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Review: „Dark Matter“ – Staffel 1

Mini-Spoiler
26. Juni 2024, 10:52 Uhr
Mini-Spoiler
Maik
26.06.24

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Heute ist das Staffelfinale der neuen Science-Fiction-Serie „Dark Matter“ bei Apple TV+ erschienen. Den Trailer und alle Informationen zur Romanverfilmung hatten wir bereits frühzeitig für euch im Blog gesammelt, jetzt wollen wir euch einen Spoiler-armen Eindruck zur Gesamtstaffel liefern. Kurzum: Bei einigen Entscheidungen hätte man vielleicht einen anderen Pfad einschlagen sollen, insgesamt ist diese Realitätsversion der Serie aber durchaus empfehlenswert und besonders.

Schrödingers Dilemma

Das Grundprinzip von „Dark Matter“ fußt auf komplexer Wissenschafts-Theorie, ist aber doch recht schnell erläutert. Schrödingers Katze kennt ihr mit Sicherheit alle – die Katze in der Box, die quasi gleichzeitig tot und lebendig ist, bis man hineinschaut und Gewissheit hat. In diesem Stadium können sich – so die Idee – zwei Realitäten bilden. Eine, in der die Katze stirbt und eine, in der sie überlebt. Soweit, so kompliziert.

Hauptfigur Jason Dessen ist Wissenschaftler und hat eine große Box gebaut, in der Menschen in diesen Status gelangen und durch quasi unendliche Realitäten reisen können. Warte, nein: Jason Dessen ist doch Professor und hat die Box gar nicht gebaut…?! Nur doof, dass sein anderes Ich ihn in seiner Realität besucht und kurzerhand dessen Platz einnimmt. Es beginnt ein vielseitiges Herantasten mit einigen Wendungen und Ebenen.

„We can‘t all be Jason 1.“ (Jason)

„What‘s in the boooxxxxxx?!?“

Persönlich hatte ich mir ein paar mehr Popkultur-Referenzen gewünscht (z.B., dass Jimmi Simpson eine Prise „Westworld“ einwirft), aber immerhin wurde standesgemäß lautstark darum gefragt, was in der Box ist (Grüße gehen raus an die sieben Todsünden).

Dark-Matter-Staffel-1-Review_01

Das Mystery-Setting ist interessant, wobei sich die ersten drei Episoden noch etwas behäbig anfühlen. Die alternativen Realitäten sind spannend und auch das Spiel der Charaktere, die mehrfach aber unterschiedlich vorkommen, ist interessant zu beobachten (und Joel Edgerton spielt die unterschiedlichen Jasons gut). Im Verlauf können wie beobachten, wie Figuren nach und nach bemerken, dass irgendwas nicht stimmt – und wie der ein oder andere Jason sich herauszureden versucht. Das birgt auch Raum für etwas Komik, auch wenn es selten wirklich lustig wird (wobei der „How can I help you, sir?“-Moment gut war!).

„What do you mean, it‘s just a box? How does it work?!“ – „I don‘t know, you tell me. You built this thing.“ – „I‘m sorry, you got the one that teaches college physics.“ (Jason & Amanda)

Details – mal stimmig, mal nicht

Passend zur Katzen-Theorie scheint man auch in Sachen Details sowohl „lebendig“ als auch „tot“ unterwegs zu sein. Einige Sachen mochte ich persönlich sehr, wie das schöne Intro, das gleichsam abstrakt und doch vielsagend sowie im schönen Stopmotion-Look animiert ist (erinnert ein bisschen an den großartigen Vorspann von „Severance“). Auch das Soundsignal, das schnipsend oder Lichtschalter-umschaltend darüber informiert, dass wir uns in eine andere Realität bewegen, ist smart. Inhaltliche Details der Geschichte oder Charakter-Hintergründen werden im Zuge der Staffel vermehrt aufgenommen, was mir sehr gefallen hat. Und dass im Kino (bei Schneefall!) „It‘s a Wonderful Life“ läuft, ist mit Sicherheit kein Zufalle gewesen.

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Aber es gab auch unlogische Dinge, die selbst im Mystery-Setting anders hätten sein können. Dass die Box auch in Realitäten reisen kann, in der sie nicht existiert, ist vermutlich eine physikalische Theoriefrage, die ich nicht beantworten kann, passt schon (und wäre ja sonst auch eine langweilige Geschichte). Erst wird betont, dass der Würfel derart gebaut ist, dass nullkommanull Signale hinein kommen können, um dann (nur einige Minuten später in der gleichen Folge) ein GPS-Signal von Innen zu empfangen?! In einem (sehr unterhaltsam inszenierten!) Chat erhält ein User die Nummer 71, um dann von „Hunderten“ zu reden. Und bis auf ein, zwei Figuren haben gefühlt alle in sämtlichen Realitäten den gleichen Körperbau und teilweise sogar Look. Da hatte ich mir mehr Abwechslung gewünscht (zumal man uns teilweise damit angeteasert hat, aber es nicht konsequent durchzieht).

Philosophische Frage nach dem perfekten Leben

Auch wenn es im Titel anders gemeint ist, so leihe ich mir mal das „Matter“, um die Frage aufzustellen, „what matters in life?“. Denn im Grunde genommen bedient „Dark Matter“ genau diese essenzielle Grundfrage. Dabei wird gelungen zum Nachdenken auf Zuschauerseite angeregt. Nachbars Rasen ist immer grüner und man will das, was man nicht hat, mehr, als das, was man hat (sollte Jonas mitlesen: Wie bei den „Simpsons“, wo Bart unbedingt den Ball haben will!).

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„Dark Matter“ ist eine Geschichte über Prioritäten im Leben, über die „Was-wäre-wenns“, die Wegzweigungen, die man genommen hat, obwohl man sich nie so recht sicher war, ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Das Streben nach dem perfekten Leben, nach der Utopie, nach dem Bestmöglichen, wobei man ggf. nicht richtig wertschätzt, was man besitzt und für gegeben ansieht. Man weiß erst, was man hatte, wenn man es nicht mehr hat. Dabei ist man sich selbst der Nächste – außer, man trifft auf sich selbst. Ja, das sind verdammt viele Platitüden und 08/15-Phrasen, aber die Serie baut diese Ansichten tatsächlich überraschend erfolgreich mit ein.

„Was I happy?“ – „She wondered the same thing about you.“

Dabei bleibt „Dark Matter“ nicht beim Individuum stehen, sondern widmet sich auch gesellschaftlichen Strömungen, Grundwerten und Konsequenzen. Kann es ein Utopia geben, in der der Klimawandel besiegt wurde und alle positiv miteinander leben? Oder ist die Menschheit eh dem Zerfall nahe, egal, welche Entscheidungen und Werte sie vertritt? Und kann in „Butterfly Effect“-Manier ein einzelner Münzwurf das Schicksal aller Menschen prägen? Ich bin mir sicher, dass etliche philosophische YouTube-Videos zur Serie veröffentlicht werden.

Gibt es ein richtiges Ende?

Ich will gar nicht zu viel in Details gehen, was das Ende anbelangt. Nur so viel: Die Serie nimmt hinten raus noch mal gehörig Fahrt auf und kann mit einem vernünftigen Ende aufwarten. Dabei hat mir die skurrile Ladenszene sehr gefallen und allgemein war man stets unsicher, in welche Richtung die Handlung abbiegen würde. Dass Varianten von Figuren gleich denken und gleiche körperliche Fähigkeiten mit sich bringen, erschafft eine willkommene weitere Ebene in der Erzählung.

Schade fand ich (und das packe ich mal hinter die Spoiler-Wand), dass es keinen weiteren Identitätsdiebstahl Richtung Ende mehr gab. Ich hatte gehofft, am Ende gibt es einen „Inception“-Moment, in dem man den Ringfinger mit einem anderen Abdruck sieht oder so. So dass man sich fragen musste, ob es sich wirklich um „unseren“ Jason handelt. Aber vielleicht ist das auch total egal, da ja im Grunde genommen alle bis auf Jason 2 „unser“ Jason sind.

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Insgesamt hat mir „Dark Matter“ gut gefallen, aber vor allem im ersten Drittel der Staffel hatte ich mir mehr erhofft. Die Erzählung nimmt aber hinten heraus Fahrt auf und weiß dann doch mit einigen reizvollen Entwicklungen aufzuwarten. Gegebenenfalls hätte man die erste Hälfte straffen können, um mit weniger Episoden eine pointiertere Geschichte zu erzählen. So bleibt ein äußerst reizvolles Mystery-Sci-Fi-Setting, das einige Fragen aufwirft und zum Nachdenken über das eigene Leben anregt. So etwas ist selten genug, weshalb ich durchaus eine Sehempfehlung aussprechen möchte. An großartige erste Staffeln wie „Severance“ kommt „Dark Matter“ jedoch nicht genau heran, auch wenn ich kurz darüber nachgedacht hatte, auf vier Kronen zu gehen.

Wird es eine 2. Staffel von „Dark Matter“ geben?

Noch hat Apple TV+ nicht bekanntgegeben, ob es eine zweite Staffel von „Dark Matter“ geben wird. Das Ende fungiert aber genauso als Abschluss einer Erzählung (sollt ja Leute geben, die nur dann Serien anfangen, wenn das gegeben ist), als auch theoretische Anknüpfungspunkte für eine Fortsetzung. Einige Figuren und Statements waren in der finalen Montage dann doch recht deutlich, dass sie gerne mehr hätten. Da könnte also noch was kommen und falls nicht, funktioniert es auch, dass man das schlicht der Fantasie des Publikums überlässt.

Roman-Autor Blake Crouch hat übrigens auch „Wayward Pines“ geschrieben, war bei der Umsetzung der schlechteren zweiten Staffel aber nicht groß involviert im Gegensatz zu „Dark Matter“. Das lässt hoffen. Ach ja: Jupiter.

Bilder: Apple TV+

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Ein Kommentar

  • Mein Gedanke zu der „physikalischen Theoriefrage“:
    Die Box in der Serie soll nicht das Werkzeug sein, durch das die verschiedenen Realitäten/ Welten entstehen, sondern nur ein Tor um in die anderen Welten wechseln zu können, auch in solche, in denen der Wissenschaftler kein solches Tor erfunden hat. Auf Schrödingers Gedankenexperiment aufbauend geht man in der theoretischen Quantenphysik davon aus, dass jedes mal, wenn eine Wolke der Superpositionen durch eine Messung zum Zusammenbruch gebracht wird eine neu Welt entsteht. Wenn durch Beobachtung aus der Wahrscheinlichkeit eine Gewissheit wird, entstehen so viele neue Welten, wie es vorher Möglichkeiten gab. Jede Sekunde wird das Multiversum um unendlich viele, neue Welten größer.
    …
    Gefesselt hat mich die Serie leider trotzdem nicht und ich habe nach der 3. Episoden nicht weiter geschaut. ;)


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