Seit Freitag fliegen im Valley wieder die Fäuste, denn die fünfte Runde von „Cobra Kai“ hat begonnen. Anders als bei den letzten beiden Staffeln mussten wir nicht bis zum Jahresende warten, denn schließlich ließ das Ende der Staffel 4 einige Fragen offen. Nach der Niederlage gegen Cobra Kai im All Valley Turnier liegen Daniel LaRusso und das Miyagi-Do am Boden. Auch wenn es nach dem Miyagi-Prinzip besser ist einem Kampf aus dem Weg zu gehen, geht es nun in die Offensive und mit Hilfe von Chozen Toguchi soll der Schlange endlich der Kopf abschlagen werden. Und Johnny Lawrence? Der scheint sich mit Robby versöhnt zu haben, Miguel hingegen sucht sein Vater-Sohn-Glück in Mexiko. Und da wäre noch die Sache mit John Kreese, der von Terry Silver der Polizei wie auf dem Silbertablett serviert wurde. Während Kreese seine Dojomatte gegen eine durchgelegene Gefängnismatratze tauschen muss, steht Cobra Kai jetzt voll unter Kontrolle von Silver. Vor Beginn der ersten Folge war ich sehr gespannt, welche altbekannten Gesichter sonst noch warten.
Gleich in der ersten Szene der neuen Staffel war ich ein bisschen elektrisiert, denn das Dojo von Cobra Kai ist unter der Leitung von Terry Silver zu einer Hightech-Kampfarena geworden ‒ neue Location, neue Trainingsanzüge, eine Getränkebar und jede Menge Videoüberwachung. Er sucht jetzt natürlich auch die passenden Karate-Meister, bei denen man sich schon manchmal fragt, warum erwachsene Senseis ihm blind gehorchen und Schüler zu einer Schläger-Truppe umformen. Die Szene, als Chozen Cobra Kai als Sensei-Anwärter infiltriert und in Silvers Anwesen Whisky trinkt, war das erste Highlight der Staffel. Die Spannung nicht aufzufliegen war packend, auch wenn nur für eine kurze Zeit.
Wer lateinamerikanische Rhythmen und Tequila anziehend findet, wird wie ich das Kapitel in Mexiko gefeiert haben. Denn neben einer Prügelei mit ein paar Surfer-Scammern gab es auch ein Chili-Wettessen. Ein weiteres kleines Highlight, das „Cobra Kai“ ausmacht ‒ Johnny Lawrence ist sowieso mein Lieblingscharakter. Denn er zeigt gleich danach auch seine warmherzige Seite, als er Miguel sieht und ihn in seine Arme schließt. Und dann bekommen Johnny und Carmen ja noch ein gemeinsames Kind, das sogar den langen Streit mit Robby vergessen lässt. Ich bin gespannt, wie es in Zukunft bei der Familie Lawrence-Diaz weitergeht.
„Guy at the impound lot said we need 4,000 pesos. That’s, like, a million dollars.“
Daniel verliert sich in der Staffel hingegen immer mehr in seiner Vergangenheit und sieht dort den Schlüssel zu Silvers Expansionsambitionen. Wie schon in „The Karate Kid Part III“ scheint er völlig außer Balance ‒ und wir wissen alle, wie das damals für ihn war. Denn nicht nur der Mann mit dem Pferdeschwanz ließ den Angstschweiß in sein Stirnband fließen, auch Mike Barnes ‒ „Karate’s Bad Boy“ ‒ terrorisierte sein Leben. Um so mehr hat es mich gefreut, dass Barnes seinen Weg in die Serie gefunden hat. Aber anders als ich dachte, hat Barnes nichts mit Silvers Plänen zu tun. Er betreibt ein kleines Möbelgeschäft und scheint auch zufrieden ‒ bis Daniel auftaucht. Schade für ihn, aber gut für den Rest der Staffel. Ein spannender Charakter, der das Team rund um Daniel und Johnny erweitert. Als Zeichen des bösen Willens zündet Silver Barnes‘ Möbelhaus an.
„You’re playing with fire, Danny Boy.“
Das Feuer ist gelegt, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Terry Silver wird jetzt erst richtig warm und holt mit Kim Da-Eun die Tochter seines früheren Tang-Soo-Do-Meisters ins Team. An ihrer Seite stehen die neuen Senseis, die mit eiserner Faust Cobra Kai auf ein neues Level heben sollen. Denn schließlich lockt das internationale Sekai Taikai Karateturnier. Hier hatte ich mir mehr vom Elite-Team erhofft, denn schließlich war Kim Da-Eun doch sehr von sich überzeugt. Und es sah so aus, als ob sie auf einem anderen Level kämpft. In der letzten Szene schien sie hingegen von Tory und Devon Lee ziemlich gefordert zu werden. Während sie in den letzten Minuten des Daniel-Silver-Kampfs fast teilnahmslos an der Seite stand. Sie ist am Ende wohl nicht ganz von Silvers Philosophie überzeugt, so wie Tory auch, die wütend ist ‒ auf die neuen Senseis, auf den manipulierten Turniersieg und auf Silver. Sie zweifelt, möchte die anderen im Team aber auch vor Cobra Kai schützen. Im Gefängnis sucht sie Hilfe bei Kreese, der sie aber für seine Zwecke ausnutzt. In Not findet sie Hilfe bei ihrer scheinbar größten Rivalin Sam. Eine starke Charakter-Entwicklung!
Ich muss zugeben, manchmal gibt es für meinen Geschmack ein wenig zu viele Tennie-Konflikte zwischen Cobra Kai und den Miyagi-Fangs (der einzig sinnvolle Name für eine Staffel 6). Die Szene im Schwimmbad steht hierfür symptomatisch, denn so spannend und gefährlich ist ein Wasserrutschen-Battle dann doch nicht. Hier waren die Kämpfe und Spannungskonflikte der vergangenen Staffeln überzeugender. Jedoch gab es ja noch den Showdown im alten Cobra Kai-Dojo. Dort wurde nach alter Cobra-Kai-Manier die Party so richtig aufgemischt. Und auch der Kampf mit Johnny, Barnes und Chozen gegen das Sensei-Team in Silvers Anwesen war eines Finales würdig. Blutig verliert Chozen den Kampf gegen Silver und wird schwer verletzt. (Bitte mehr Schwertkämpfe!)
„We have to cut the head off the snake.“
Das Staffelfinale ist eingeläutet, überraschend kam für viele der Sieg von Daniel gegenüber Silver wohl nicht, dennoch war es ein starkes Ende. Denn mir gefiel, dass er die Lehren und den jahrelang aufgebauten Zorn nutzte, um Silver mit einem Crane-Kick endlich zu Fall zu bringen. Dass Silver am Boden zusehen muss, wie seine Schüler aufgrund des Bestechungsvideos ihm und Cobra Kai den Rücken zuwenden, war der Nackenschlag.
Ich dachte schon, das war’s. Aber so ganz vorbei war die Staffel dann doch nicht, denn die Überraschung der Staffel wartete im Gefängnis. Wir alle sahen doch, wie Kreese von einem anderen Häftling erstochen wurde. Dass er in Wirklichkeit er auf einen roten Pudding einstach und durch die vorgetäuschte Messerstecherei die Wache überwältigt, sich als Arzt verkleidet und flüchtet, lässt Raum für Spekulationen zur nächsten Staffel (wenn es denn eine gibt).
Mit sich nimmt er auch noch meine Wertung für die 5. Staffel:
Und das war’s! Also wirklich, denn Terry Silver ist in Gewahrsam. Möglich natürlich, dass er sich da mit seinen Anwälten herauswindet, aber seine Schüler hat er wohl verloren. Was aus ihnen wird, bleibt offen. Vielleicht wenden sich manche dem Kampfsport ab, andere wechseln womöglich das Lager. Oder schafft es John Kreese, Cobra Kai nochmal Leben einzuhauchen? Klingt erstmal unwahrscheinlich, denn er ist ja aus dem Gefängnis ausgebrochen und wäre auf einer riesigen rot-schwarzen Werbetafel schnell wieder im Käfig. Und dann lockt ja noch der Sekai Taikai Karatewettbewerb, bei dem ich gerne das Miyagi-Do und Eagle-Fang sehen möchte ‒ es ist ja ein Platz freigeworden. Oder konzentriert sich Johnny erstmal auf seine Familie? Wäre ihm zu gönnen! Mal schauen, ob es eine sechste Staffel geben wird.
Am Ende bleibt eine bunte Staffel 5, bei der wir von so manchen altbekannten Gesichtern überrascht wurden, manche haben sich auch angekündigt. Chozen war für mich ein echtes Highlight, der nicht nur seinen Kampfstil, sondern auch Loyalität und Freude mitbrachte. Auch wenn ich hoffte, dass die Staffel im Sekai Taikai Karatewettbewerb endet, war es doch ein würdiges Finale. Die Geschichte rund um Terry Silver ist zu Ende erzählt, ein erneutes Aufbäumen wäre zu viel.
Neben den vielen Kampfszenen war auch immer wieder Platz für „Karate Kid“-Flashbacks sowie die ein oder andere auflockernde Szene. In Erinnerung geblieben ist mir hier die Partynacht rund um Daniel, Johnny, Carmen, Amanda und Chozen. Und auch Stingray wird wohl für immer der D&D-Sensei der Herzen bleiben. Mal schauen, ob nicht er vielleicht sogar der neue Cobra Kai-Sensei wird. ;)
„Then the ponytailed prick left. I still smell is sh*tty cologne.“
Bilder: Netflix
Achtung Spoiler:
Aus der Mexiko Story mit dem Vater hätte man mehr machen können. Hätte mir gewünscht das der nochmal eine Rolle in. Der Staffel spielt. So war der ganze Besuch irgendwie witzlos.
Und hallo? 2,5 Betrunkene (Komma 5 weil der Bad Boy angeblich auf was anderes war) schaffen es die besten Sensais zusammen aufzumischen im Finale? Das hätte besser aufgebaut werden können.
Alles in allem fand ich die Staffel trotzdem sehr kurzweilig und unterhaltsam.
Das mit der Mexiko-Story war am Ende wirklich etwas anders, als ich mir das auch vorgestellt hatte. War auf eine Konfrontation mit der Wahrheit gefasst. Dennoch war die Erkenntnis, meiner Meinung nach, von Miguel nicht ganz unwichtig für die Beziehung zu Johnny.
Das Finale war tatsächlich manchmal etwas schlecht gebalanced ;)
Auch wenn ich kein Fan der Serie bin, war ich trotzdem neugierig auf die Rezension. Ist ja schließlich deine erste hier, und ich muss gestehen, dass mir das Lesen tatsächlich Spass gemacht hat. Da bei den Lieblingsserien, die du in deinem Profil angegeben hast so einiges dabei ist, dass ich ebenfalls gerne schaue, freue ich mich jetzt schon auf zukünftige Reviews.
5 Sterne von mir für diese Review und vielleicht schaue ich jetzt sogar auch mal in die Serie rein. ;)
Das freut mich wirklich sehr und vielen Dank für die netten Worte :) Wenn du etwas für „Karate Kid“ übrig hast, vor etwas Teenie-Streit nicht zurückschreckst und kurzweilige Unterhaltung magst, kann ich die Serie empfehlen. Mit 10 Folgen pro Staffel ist sie gut „snackbar“.
Es ist für mich eine der besten Serien überhaupt, dass mag daran liegen, dass ich gerne auf den Nostalgiezug aufspringe, aber auch die „lustige“ Geschichte mit viel Ehre und Gedöns mag. Vielleicht lernen unsere Kinder sogar etwas daraus, wer weiß …
Ein paar kleine Übertreibungen oder Logikfehler sind erlaubt.
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