die gleiche Story auf, wie Lalo. Dass der zerschossene Trinkbecher übersehen worden ist, kann man durch den womöglichen Sonnenstich sicherlich erklären. Neben dieser erkenntnisreichen Situation hat mir aber vor allem die ungewohnt actionreiche Entsaftung sehr gefallen.
Die ersten Konsequenzen folgen schnell. Kim meldet sich erst krank, kommt dann aber doch in die Kanzlei, um in einem impulsiven aber nicht unbedacht wirkenden Moment zu kündigen. Es scheint merklich eine Last von ihr abgefallen zu sein.
„So embarrassing! You’ll probably have to change your name. Again…“ (Staatsanwalt)
Saul verliert einen eigentlich sicher geglaubten aber recht unwichtig erscheinenden Mini-Fall und man merkt richtig, wie sein Kopf woanders ist. Selbst das Gerede des dämlichen Staatsanwaltes berührt ihn so gar nicht mehr. Er steckt in einer anderen Welt – und viel tiefer drin, als ihm lieb ist. Das meint er eigentlich auch, als er mit Kim über „schlechte Straßen“ spricht, vor denen er sie (und eigentlich aber auch sich selbst) bewahren möchte, ebenso merkt er es auch im Gespräch mit Mike, der es wiederum zuvor gewagt hatte, die Strategie von Fring zu kritisieren und ebenfalls gemerkt hat, dass er drin steckt und andere, wie Nacho, auch einfach nicht mehr raus kommen können.
Dass Lalo einen gewissen Spürsinn für faule Dinge hat, wussten wir ja bereits, der Superhelden-artige Sprung hat mich dann aber doch überrascht. Auch er entdeckt verräterische Einschusslöcher, wobei mir die visuelle Parallele zu der Szene mit Kim sehr gefallen hat. Ab hier dreht die zuvor etwas seichter laufende Folge dann richtig auf. Und das, ohne wirklich aufzudrehen. Eine absolute „Better Call Saul“-Qualität, auf die man sich jedoch auch einlassen muss.
Zum einen hätten wir da das stete Fragespielchen für uns Zuschauer. Hätte Nacho Lalo nicht einfach in der Wüste zurück und verrecken lassen können? Nein, denn zum einen hätte er wie Saul einfach einen Weg finden können, vor allem aber wäre er wohl von den beiden Anzug-Brüdern aufgelesen worden. In der Wüste erschießen? Hm, dann wäre er zu einem abgesprochenen Treffpunkt nicht erschienen, schaut shady aus. Ebenso hat Mike ihn später ja mehrfach im Visir, aber die Salamancas sollen einfach nicht wissen, dass Fring derart aktiv wird, damit er weiter im Hintergrund arbeiten kann. Verzwickte Lage.
Noch packender ist aber die Situation selbst in der finalen Szene. Lalo stattet Saul einen Überraschungsbesuch ab. Zuhause. Dieser Moment definiert die komplette Situation neu. Saul merkt, dass er nicht einfach sein neues Alter-Ego samt Beziehungen an der Tür lassen und privat Jimmy sein kann. Er steckt drin, mit allen Konsequenzen. Das bedeutet nicht nur, dass sein Privatleben riskiert wird, sondern auch die, die ihm nahe stehen – in diesem Fall vor allem Kim. Die Situation war ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie gekonnt und subtil „Better Call Saul“ Stimmung verdichten kann. Kleine Aktionen der Figuren, wie das bewusste wiederholte Klopfen gegen die Aquarium-Scheibe, was eine Art „Du sagst mir nichts!“-Stärke-Signal von sich gibt, der dezent einsetzende Soundtrack oder auf das Nötigste konzentrierter Dialog, der demonstriert, wie bedacht die Charaktere vorgehen. Und wer hier nicht an „Say. My. Name.“ gedacht hat, ist selbst schuld:
„Tell. Me. Again.“ (Lalo)
Die Kirsche auf der Torte war dann noch der Moment, in dem Kim Lalo selbstbewusst Contra gibt. Ein verdammt guter Auftritt (inklusive kleiner Zitter-Attacke nach Verlassen Lalos), der zeigt, dass man sich eben nicht einschüchtern lassen darf. Dass gerade Saul mit seinem sonst so aufbrausenden und blendenden Auftreten das nicht mehr geschafft hat, erzählt einiges über sein aktuelles Innenleben. Es herrscht Angst.
Insgesamt tue ich mich etwas schwer, die Folge zu bewerten. Die erste Hälfte war eher ein Aufarbeiten der vergangenen Folge. Das hat funktioniert, keine Frage, hatte aber eher wenige, kleinere Highlight-Elemente. Wirklich stark aufgetrumpft hat man am Ende. Insgesamt ist dann aber in der Netto-Fernsehstunde auf dem Papier recht wenig passiert, was auch gar nicht schlimm ist. Wie so oft hat „Better Call Saul“ mal wieder den Weg als Ziel zelebriert und entsprechend stark und intensiv zu inszenieren gewusst. Schwächer als vergangene Woche war es meiner Meinung nach insgesamt dann aber doch etwas, weshalb ich – auch wenn es am Ende nicht wirklich viel zu kritisieren gab – bei 4,5 Kronen lande.
Der Weg ist jedenfalls bereitet für ein intensives Staffelfinale. Mit den aktuellen Vorzeichen kann man von einem Weg der schlechten Entscheidung ausgehen. Eine Folge noch und ich wette darauf, dass ich kommende Woche nicht mit dem Gedanken spielen werde, lediglich vier Kronen zu verteilen…
Bilder: amc
Ich glaube Nacho ist erledigt.
Ja, schaut schlecht aus für ihn. Aber auch er gehört ja zu denen, die irgendwie einen „Absprung“ vor „Breaking Bad“ schaffen müssen. Hatte noch auf komplette Flucht gehofft, aber bleibt fraglich, ob Fring ihn noch irgendwie raus lässt (sei es gewollt oder ungewollt). Vielleicht kann er ja noch Teil eines Deals werden oder so.
Mich hat die schmucklose Ausrede von Jimmy und Mike etwas erstaunt. Immerhin wissen beide, wie gerissen Lalo ist und er jede Ungereimtheit sofort durchschaut. Das wird auch in diesem Fall so gewesen sein. Nur hat ihn Kim darauf aufmerksam gemacht, dass wohl familienintern etwas faul sein könnte. Sollte Nacho und Lalo nächste Folge draufgehen, wäre es etwas mager für Staffel 6.
Wer hat Jimmy eigentlich den Koffer mit seinem Anteil + Tasse gepackt? Immerhin gab es ja auch noch Jimmys Auto-Nummernschild.
Gepackt wurde ihm das nicht wirklich, das war einfach das Geld, was nach dem Zählen übrig war. Sprich, letztlich er selbst nachdem er die Kaution gezahlt hatte. Aber ja, an das Schild hatte ich auch denken müssen. :)
Danke für die Reviews die sind der Hammer gute zeit noch und allen viel Spaß beim Finale
Freut mich, dass sie dir gefallen, danke. Dir auch viel Spaß beim Finale! :)
Und lalo darf net Verecken der ist so der Hammer
Autor:innen gesucht!
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