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Durchgeknalltes Häppchen

Review: „Chicken Nugget“ (Netflix-Miniserie)

25. März 2024, 10:41 Uhr
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Mit dem ersten Teaser zur Serie war mein Interesse bereits geweckt. Eine Frau, die sich in einen Chicken Nugget verwandelt?! Eigentlich braucht man gar nicht mehr andere Serien für die Emmy Awards nominieren, denke ich. Seit 15. März ist die simplerweise „Chicken Nugget“ betitelte Serie auf Netflix zu sehen und ich möchte euch in diesem Spoiler-armen Review (konkrete Details sind in diesem Beitrag zunächst verborgen bzw. werden vorab angekündigt) darlegen, um was für einen außergewöhnlichen Leckerbissen es sich bei der koreanischen Miniserie handelt.

Zur Info: Leider gibt es bislang noch keine deutsche Synchronfassung, ihr könnte „Chicken Nugget“ aber mit deutschen Untertiteln oder mit englischer Audiospur anschauen. Die englische Tonspur ist vor allem zu Beginn gewöhnungsbedürftig, aber auch der koreanische Originalton scheint recht flach abgemixt zu sein, zumindest war es so in den Szenen, in denen ich zu Vergleichszwecken mal umgeschaltet hatte.

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Verrückte Idee, verrückte Umsetzung

Bei der Grundprämisse einer Serie mit dem Titel „Chicken Nugget“ sollte eigentlich klar sein, dass man sich auf Entsprechendes einzustellen hat. Das ist kein neues „The Wire“, „Sopranos“ oder „Breaking Bad“. Die auf einem Webtoon basierende Serie ist entsprechend überzeichnet und nimmt sich selbst nicht all zu ernst (das wäre ja auch albern…).

„Chicken Nugget? Who would imagine this stuff?! Literally no one, how absurd! Even talking about it now, it‘s completely nonsensical!“

Die kleinen und großen wirren Ideen sind teils mit bedachtem Timing serviert, manchmal aber auch drüber oder enorm cringy. Da sitzt nicht alles, das steht fest, die eigenartigen Sequenzen werden bei dem recht hohen Tempo aber recht schnell übergangen und geraten in Vergessenheit. „Chicken Nugget“ fühlt sich noch kurzweiliger an, da die Netto-Laufzeit der insgesamt zehn Episoden oftmals lediglich 25 Minuten beträgt. In der Regel handelt es sich bei den letzten fünf Minuten der angezeigten Episodenlängen um den Abspann (und nein, es gibt keine Post-Credit-Szenen, auf die ihr warten müsstet).

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Statt der großen Mysterien haben mir viel stärker all die kleinen ausgefallenen Elemente gefallen. Dass eine Figur „Nein, bitte keine Rückblende!“ sagt, ehe eine solche eintritt, ist wunderbar meta. Hinzu kommen Dinge wie Ananaspizza als Trennungsgrund, ein Tofukopf, eine cremig ablaufende Kampfszene, ein 25-Jähriger, der doppelt so alt aussieht, oder auch ein fürchterlich furchterregendes Reh. Ja, „Chicken Nugget“ hat dann doch mehr zu bieten, als man zunächst meinen mag. Tatsächlich war ich überrascht, dass man dann doch recht überzeugend eine größere Geschichte um die ominöse Verwandlung einer Frau in einen Chicken Nugget hat aufziehen können.

Vor allem weiß „Chicken Nugget“ aber auch mit ganz viel Herz zu punkten. Der aufopfernd um die Rückkehr seiner Tochter kämpfende Choi Seon-man sowie vor allem der gutherzige Baek-joong aka „Yellowpants“ sind wunderbare Protagonisten, die zwar teilweise verpeilt agieren, aber stets Gutes im Sinn haben. Das Schauspiel ist mitunter ziemlich drüber und vor allem eine Folge in einem Buchladen bzw. auf einem Schrottplatz hat mir nicht gefallen, grundsätzlich verstehen sich die Rollen aber eher wie überzeichnete Theaterfiguren, die schlicht unterhalten sollen. Und das glückt gut. Zumindest besser als die CGI-Effekte, die für heutige Verhältnisse erschreckend plump wirken.

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Das Ende empfinde ich soweit als gelungen. Vor allem in der Anbahnung wirft es für uns Zuschauende einige Fragen auf, wie wir wohl handeln würden und welche Optionen die besseren seien. Letztlich gibt es einen netten Zukunftsausblick, der vielleicht etwas zu lang geworden ist, aber die Geschichte gekonnt abschließt. So weit, so abstrakt umschrieben. Um konkret darauf einzugehen: Ich hätte es persönlich gut gefunden, wenn man die Entscheidung des Knopf-Druckes offengelassen hätte (ähnlich wie beim Film „Inception“). So schenkt man uns aber ja zumindest eine Antwort darauf, ob nach dem Zurücksetzen die Maschine denn wieder vor Ort ist oder nicht. Entsprechend dürfte sich alles einfach nochmal so wiederholen, wie es zuvor geschehen war?

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Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Natürlich weiß „Chicken Nugget“ nicht mit dem komplexesten und anspruchsvollsten Drama aller Zeiten aufzuwarten, das muss es aber auch gar nicht. Die Serie weiß aber auch deutlich mehr zu bieten, als der Vorab-Trailer einen glauben lässt. Da steckt schon mehr dahinter und eine Erzählung in Serienform ist definitiv angebracht gewesen. Nicht alle Gags sitzen, aber der Humor ist allgemein kurzweilig und Zuschauende erhalten ausgefallene Unterhaltung, die es in der Form nur selten auf Netflix zu sehen gibt. Dabei bleibt es nicht nur locker-seicht, es gibt auch durchaus Spannung und Action zu sehen. Bei unter fünf Stunden Laufzeit ist die Geschichte auch wunderbar binnen eines Wochenendes durchzuschauen.

Mit Verwunderung musste ich feststellen, dass die Ratings auf IMDb lediglich mit einer schwachen 5,0 aufwarten. Das ist viel zu niedrig. Ich kann verstehen, dass „Chicken Nugget“ nicht für Jedermensch ist, aber irgendwo zwischen sechs und acht von zehn Sternen sollte es sich dann doch realistischer Weise einpendeln. Dabei zeigt sich jedoch im Detailanblick, dass etliche Leute die Serie sowie die Einzelfolgen mit 1er-Ratings zu bomben scheinen:

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Uncool. Einige scheinen das auf der bloßen Begründung zu tun, dass es sich beim Originatitel-gebenden „Dakgangjeong“ gar nicht um einen Chicken Nugget handelt, sondern um eingelegtes Chicken-Fleisch, das ein ganz eigenes Gericht darstellt. Wenn das der einzige Kritikpunkt ist, empfehle ich euch, getrost darüber hinweg zu sehen. Lieber mal den Kopf ausschalten und sich auf absurde Art und Weise unterhalten lassen. Ich wünsche guten Appetit!

2. Staffel von „Chicken Nugget“?

Da Netflix die Serie als Miniserie anpreist und die veröffentlichte Staffel die komplette Handlung des zugrundeliegenden Webtoons abdeckt, ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer Fortsetzung von „Chicken Nugget“ kommen wird. Erschaffer Park Jidok hat aber ja vielleicht noch ein paar andere Titel parat, die ähnlich geartet sind und umgesetzt werden könnten. Wie wäre es beispielsweise mit „Potato Village“ oder „Killer Farts“? Nun ja, vielleicht reicht es auch mit dieser einen Portion.

Bilder: Netflix/Garage Lab

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Montag, 25. März 2024, 10:41 Uhr
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