Ach, was ist das nur für eine großartige Serie. Und wie schade ist es doch, dass diese Serie nur noch diese eine Staffel hat. Die erste Folge hat abgeliefert, wie sieht es mit Folge zwei aus?
Was mich ein bisschen enttäuscht, ist dass diese Episode kein tolles Intro außerhalb der Staffelhandlung bekommt. Ganz so groß wie im Auftakt hätte es auch nicht sein müssen, aber eine kleine Vorschau wäre schon nett gewesen. Aber man kann nicht alles haben.
In „Carrot and Stick“ geht es zunächst darum, dass Mike im Auftrag für Gus die Wohnung von Nacho präpariert. Die Akribie ist beeindruckend und der Kontrast zu dem eher grob operierenden mexikanischen Kartell; Gus ist eben ein Mann, der alles ganz genau nimmt. Mike und seine Leute knacken den Safe und bauen das gleiche Modell wieder ein, nur um Beweise zu platzieren, die Nacho auffliegen lassen sollen. Was mich daran etwas wundert, ist warum Gus einen derartigen Zeitvorteil hat? Warum besuchen die Männer des Kartells nicht schon viel früher seine Wohnung? Was mich auch etwas wundert, ist die Tatsache, dass Gus Nacho die Schuld anheften will, aber keine Gefahr darin sieht, dass Nacho lebend gefasst wird und ausplaudert, dass er mit ihm zusammengearbeitet hat. Vielleicht bin ich auch nicht so schlau wie Gus, aber mir erscheint das alles etwas zu sehr konstruiert.
Diese zeitliche Diskrepanz sorgt auch dafür, dass Nacho Zeit hat, seine Situation zu analysieren und zu fliehen. Die Szenen, in denen wir ihn sehen, wie er auf heißen Kohlen sitzt, sind großartig, man kann die Spannung spüren und fragt sich, was mit ihm passiert. Und er schafft es tatsächlich, sich zu befreien. Aber auch hier bin ich etwas verwundert, dass ihm das gelingt. Dass er es tatsächlich schafft, gegen die Zwillinge Marco und Leonel Salamanca zu bestehen, sie sein Auto nicht komplett fahrunfähig schießen, und er auch sie nicht trifft mit seiner Pistole, als er mit dem Auto auf sie zu rast. Das ist mir etwas zu weit hergeholt. Und auch das Ende, er fährt gegen das Auto des Killerkommandos, aber kann doch fliehen. Wirklich? Und sich sogar noch verstecken? Normalerweise sollte er doch innerhalb von wenigen Minuten gefunden werden. Die Polizei ist doch vom Kartell komplett geschmiert. Versteht mich nicht falsch, das alles unterhält mich prächtig, aber die Action ist mir an dieser Stelle zu unglaubwürdig. Dass sich Mike im Zuge der Ereignisse so klar für Nacho ausspricht und sich damit gegen Gus stellt, finde ich auch spannend, aber so richtig zündet dieser Konflikt nicht, da man ja weiß, dass Mike auch in „Breaking Bad“ zu sehen ist.
Wer wie ich mit der Action hadert, der sollte aber mit den Wiedersehen der Kettlemans mehr als zufrieden gestellt werden. Und auch hier zeigt Kim wieder ihren Einfluss auf Jimmy; sie entwickelt den Plan, die notorischen Betrüger in den Plan einzubinden, um Howard eins auszuwischen und dafür zu sorgen, dass Jimmy durch einen Vergleich mit Sandpiper an seine Millionen kommt. Und wie schön, die Kettlemans zu sehen, ich habe sie vermisst. Sie sind völlig überzeichnet, aber in der Interaktion mit Jimmy kommt die Serie zur Höchstform. Der Kontrast von Mann und Frau Kettleman, sie ist naiv böse und er ist naiv nett. Sie will Jimmy die Gurgel umdrehen und er ist bereit zu einem netten Plausch – großartig. Mein innerer Gerechtigkeitssinn freut sich am Ende, dass Kim sie dazu zwingt, den armen Menschen, die sie aktuell ausnehmen, alles zurückzugeben.
Folge zwei der letzten Staffel und ich bin weiterhin begeistert. Wegen der etwas unglaubwürdigen Action ziehe ich in der B Note ein kleines bisschen ab, aber es bleibt natürlich eine super Folge.
Bilder: AMC / Netflix
Ich fand Nachos Flucht auch etwas unglaubwürdig, aber es wurde ja klar ausgesagt, dass man ihn lebend braucht. Da sind Schüsse auf den Wagen evtl zu riskant.
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