Thank God It’s Friday! Also raus aus euren Büros, verlasst die Werkstatt und lasst das Wochenende endlich beginnen. Am Freitag passiert doch eh kaum noch etwas. Steigt in eure Autos oder nehmt den Bus nach Hause, stoßt die Haustür auf, schmeißt eure sieben Sachen in die Ecke, macht euren Fernseher an und loggt euch in euren Netflix Account ein.
Denn heute ist es endlich soweit. Netflix gibt die dritte Staffel von „Black Mirror“ frei. Endlich. Ich hatte das Glück bereits vorab in alle sechs Folgen zu schauen und musste nun über eine Woche den Mund halten. Und auch heute noch kann ich Euch nicht alles erzählen, was in den sechs Folgen genau passiert, was aber vor allem daran liegt, dass ich Euch nicht die Twists und vor allen den Spaß nehmen will.
Vorab schon mal die Versicherung an alle Fans der Serie, ihr werdet auf eure Kosten kommen. Nicht jede Folge ist ein Meisterwerk für sich aber alle haben ihre Besonderheiten und fügen sich nahtlos in die bisherigen Episoden dieser kreativen aber auch beängstigenden Serie ein.
Nosedive
Das Leben von Lacie (Bryce Dallas Howard), einer Büroangestellten, dreht sich vorrangig darum, möglichst wenig anzuecken, freundlich durchs Leben zu gehen und jedem Menschen ein Lächeln zu schenken. Denn jeder Mensch wird jederzeit von den Mitmenschen bewertet (1-5 Sterne) und die Welt ist nahezu komplett auf diese Bewertungen ausgerichtet. Und Lacie lebt dieses Leben mit voller Wonne. Man könnte wohl zurecht behaupten, dass Lacie recht obsessiv darum bemüht ist, ihren 4.3 Status zu halten und wenn möglich auszubauen.
Dann trifft sie einiges Tages eine Freundin aus ihrer Teenagerzeit wieder und sie ist in dieser Welt ein wahrer Sternestar. Ist Naomi Lacies Chance ihren Status auszubauen und endlich die große Anerkennung zu bekommen, nach der sie sich so sehr sehnt?
Playtest
Cooper (Wyatt Russell), ein Adrenalinjunkie, befindet sich gerade mit seinem Rucksack auf einer Weltreise aber eigentlich auch auf der Flucht vor den heimischen Problemen. In London muss Cooper feststellen, dass seine Kreditkarte gesperrt ist, was ihn dazu bringt, eine Jobannonce einer Entwicklungsfirma von Videospielen anzunehmen, als Proband ein neues Spiel zu testen.
Anfangs scheint es sich um ein echt kreatives Spiel zu handeln, Cooper ist mehr als begeistert, aber nach und nach hat Cooper immer weniger zu lachen.
Shut Up and Dance
Der 19jährige Kenny (Alex Lawther) arbeitet in einem kleinen Restaurant als „Mädchen für alles“. Echte Freunde scheint Kenny nicht zu haben und so verbringt er viel Zeit vor seinem Laptop. Er ist demnach recht viel online unterwegs.
Eines Tages erhält er mysteriöse Online Nachrichten und kaum dass er sich versieht, steckt Kenny inmitten einer großen Sache aus der er nicht so leicht wieder raus kommt. Er trifft dabei auf Hector (Jerome Flynn), der sich in derselben Situation befindet. Ihr Zusammentreffen ist allerdings kein Zufall und von langer Hand geplant. Denn beide haben einen Auftrag zu erfüllen.
San Junipero
Es ist 1987 und wir befinden uns mit Yorkie (Mackenzie Davis) und Kelly (Gugu Mbatha-Raw) in San Junipero, einer Kleinstadt am Meer mit allerlei Partyvolk. Wobei sich Yorkie und Kelly erst dort kennenlernen. Kelly ist der Schwarm aller Männer, tanzt gerne und lebt ihr Leben. Yorkie dagegen ist zurückhaltend, wenig selbstsicher und vom Typ her „Mauerblümchen“.
Aber beider Leben verändert sich mit der Bekanntschaft grundlegend.
Men Against Fire
Die Soldaten Stripe (Malachi Kirby) und Raiman (Madeline Brewer) gehören zu einer Spezialeinheit, die ein Dorf vor bösartigen menschlichen Mutanten zu schützen versucht. Die Soldaten verfügen über die neueste Technik und Unterstützung, die man sich vorstellen kann. Stripe ist eher der zurückhaltende und nachdenkliche Typ und Raiman würde in jedem Actionstreifen der 90iger Jahre eine gute Figur machen.
Anfangs laufen die Einsätze routinemäßig ab, aber dann geschieht mit Stripe etwas außergewöhnliches, was seine grds. Sicht zu beeinflussen scheint. Und mit ihm unsere Sicht.
Hated in the Nation
Die Folge beginnt in einem Gerichtssaal und wir sehen Detective Karin Parke (Kelly McDonald), wie sie vor einer Grand Jury sitzt und von den Ereignissen berichtet, die wir dann zu sehen bekommen. Zusammen mit der technisch versierten Blue (Faye Marsay) waren beide Teil eines Ermittlungsteams welches eine Reihe mysteriöser Morde aufzuklären hatte.
Nach einiger Zeit können Parke und Blue die Gemeinsamkeiten der Morde erkennen, denn alle waren vorher Opfer von Onlinemobbing und Gewaltandrohungen. Aber dann stoßen sie auf weitere Erkenntnisse, die weitaus größer sind als das, was sie sich jemals ausmalen konnten.
Charlie Brooker is a genius
Was soll ich sagen, ich war nach der ersten Folge mehr als begeistert. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich die beste Folge der Staffel als Erstes gesehen habe. Was jetzt aber nicht „Nosedive“ war sondern „Hated in the Nation“. In meiner Screenerübersicht wurde jene Folge nämlich als Erstes angezeigt und so wählte ich unbewusst das Staffelfinale, wenn man so will. Aber bei „Black Mirror“ ist das aufgrund der Eigenständigkeit der Folgen ja auch irgendwie wieder egal.
„Hated in the Nation“ ist für mich nicht nur die beste Episode der Staffel sondern auch die beste Folge der bisherigen Serie. Die Länge von knapp 90 Minuten – die restlichen Folgen sind irgendwas in den 50igern – erlaubten es Brooker und seiner Mannschaft eine vollumfassende, spannende und mitreißende Story zu entwickeln. Die mit einer der wohl ausgeklügelsten Ideen Brookers aufwarten kann. Seid also gespannt.
Neben „Hated in the Nation“ gibt es eine zweite Sache, die mir sofort in den Sinn kommt, wenn ich an die 3. Staffel denke. Bryce Dallas Howard! Von allen Figuren überzeugte mich Lacie (Nosedive) am allermeisten. Sie war so adorable, so süß, so naiv und so charmant. Man verschwand auch als Zuschauer ein ganz klein wenig mit ihr zusammen in ihrer kleinen rosaroten Welt. Und das lag an Howard und ihrem vorzüglichen Spiel.
Die sechs Folgen hatten neben Bryce Dallas Howard weitere bekannte Seriendarsteller zu bieten, die ihre Figuren auch erwartungsgemäß ausfüllen konnten. Nur mit Jerome Flynn war ich nicht so zufrieden. Sein Mimenspiel empfand ich als zu nah an Bronn aus „Game of Thrones“. Das passte meines Erachtens nicht ganz zu seiner Rolle.
Der grds. Rahmen der Settings der 3. Staffel hat sich gegenüber den bisherigen beiden Staffeln kaum verändert. Man merkt aber schon, dass durch das neue Zuhause, Netflix, die ein oder andere Folge leicht amerikanisiert daher kommt, will sagen, die Geschichten spielen nicht alle in England und die Rollen werden eben auch mal von US-amerikanischen Schauspielern verkörpert. Aber die Erzählweise Brookers ist absolut erhalten geblieben. Da muss man sich als Fan der ersten beiden Staffeln keine Sorgen machen. „Black Mirror“ ist auch nach dem Wechsel zu Netflix das „Black Mirror“, welches wir lieben und jedem als Serientipp mit auf den Weg geben.
Ein wenig aus diesem Rahmen fällt allerdings „San Junipero“, welches eher im Stile einer coming of age Geschichte erzählt wird und man bis in den Abspann warten muss, um den blackmirrormäßigen Hintergrund dieser Folge zu begreifen. Wobei ich mir nicht mal sicher bin ob ich ihn verstanden habe. Die Folge ist für sich genommen aber mindestens genauso toll erzählt, hat aber einen ganz anderen Schwerpunkt als normale „Black Mirror“ Folgen.
Die jeweiligen Twists in den Geschichten sind absolut sinnig in ihrer Herleitung und mindestens genauso beängstigend in ihrem potenziellen Realismus. Bei der ein oder anderen Geschichte musste man dann schon inne halten, da dass, was die jeweilige Geschichte zu erzählen hatte, gar nicht wirklich weit in der Zukunft zu liegen scheint. Aber das ist ja auch das Geheimnis der Serie, dass sie einem eben den schwarzen Spiegel vor Augen hält und zeigt, was möglich sein und wie sich unsere Welt weiterentwickeln könnte.
Und man erkennen muss, dass diese mögliche Zukunft meistens gar nicht so abwegig ist.
Traurig genug. Aber wunderbar anzusehen und zu verfolgen. „Black Mirror“ ist wirklich Unterhaltung pur!
Schaut also unbedingt mal rein in die 3. Staffel, es lohnt sich wirklich. Vorher natürlich alle Kameras abkleben, sich von Facebook abmelden und am besten das Smartphone ins Eisfach legen. Sicher ist sicher. Man weiß ja nie.
Bilder: Netflix
Habe bis jetzt die ersten 2 Folgen gesehen – und mir den Rest des Textes auch nicht durchgelesen.
Ich muss sagen ich bin total begeistert! Jetzt schon.
Die 2. Folge hat nicht nur einmal Gänsehaut bereitet
Und? Schon weiter? Der Text selbst würde dich auch nicht allzu sehr spoilern, also eigentlich gar nicht. Bin gespannt wie du San Junipero und Hate in the nation findest. Für mich die beiden Highlights. Nation weil bisher die komplexeste Idee und Junipero weil mal was ganz anderes ist.
Gerade Folge 3 gesehen.. Auch wieder sehr gut – das Ende der Hammer.
Die ganzen Wendungen gaben ein permanenten Wechsel der Gefühle aus Mitgefühl, Mitleid, Hass und dem Gefühl von „Gerechtigkeit“.
San Junipero wäre die nächste, weiß aber nicht ob ich sie heute noch schaffe, spätestens Morgen meine Meinung dazu.
So, Folge 4 auch eingesogen.
Irgendwie die bisher schwächste Folge für mich, mir hat es irgendwie an Komplexität gemangelt. Sie hat mich nicht so nachdenklich zurückgelassen, wie die anderen Folgen.
Aber ein „schwache“ Folge Black Mirror ist besser als so manche gute Folgen anderer Serien.
San Junipero hinterlässt aber anders als die anderen Folgen insgesamt ein eher positives Gefühl. Und die Folge lässt mich eher über die emotionale Seite der Menschen nachdenken, Liebe, Sehnsucht und Egoismus – also ich muss dir zustimmen – etwas komplett anderes.
Und ja, auch sie ist super!
.. finde ich interessant, also die Aussage, dass du San Junipero als die bisher schwächste Folge ansiehst. Mit den meisten, mit denen ich über die Staffel bisher sprechen konnte, sahen die Folge Shut up and Dance als schwächste Folge an. So do I. Neben Men Against Fire.
Ich muss dir aber zustimmen, das Gefühl am Ende von San Junipero ist wirklich mega positiv. „Heaven is a place on Earth“ – ich glaube, ich habe dabei eine gaaanz kleine Träne verdrückt, wenn ich mich recht entsinne.
.. schaust du eigentlich zum ersten mal Black Mirror oder kennst du die zwei vorherigen Staffeln schon? Ich wurde am Wochenende beim SERIENCAMP in München nämlich gefragt, ob man mit der Serie auch zwischendurch anfangen kann.
Da die Folgen ja „nichts“ miteinander zu tun haben, war meine Antwort „natürlich“. Habe aber hinterher geschoben, dass für meine Begriffe eine Steigerung von Staffel 1 bis heute zu erkennen ist. Das man dann vielleicht nicht nach der 3. Staffel eine weitere Steigerung erwarten darf, wenn man dann erst Staffel 1 und 2 sieht.
Wie siehst du das? Also falls du die zwei bisherigen Staffeln auch schon gesehen hast.
Ja ich habe bei manchen Dingen ein ganz eigenen Geschmack, bzw. eigene Sichtweise.
Ich habe die Staffel jetzt durch und bleibe für mich dabei: San Junipero ist für mich eine der schwächsten Folgen – sie ist wie gesagt gut – aber im Black Mirror Universum für mich sehr weit hinten. Und das mit der Träne am Ende, kann ich gut nachvollziehen ;)
Men Against Fire fand ich ehrlich gesagt ganz nett, ich mag die Aussage, die sich am Ende in den letzten paar Minuten ergibt sehr stark. Das ist wieder eine Folge in der man sich fragt wie man selbst entschieden hätte. Und der Moment in dem ich mich Frage, ob man wirklich ein schlechter Mensch ist, wenn man so entscheidet – wer würde nicht zumindest mit dem Gedanken spielen? Und ist es nicht das, was die Gesellschaft mit uns macht? Scheiße als Gold verkaufen, uns Dinge mit anderen Augen sehen lassen. Und wir lassen das bewusst unbewusst zu, entscheiden uns dafür uns manipulieren zu lassen und vergessen es danach. Und was ist mit denen, die sich dagegen entscheiden – nimmt man die Folge als Beispiel hätte das keinerlei Auswirkung auf die Geschichte, oder diejenigen gehabt, die er damit eigentlich retten wollte. Er hätte einfach alleine weiter Qualen gelitten.
Der entscheidende Schritt scheint also zu sein, vor der Manipulation nein zu sagen, sich dagegen zu entscheiden. Ich finde diese Folge sehr aussagekräftig.
Ja ich habe die beiden anderen Staffeln auch gesehen. Sie waren beide schon lang draußen, und ich wollte sie eigentlich nie sehen. Dachte mir immer nur so ein Mist, wie soll das gut sein. Aber habe dann doch auf ein Freund gehört und dank fehlender anderer Serien damit angefangen und habe sie eingesogen. Eine der wenigen Serien, die ich auch nicht 6 Folgen hintereinander binge-watchen kann – weil jede einzelne Folge so viel bietet, so viel nachdenken lässt, dass man danach kaum den Kopf für eine andere Folge frei hat. So geht es zumindest mir.
Und ja, ich stimme dir zu, man kann immer an jeder Stelle in die Serie einsteigen. Obwohl ich schon finde, dass jede Staffel ihren eigenen Tenor und ihr eigenes Leben hat. Ganz speziell fand ich das bei Staffel 1.
Aber grundsätzlich kann man jede Folge für sich alleine, als eine Art Kurzfilm sehen – auch qualitativ und von der Komplexität besser als so mancher 2 Stunden Streifen, und ausschlaggebend – für sich alleine stehend.
[Edit]: ganz vergessen: ja eine gewisse Steigerung ist zu erkennen, aber hier kommt es wohl auch wieder auf den persönlichen Geschmack an, welche Staffeln und Folgen man bevorzugt.
(Merkt man bei uns beiden ja recht stark ;) )
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