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Debil statt depressiv

Review: BoJack Horseman Staffel 4

28. September 2017, 08:51 Uhr
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Schon seltsam – zu Staffel 3 hatte ich euch gar kein Review geschrieben. Vermutlich, weil diese meiner Meinung nach doch recht spürbar abfiel im Vergleich zur frischen ersten und der storygetriebenen zweiten Staffel. Oder, weil ich keine Zeit hatte bzw. zu spät zum Schauen kam. Für die am 8. September auf Netflix veröffentlichte vierte Staffel geht das drei Wochen später aber noch klar, oder?!

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Den Trailer zur Staffel kennt ihr ja bereits. BoJack hat seine angepeilte Auszeit in der freien Wildbahn etwas angepasst und fährt mit seinem (sowas von offensichtlich produktplatzierten) Tesla in seine eigene Vergangenheit. Drei Monate total unnützes Restaurieren später (man kann seine Vergangenheit halt nicht einfach überpinseln) kehrt er zurück. Dabei ist der Auftakt in der getrennten Erzählweise durchaus gelungen, vor allem, weil BoJack in der ersten Episode insgesamt auch für uns schlicht fehlt.

Neu wird es nach seiner Rückkehr, denn dann bekommen wir es gleich mit zwei vermeintlichen weiteren Generationen Horseman zu tun. Die Vielleicht-Tochter Hollyhock spielt eine Mini-BoJack, bringt ein paar familiäre Züge und Themen wie Adoption und weibliches Figurbewusstsein rein, ist für mich am Ende aber nicht vollends ausgespielt. Deutlich begeisterter bin ich da von Mutter Beatrice. Wird sie uns stets in Person von BoJack als nicht-liebender grantiger Graus gezeichnet, erhalten wir nicht nur ihre tragische Backstory, sondern auch einen wahrhaft wunderbar verstörend dargestellten Blick in die Erinnerungsfähigkeit einer dementen Person. Bzw., eines Pferdes…

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Vor allem in der grandiosen Episode S04E11 „Time’s Arrow“ wird das perfekt inszeniert. Nicht sichtbare oder verkrakelte Gesichter (je nachdem, ob man sich nicht mehr daran erinnern möchte oder kann), glitchende Details im Hintergrund, zeitliche Einschnitte, die einen von jetzt auf gleich in eine komplett andere Situation versetzten. Diese fetzenhafte Erzählung hat definitiv Eindruck hinterlassen und dazu gekonnt einige Wirrwarr-Aktionen im Vorfeld erklärt und im Kontrast zur realen Welt und BoJacks Aktionen gespielt.

Ebenfalls tragisch wird es bei Princess Carolyn. Die Themen Mutterwunsch, Lebensprioritäten und Statusnotwendigkeit (was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Manager und einem Agenten?) werden hier gekonnt als Sidestory platziert. Das hat einiges für die Figur getan, die eben doch deutlich tiefenhaltiger ist, als man zunächst annahm. Im Kontrast dagegen wirkte das Nebengeplänkel von Todd mal herrlich auffrischend naiv, mal total überdreht und unnötig aus den Fugen geratend. Da hat mir die Ballance etwas gefehlt, das war nicht immer meins.

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Ebenso weniger gefallen hat mir die ganze Mr. Peanutbutter goes for Gouvernor-Story. Klar, das hat hier und da die moderne Politik ein bisschen aufs Korn genommen, insgesamt wurde das Thema aber zu lange gespielt und auch bei der Beziehung zu Diane zieht es sich ungemein lange, bis dann doch der finale Gefühlsausbruch (und somit die Scheidung?) folgt. Natürlich kann man sagen, dass das eben die Aufs und Abs und das zähe Ringen um eine Beziehung zeigen soll, aber das fühlte sich für mich gekünstelt auf eine Staffel ausgedehnt an. Dazu war das Rennen gegen den handlosen (und wunderbar mit Andre Braugher („Brooklyn Nine-Nine“) stimmlich besetzten Woodchuck Coodchuck-Berkowitz nicht allzu ernst zu nehmen (was natürlich auf Trump anspielt, für mich wirkte das aber überspielt). Interessant fand ich lediglich die Folge, in der das komplette Haus absackt und in der wir auch einige Gaststars zu sehen und hören bekommen. Wenn Zach Braff die überaus selbstironische Rolle „Famous Actor Zach Braff“ selbst spricht, hat das schon was. Bei Jessica Biel nahm es gar derart manische Züge an, dass man die Figur wirklich nicht mehr mochte.

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Jetzt wirkt es so, als würde ich einfach jeder Staffel vier Kronen geben… Aber denkt an die Dritte, die bei mir vermutlich drei erhalten hätte. Außerdem ist das eine total andere Vier dieses Jahr. Die Serie gibt sich anders, zeigt neue Fassetten, hat das ultramürrisch-zynische Grumpel-Pferd abgelegt (das mag man jetzt gut- oder schlechtheißen) und natürlich in Sachen Tiergags mehr oder weniger ausgespielt, dafür setzt es erzählerisch in einigen Episoden neue Maßstäbe und weiß auch visuell mit Tiefenschärfe und kreativen Einfällen zu begeistern. Also im Detail gar eine 4,5 mit vereinzelten 5-Anflügen, insgesamt dann aber im Schnitt eben eine richtig gute Vier.

Bilder: Netflix

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Donnerstag, 28. September 2017, 08:51 Uhr
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