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Wenn du denken an Rache, immer anfangen graben zwei Gräber

Review: „Cobra Kai“ – Staffel 3

4. Januar 2021, 13:51 Uhr
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Wer hat sie noch im Kopf? Die Massenkeilerei in der Highschool im Valley? Ich hab nochmals mit meinem Beitrag zum Serienjahr 2020 daran erinnert, weil mir eben gerade diese 10-Minuten-„Schlacht“ gut in Erinnerung blieb. Das war meine Most-Awesome-Scene 2020. Warum? Weil ich Cobra Kai-Fan bin, weil ich dieses 80er Jahre-Feeling, das die Serie verdammt gut transportiert, mag, weil ich die Hauptdarsteller, allen voran Johnny, mag. Aus all diesen (und noch viel mehr) Gründen konnte ich es kaum erwarten, endlich die dritte Staffel sehen zu können und am 01. Januar diesen Jahres war es dann endlich soweit. Wie üblich habe ich alle Folgen an einem Wochenende „durchgezogen“ und mich dabei nicht gelangweilt. Ihr dürft mit dieser Review ein wenig davon profitieren. Fangen wir an.

Miguel

Ich gehe davon aus, dass Fans wissen, wie Staffel 2 geendet hat. Miguel stürzte unglücklich beim Gekloppe in der Schule über ein Geländer und niemand weiß, ob er a) wieder aus dem Koma erwachen wird oder, falls dem so ist, ob er b) jemals wieder laufen kann. Das ist die Ausgangssituation mit der wir in Staffel 3 konfrontiert werden. Miguel ist einer der Sympathieträger, klar, unter Sensei Johnnys Obhut wurde er vom Bully-Opfer und Loser zum selbstbewussten All-Valley-Karate-Champion. Wir haben mit ihm gelitten, mit ihm gefeiert und sicherlich auch bestürzt miterlebt, wie er über das Geländer fällt und reglos auf dem Boden liegenbleibt. Ende Staffel 2 – ein Cliffhanger wie er gemeiner nicht hätte sein können.

J-und-M

Im Internet gab es natürlich viele Spekulationen darüber, wie es mit Miguel wohl weitergehen wird, manche ließen ihn gar sterben. Gut, wir „Eingeweihten“ wissen da nun besser Bescheid: Miguel hat überlebt und – soviel muss ich hier verraten – er erwacht irgendwann aus seinem Koma und auch das Gehen und Laufen klappt bald wieder. Besser ist das, denn „die Guten“ brauchen Miguel auf ihrer Seite und sei es nur als Motivator. Wer nach diesem Unfall wieder -sprichwörtlich- gut auf die Beine kommt, der hat was drauf, dem kann man folgen. Johnny hat es tatsächlich geschafft, Miguel auf zahlreichen Umwegen wieder vom Krankenbett zu holen und ihn von seinen guten Absichten zu überzeugen. Johnny hat ja diesen trockenen Humor und sagt stets das, was er denkt, egal ob es zur Situation passt oder nicht, ein Beispiel:

„Du trägst nicht mehr diese Halskrause, das ist gut.
Ich finde, das Kopfschmuck was für Nerds ist.“

Unser bzw. Miguels Sensei hat indes auch schon wieder einiges durch. Staffel drei zeigt ihn kaputt, Alkohol ist inzwischen wieder sein bester Freund, die richtigen (echten, menschlichen) Freunde hat er wohl verloren. Man gibt ihm die Schuld an Miguels Schicksal, denn zum einen war er es, der Miguel überhaupt zu diesem Sport gebracht hat, zum anderen ist er der leibliche Vater desjenigen Schülers, der Miguel so gemein getreten hat, dass es letztlich zu diesem folgenschweren Sturz kam. Natürlich hat sich seine heimliche Liebe, Miguels Mum Carmen, auch von ihm abgewandt, was ihm bleibt ist der Suff. Gut, dass dieser Zustand nicht allzu lange anhält, denn ausgerechnet sein großer (wenn auch körperlich eher kleiner) ‚Feind‘ Danny holt ihn da raus.

Danny-Johnny-e1609757755340

Danny selbst hat auch Probleme, denn sein einstmals so guter Ruf, der ihm als Autohändler stets guten Umsatz bescherte, hat gelitten. Schließlich war Robbie, derjenige, der Miguels Unfall verantwortet, Schüler in Dannys Dojo. Wie ihn seine schlaue Frau Amanda ganz richtig aufklärt:

„Daniel. Unser Name ist wie Gift. Fest steht: ‚Wir kicken die Konkurrenz weg!‘ ist nicht der ideale Slogan, wenn dein Karate-Schüler seinen Konkurrenten ins Koma kickt.“

Aus der Not heraus geboren bilden Danny und Johnny wieder einmal ein witziges Buddy-Team, um Robbie zu finden. Der ist nämlich bereits seit Wochen, genauer seit Miguels „Unfall“, verschwunden, hat dafür aber eines von Daniels Autos geklaut. Die anfangs heiß erscheinende Spur, das in diesem Auto verbaute GPS-Gerät, verläuft ins nichts, also tun sie sich schweren Herzens zusammen, um ihn zu finden. Wer beide aus den vorherigen Staffeln kennt, der weiß auch, dass diese zwei es in nicht einmal fünf Minuten schaffen, sich gegenseitig so dermaßen hochzuschaukeln, bis wieder einer „austickt“. Schlechte Voraussetzungen für ein wirklich funktionierendes Buddy-Team, aber wenigstens hat diese Zeit Johnny vom Alkohol abgelenkt. Sein Fokus ist wieder etwas korrekter ausgerichtet auf den wirklichen, alten Feind aus Kindertagen: seinen Sensei John Kreese.

Kreese

Dieser hatte bereits Johnnys Cobra Kai-Dojo übernommen, mit selbstverständlicher und jedem einleuchtender Logik: „Cobra Kai“ war schließlich SEIN Name, also ist es auch sein Studio! Nun ja… Der interessierte Zuschauer erhält zumindest in dieser dritten Staffel so einige erklärende Einblicke, weswegen John so wurde, wie wir ihn schließlich kennengelernt haben. Als Vietnam-Kriegsveteran hat er dort so einiges an Gewalt und fürs Leben prägenden Situationen erlebt. Mehr wird dazu nicht verraten. Kreese führt sein Dojo derweil mit dem ihm eigenen verbissenen Ehrgeiz und einer unnötigen Härte, die eben wieder an seine Militärvergangenheit erinnert. Nur ging es damals eher ums tatsächliche Überleben der kleinen Truppe, während er jetzt einige High-School-Kids in Selbstverteidigung unterrichten sollte. Ein großer Unterschied, der aber gerade bei John Kreese wohl noch nicht angekommen ist und auch nie ankommen wird. Im Gegenteil, er haut lieber Weisheiten raus wie:

„Eine echte KOBRA empfindet kein Mitleid für ihr Fressen“

Nicht nur für solch markige Sprüche, sondern für die gesamte Staffel gibt es von mir:

Bereits in den ersten Minuten der neuen Staffel stellte sich wieder dieser „Wohlfühlfaktor“ ein, den ich auch schon aus den vergangenen Staffeln kannte. Ich mag die Schauspieler, deren Rollen, das Arrangement, die Story, das Setting, einfach alles. Irgendwie kam ich mir teilweise selbst wieder vor als wäre ich 17. Klar, es ist deshalb nicht die beste aller Serien, daher „nur“ 4 von 5 möglichen Kronen, aber ich glaube nicht, dass man Stoff wie diesen besser als Serie umsetzen könnte. Jeder Charakter tut genau das, was er soll und was von ihm erwartet wird: Johnny ist auf seine liebenswürdig-tollpatschige Art einfach der sympathische Loser, dem irgendwie immer das Schicksal übel mitgespielt hat und der niemals so richtig auf die Füße kommt.

Daniel symbolisiert den amerikanischen Traum des typischen Aufsteigers: Vom kleinen armen Einwanderersohn zum erfolgreichen Geschäftsmann samt entsprechender Bilderbuchfamilie. John Kreese ist der verbitterte Vietnam-Veteran, der hochdekorierte Kriegsheimkehrer für den scheinbar kein Platz mehr auf dieser Welt ist. Was tut er also? Er nimmt die gesammelte Kriegserfahrung und -weisheit samt Verbitterung und setzt diese eben in seinem kleinen Dojo um. Heraus kommen dabei auch Kriegserklärungen wie diese telefonische:

„Hallo Danny-Boy! Netter Versuch, aber man kann einen Krieg nicht mit Diplomatie beenden. Ich schlage vor, Sie machen Ihre Schüler für die Schlacht bereit. Ab sofort ist die Jagd eröffnet. Auf Ihre Schüler und auf Sie.“

Natürlich ist das alles klischeehaft und mag vielleicht etwas platt daher kommen. Die Dialoge und die Reaktionen der Erwachsenen sind freilich oft total kindisch und eigentlich auch ziemlich peinlich, würde sich das alles im echten Leben so zutragen. Aber genau das macht ja die Serie aus. Keiner nimmt sich selbst zu ernst und es soll in erster Linie leicht unterhalten werden. Und dieses Ziel wird ohne Frage erreicht. Ich mag mich wiederholen, aber trotzdem: Ich hatte Spaß beim Schauen jeder dieser 10 kurzen Episoden. Leider sind die zusammengenommen knapp fünf Stunden Unterhaltung dann wieder viel zu schnell vorbei. Diese gar schreckliche Enttäuschung wird aber wieder wettgemacht durch die Ankündigung, dass es wenigstens eine vierte Staffel geben wird, soviel ist sicher. Wie die letzte Folge von Staffel drei vermittelt, wird es dabei um das neue, nun 51. alljährlich stattfindende All-Valley-Tournament gehen. Dieses Mal werden wenigstens drei Dojos, die wir Cobra-Kai-Fans ganz gut kennen, teilnehmen. Ich freue mich schon heute darauf und lade euch ein: Schaltet ein bei Staffel drei!

„Für Mensch ohne Vergebung in Herz, Leben sein noch größere Strafe als Tod.“ (Mister Miyagi)

Bilder: Netflix

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Beitrag von:
Montag, 4. Januar 2021, 13:51 Uhr
Cobra KaiReview
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Ein Kommentar

  • Holden

    Ich muss sagen, nach der etwas schwächeren zweiten Staffel, die viel zu viel Zeit auf dummen Teeniesoapbullshit verschwendete, ist Staffel 3 wieder beinahe perfekt.

    Okay, ich habe ein paar Probleme mit der neu gefundenen „straight-faced ridiculousness“ der Serie. Mehr als einmal ist ein Verbrechen im Gange, für das alle Beteiligten im Knast landen würden (Etwa Zeug aus der Spielhalle klauen und natürlich in jemandes Haus einbrechen und die Anwesenden zusammenschlagen), aber anstatt die Cops zu rufen, sagen alle nur „Nö, wir Karaten es aus!“ Es ist zwar auch irgendwie cool, dass die Serie sich derart an die Regeln ihres eigenen Universums hält, ohne dass jemand in die Kamera zwinkert, aber je mehr die Cobra Kais von Schulhofrüpeln zu Schwerkriminellen mutierten, desto frustrierender wurde dieses Stilmittel.

    Auch bin ich der Meinung, dass die Serie eine gute Chance verpasst hatte, Robbie loszuwerden. In Staffel 1 war er schon unnötig, aber immerhin noch gut eingesetzt, in Staffel 2 war sein Subplot schon eher nervig (Siehe Teeniesoapbullshit) und hier war eindeutig, dass sie keine Ahnung mehr hatten, was sie mit ihm anfangen sollten. Ihn einfach für eine oder zwei Staffeln in den Jugendknast abzuschieben, wäre da vielleicht die beste Lösung gewesen.

    Ansonsten bot Staffel 3 aber wieder alles, was man an der Serie liebte. Mehr Fokus auf die Freundschaft zwischen Johnny und Miguel, vielschichtige Bösewichte, für die man zwischendurch sogar mal Sympathie empfinden darf, eine erstaunlich gut funktionierende Mischung aus leichtherziger Unterhaltung und schmerzhaften Dramamomenten, sowie hervorragend eingesetzte Nostalgiemomente.

    Wer hätte gedacht, dass die späte Fortsetzung eines nicht 100% gut gealterten 80er Jahre Teeniefilms, die von den Machern der „Harold & Kumar“ Filme erdacht wurde, tatsächlich in der Serienoberliga mitspielen würde?

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