Am Donnerstag startete endlich die neue deutsche Netflix-Serie „Biohackers“. Die sechs Episoden umfassende erste Staffel der Serie hat es bereits innerhalb eines Tages auf den ersten Platz unter den Serien in Deutschland geschafft und ist ebenfalls in den Top Ten weltweit vertreten. Kann „Biohackers“ als nächste deutsche Netflix-Produktion an den Erfolg von „Dark“ anknüpfen? Nun meiner Meinung nach ist das Potenzial vorhanden.
Geschöpf oder Schöpfer?
Bevor ich auf die Spannung und die Story zu sprechen komme, möchte ich mich gerne dem Hauptthema der Serie widmen. In wie weit ist es moralisch vertretbar, dass der Mensch in die Natur eingreift? Können wir uns einfach über alle Naturgesetze stellen und die DNA, den genetischen Code von Pflanzen und Tieren, ja gar von Menschen verändern? Hoch gesellschaftliche Themen in einer immer rasanter fortschreitenden Welt der Medizin, verpackt in einer spannenden und gleichzeitig witzigen Serie: Mich persönlich ließ „Biohackers“ tatsächlich hinterfragen, inwiefern man die Grenzen überschreiten kann und wann es nur noch moralisch und ethisch verwerflich ist. Ist es nicht richtig, Menschen vor Krankheiten zu beschützen, damit kein Kind mehr an Krebs sterben muss? Doch wie Jessica Schwarz´ Figur Professor Lorenz in „Biohackers“ beweist, muss man zur Erforschung dieses Heilmittels auch über Leichen gehen. Homo Deus, der Mensch als Gott und Schöpfer, aber auch als erbarmungsloser Zerstörer. Professor Lorenz stellt das Wohl aller über das Leben weniger, doch das stellt einen wieder vor das ethische Problem: Kann man ein Leben mit einem Leben aufwiegen?
Die Chaos-WG
Doch neben dem harten Tobak hat „Biohackers“ auch wirklich witzige Dinge zu bieten. Es geht bereits los, als Mia in ihrer WG ankommt: eine Gruppe voller crazy Nerds begrüßt sie. Allerdings sind die Charaktere meiner Meinung nach ganz schön überzeichnet. Die superschlaue Asiatin, der etwas durchgeknallte und schräge Lockenkopf und die wohlhabende, sexy, schlaue Blondine. Die Charaktere sind zwar witzig, aber es mangelt an Tiefgang, sodass man sie nicht unbedingt für voll nehmen kann. Erfrischend hingegen ist der Zusammenhalt der Truppe und ihre Unterstützung, die sie Mia entgegenbringen. Selbst in heiklen Situationen sind sie an Mias Seite und scheuen auch dann nicht zurück, wenn ihre Unterstützung zu einer Verhaftung führen könnte. Alles in allem eine witzige Truppe, vor allem wenn Ole sich mal wieder mit Hilfe eines Youtube-Videos selbst operiert oder Chen-Lu so schnell spricht, dass keiner mehr mitkommt.
Doch probiert bitte nicht wie Ole diese crazy Bodyhacking Optimierungen eures eigenen Körpers aus, schon gar nicht mit Hilfe eines Youtube-Videos! Für alle die sich aber doch etwas „hacken“ wollen, gibt es auf der Instagram-Seite von „Biohackers“ ein paar Alltagshacks zum Nachmachen. Garantiert sicher.
Die Story
Mit einigen Flashback erzählt uns „Biohackers“ die Hintergrundgeschichte und legt uns die Motivation der Hauptfigur Mia näher. Wenn es der Serie zwar an Tiefgang bei den Figuren fehlt, so steckt doch in der Story und gerade auch in dem wissenschaftlichen Teil ordentlich Arbeit. Soweit ich als Laie das zumindest beurteilen kann (ich hab Biologie in der Oberstufe abgewählt). Leider habe ich dadurch auch manchmal etwas doof aus der Wäsche geguckt, wenn sie wieder mal zu schnell irgendwelche wissenschaftlichen Sachen besprochen haben, das kann aber auch an mir liegen und vielleicht geht es Biologie-begeisterten Menschen da anders. Meines Erachtens steckt in der Story jedoch ein großes Potenzial, dass man eindeutig noch etwas besser hätte ausarbeiten können, hätte man den Figuren und der Story mehr Zeit zur Entwicklung gegeben. Es hätte keine Staffel mit 22 Folgen sein müssen, aber aus den sechs Folgen hätte man bestimmt auch gut acht oder zehn Episoden machen und somit den Spannungsbogen noch weiter in die Höhe treiben können. Denn für meinen Geschmack werden Fragen, die man sich als Zuschauer oder Zuschauerin stellt häufig zu schnell aufgelöst. Was für meinen Geschmack leider auch ein bisschen zu vorhersehbar war, war die Dreiecksbeziehung, sowie auch das Ende der ersten Staffel. Allerdings hat mich der Aspekt, dass neben Mia auch Professor Lorenz im Transporter sitzt, etwas überrascht. Deswegen hoffe ich, die Spannung wird noch gesteigert.
Fazit
Ich sehe definitiv großes Potenzial in der Serie „Biohackers“, aber was ich auch sehe, ist das dieses Potenzial noch nicht vollends ausgeschöpft wurde. Deshalb hoffe ich, dass es nach dem großen Cliffhanger am Ende der ersten Staffel eine zweite geben wird. Ich denke, Netflix hat es mit diesem Post auf Instagram wunderbar zusammengefasst, was euch alles bei „Biohackers“ erwartet und wieso ihr die Serie schauen solltet.
Bei der Bewertung der Serie allgemein tue ich ich noch sehr schwer, da ich immer noch das Gefühl habe, sie noch nicht komplett verarbeitet und reflektiert zu haben. Obwohl ich zugeben muss, sie gleich am Donnerstag fast komplett gebingt zu haben. Ich habe das Gefühl, dass „Biohackers“ eine der Serien ist, die ich mir zweimal ansehen muss, um ganz genau für mich zu wissen, wie ich sie eigentlich finde. Nur mittelmäßig oder eigentlich doch verdammt gut?
Da ich mich einfach nicht entscheiden kann, ob es doch mehr eine Dreier- oder Vierer-Bewertung ist, habe ich mich für die goldene Mitte entschieden. Vielleicht fällt mir die Bewertung aber auch so schwer, da ich einen der Schauspieler persönlich kenne. Es liegt wohl möglich daran, dass ich mich zu Beginn schwer daran gewöhnen könnte, den Charakter von dem Schauspieler zu trennen. Wahrscheinlich ein weiterer Grund für mich, die Serie erneut zu schauen. „Biohackers“ ist zwar in meinen Augen nicht die neue Hit-Serie und kann „Dark“ auch nicht das Wasser reichen, aber definitiv sehenswert.
Bilder: Netflix
Ich bin über die erste Folge nicht hinaus gekommen. Warum? Leider typisch deutsch überzeichnete Charaktere: Insbesondere die durchgeknallte Chinesin:faselt im ausgezeichnetem Hochdeutsch etwas über ein Kind Politik in China und das sie deswegen keine Geschwister hat. Für eine echte Chinesin mit Akzent hat es wohl nicht gereicht. Typisch deutsch; typisch schlecht. Leider..
Wäre nicht gerade das umso klischeehafter: Eine Chinesin, die schlechtes Deutsch spricht? Ich sehe nicht, inwiefern das die Figur verändert oder tiefgründiger gemacht hätte, wenn sie die Figur mit Akzent oder schlechtem Deutsch hätte sprechen lassen.
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