Das mit den Plänen ist ja immer so eine Sache. Die macht man, dann kommt was dazwischen und sie werden über den Haufen geworfen. Ja und so GENAU SO ging es mir auch mit der zweiten Staffel von Daredevil.
Als ich die Serie begann, konnte ich mir aus zeitlichen Gründen nicht wie bei Jessica Jones alles am Stück ansehen, sondern erst einmal nur die beiden ersten Folgen. „Gut“, dachte ich, „dann schreibst Du Dein Review eben in schönen 2er-Blöcken und geht ausführlichst auf den Inhalte ein!“. Ihr ahnt sicher, was nun kommt – ich habe meinen Plan über den Haufen geworfen. Das kann man mir vorwerfen, aber nur, wenn man die Serie noch nicht gesehen hat. Denn es ist schlicht so, dass ich ab Folge 3 wieder so von Hell´s Kitchen gepackt war, dass es mir einfach unmöglich war aufzuhören. Ich fiel quasi in eine Art netflixesques Wachkoma und kam erst nach dem Abspann von Folge 13 wieder zu mir.
Ich werde nicht all zu detailliert auf die Handlung eingehen, denn Daredevil Staffel 2 macht sogar noch mehr Spaß als Staffel 1 und das will ich keinem nehmen. Außerdem kann man sich bei weit genug Seiten im Internet spoilern, da gibt´s einige Foren und Blogs, wo man mit jedem Junk zugeschmissen wird, bis man auch weiß, warum der Nagellack, der Nebendarstellerin Nummer 21 in Szene 2 aus Folge 78 gelb und nicht orange war. Nee, nee, nee, hier seid ihr ja, weil ihr fundiert wissen wollt, was eine Serie so gut macht und das gibt´s jetzt: Fast alles!
Daredevil hat als erste Netflix-Serie der Marvel Studios eine erste Staffel hingelegt, die toll war. Setting, Zeichnung der Charaktere, das war einfach viel Gutes und wenig Schlechtes dabei und darauf kann sich auch die zweite Staffel stützen. Nachdem wir mit den ersten beiden Folgen schon gesehen haben, dass Frank Castle dem Teufel aus Hell´s Kitchen durchaus gewachsen ist, erfährt man in den weiteren Folgen Stück für Stück mehr aus seiner Vergangenheit und warum er auf dem Rachefeldzug ist, den er so unbarmherzig führt. War mir Jon Bernthal in The Walking Dead nie wirklich sympathisch (und zwar nicht nur auf Grund seiner Rolle, sondern eher generell), so liefert er als Punisher eine verdammt gute Performance und ist für mich das, was Wilson Fisk in Staffel 1 war – der scene stealer!
Punisher führt Daredevil Schritt für Schritt an die Grenze, die die beiden Figuren voneinander trennt und ich erwischte mich mehr als einmal dabei gedacht zu haben „Möööönsch Matt, der Frank hat doch Recht!“. Als Frank Castle dann auch noch auf eine bekannte Person trifft (die ich hier nicht spoilern will, weil es für mich ein „Achdukackeistdasgeil#whoohoooo!“-Moment war), war der Moment erreicht, an dem ich Staffel 2 noch besser fand als Staffel 1.
Nun, bis hierher könnte man nun sagen „Astreine ‚5 Kronen‘-Wertung“. Aber es sind dann doch nur 4 und das liegt an: Elektra!
Den unsäglichen Film mit Jennifer Garner mal außer Acht gelassen, war die Storyline um die Attentäterin Elektra (die ja auch in Trailern schon zu sehen war) für mich einer der wenigen (wenn nicht der einzige) Schwachpunkte der Serie. Die Choreografie der Kampfszenen – top! Siehe das oben verlinkte YouTube Clipchen. Der Background und das erneute Auftauchen von Stick – auch in Ordnung. Dennoch war ich bei fast allen Szenen mit Elektra versucht schnell auf Punisher-Content weiterzudrücken.
Das mag auch damit zu tun haben, dass bei Kampfszenen in denen Matt und Elektra zusammen kämpfen, sie das immer gegen ein riesige Rudel Ninjas machen und die relativ erfolgreich wegputzen. Aber gerade in Staffel 1 und dem Punisher-Kampf aus den ersten beiden Folgen fand ich es super, dass Daredevil eben nicht als der Überheld dargestellt wurde, sondern oft auch an den Grenzen der Belastbarkeit kämpfte. Hier jedoch hat man manchmal das Gefühl, dass seine Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer proportional mit der Anzahl der Feinde wächst. Das fand ich dann eher so „Meh!“. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch und liege total daneben. Wer mich überzeugen möchte kann das gerne hier in den Kommentaren oder via Mail.
Was in dieser Staffel dann wieder sehr gut zum Ausdruck kam, waren die Konflikte innerhalb der Kanzlei Nelson & Murdock. Alle daraus resultierenden Folgen sind konsequent umgesetzt und tragen dazu bei, dass die marvelsche Netflix-Seriengemeinschaft wieder ein Stück näher zusammen wächst. Ich bin sehr gespannt, wie sich Luke Cage ab dem 30. September schlagen wird und empfehle bis dahin jeder Frau und jedem Mann, sich Daredevil anzusehen.
Am besten so, wie ich es demnächst auch noch einmal vorhabe: in Originalton, erst Staffel 1, danach Staffel 2.
Bilder: Netflix
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