In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war „Blutmond“. Also nicht der tiefrot-gefärbte, sondern der umgangssprachliche Oktober-Vollmond. Fast mit perfektem Timing ist seit heute die neue Netflix-Serie „Chilling Adventures of Sabrina“ zu streamen, die Neuinterpretation der „Teenager-Hexe“ auf Basis der neueren Comic-Reihe. Was gleich geblieben ist: Die junge Sabrina Spellman muss sich entscheiden, ob sie ihrer Hexen-Hälfte oder ihrer sterblichen Menschen-Hälfte nach weiterleben möchte. An ihrem 16. Geburtstag, der rein zufällig auch der Tag des Blutmondes ist.
Ich habe mir die erste Folge angeschaut und liefere hiermit einen recht spoilerarmen Ersteindruck.
„In the town of Greendale, where it always feels like Halloween, there lived a girl who is half-witch, half-mortal, who, on her 16th birthday, would have to choose between two worlds: the witch world of her family, and the human world of her friends. My name is Sabrina Spellman, and that girl is me.“
Direkt der Auftakt gefällt mir gut. Die Einführung in die Geschichte via der oben zitierten Erzählerstimme aus dem Off funktioniert und vor allem das Intro gefällt mir, das eine Adaption der Comic-Vorlage ist – inklusive kurzem Archie-Abstecher. Kunstvoll und modern gemacht, aber ich gestehe, es sicherlich nach dem dritten Mal skippen zu werden. Für alle, die das Intro vorab interessiert – here you go:
Bereits nach drei Minuten ist „Chilling Adventures of Sabrina“ schauriger, als ihre einstige TV-Vorfahrin, als ein Mädchen auf der düsteren Straße erscheint. Bereits nach neun Minuten ist die Serie blutiger und gewaltvoller als die kleine Teenager-Hexe von Nebenan von „damals“, als das Mädchen ihrer Vorliebe für Scheren Ausdruck verleibt. Die böse Mädchenhexe verpasst sich zu Halloween ein „Sexy Lehrerin“-Kostüm und nähert sich mit einigen netten kleinen Tricks Sabrina an.
Die bekommen wir als voll ins soziale Leben und das Horrorfilm-Genre integrierte Teenagerin vorgestellt. Die Zombie-Expertin erhält ein schönes kleines Amulett, das mit großer Sicherheit noch irgendeine Rolle spielen dürfte, und demonstriert erste magische Fähigkeiten, als sie das Radio anzaubert (wobei, das nennen wir heutzutage ja schlicht „Smart Home“…). Ich finde übrigens bisher nicht nur die Besetzung von Kiernan Shipka als Sabrina, sondern auch die von Lucie Davis („Shaun of the Dead“) und Miranda Otto („Herr der Ringe“-Trilogie) als die Tanten Hilda und Zelda sehr gelungen. Dazu gesellt sich noch der seit 46 Jahren unter Hausarrest stehende Cousin Ambrose, der mir mit seiner britischen Art gefällt.
Leider bekommen wir keine absolute Origin-Story zu sehen. Zumindest nicht direkt. Sabrina hat bereits erste Fähigkeiten, weiß von ihrem Hexen-Dasein und dem möglichen Weg, den es zu bestreiten gilt. So kann sie Leute Dinge vergessen lassen und unter Beihilfe dem Rektor einen kleinen Spinnenstreich spielen, der seeeehr indirekt bei einem gesellschaftlichen Problem der 53-prozentigen weiblichen Minderheit auf der Schule helfen soll. Aber über Rückblicke wird fortan sicherlich mehr von ihrer Vergangenheit sowie die ihrer Eltern deutlich gemacht werden. In einem Traum erscheint ihr eine Art Dämonen-Zwilling – die Brücke zum Lehrerinnen-Mädchen ist schnell geschlagen.
Cousin, Tanten, Bösewicht – fehlt da nicht einer? Ja, genau, der Fanliebling schlechthin auf vier Pfoten. Der kommt dann doch erstaunlich schnell, wie ich finde. Nachdem zunächst noch elegant auf das Thema tierische Begleiter mittels eines „Friedhof der Kuscheltiere“-Momentes sowie einer möglicher Buch-Bestellung eingegangen wird, geht Sabrina lieber den klassischen Weg zum regionalen Direktdienstleister und fragt im Wald nach jemanden, der auf Augenhöhe aushelfen möchte. Und natürlich findet sich jemand: Salem!
Wir bekommen zunächst kurz seine tatsächliche(?) Form zu sehen und eine Stimme zu hören – dann erscheint er nur noch als Katze. Eine echte Katze, die echte Katzenlaute von sich gibt. Das wirkt noch etwas ungewohnt. Dafür erweist sich Salem bereits als gute Hilfe, wächst er doch über sich hinaus und bewahrt uns somit vor einem sehr schnellen Ende der neuen Serie. Doch Sabrina findet den Ausweg aus einem Heu-Labyrinth, um das gute alte Apfelbaumorakel bezüglich ihrer Zukunft zu befragen, das mit einer gar nicht guten Ziegenmann-Vision antwortet.
Der sitzt dann in Frack und mit Gehstock daheim, in Form von Richard Coyle aus „Coupling“ als Father Blackwood, seines Zeichens Stellvertreter des Teufels. Da hat Sabrina gerade den Entschluss gefasst, lieber Mensch zu bleiben, da kommt er daher und will sie „überzeugen“…
Gedankt sei Satan für diesen durchweg gelungenen Auftakt! Natürlich ist da viel Nostalgie und Wiedererkennungs-Suchspiel bei, aber der Auftakt hat mein Interesse weiter geweckt und Spaß gemacht. Bereits jetzt ist erkennbar, dass da ein paar wohlig-düstere Momente auf uns zukommen dürften. Dazu passt die Cinematographie größtenteils, auch wenn mich der starke Einsatz von Tiefenschärfe manchmal etwas zu viel des Guten ist. Dazu kommt die leicht verzogene und gewölbte Linsen-Distorsion im Zuge übernatürlicher Handlungen. Ein netter Indikator, aber nicht immer ist das förderlich für das eigentliche Bild. Aber die Serie ist gut anzusehen, visuell wie erzählerisch. Noch ist natürlich Luft nach Oben, was den Impact der Story angeht, aber die Stunde ging dann doch erstaunlich zügig vorbei.
Ab heute sind alle zehn Episoden von „Chilling Adventures of Sabrina“ über Netflix.com/ChillingAdventuresOfSabrina zu sehen. Ich wünsche schaurige Unterhaltung!
Bilder: Netflix
Ich fand die Serie zwar nicht schlecht gemacht, aber nach ein paar Folgen war ich gelangweilt. Ich habe mich nie gegruselt oder schreckt, nie gespannt auf die nächste Intrige gewartet und auch nie herzlich gelacht.
Die Serie ist ein bisschen von allem, aber nichts richtig. Jack of all trades, master of none.
Der zweiten Staffel gebe ich aber trotzdem eine Chance.
Ich bin jetzt bei fünf gesehenen Folgen und mir geht es ehrlich. :/ Vermutlich war der große Reiz der ersten Episode halt das „Wiedersehen“ der Figuren und die Neuheit der Serie. Danach nahm das Unterhaltungsempfinden bei mir merkbar ab, auch wenn ich es noch immer als solide bezeichnen würde. Aber der ganz große Wurf ist es (noch) nicht.
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