Anfang des Jahres hatte ich euch hier den Teaser-Trailer zur neuen Comedy-Serie „DAVE“ gezeigt, der – soviel vorweg – nicht als Intro für die Serie fungiert. Leider. Aber zumindest der Song taucht hier und da in Ausschnitten auf. Meine damalige Assoziation mit der Serie „Atlanta“ hat jedoch auch nach Anblick sämtlicher zehn Episoden der ersten Staffel standhalten können. Auch wenn es diverse Unterschiede gibt, die ich euch in diesem spoilerfreien Review näher bringen möchte.
Lil Dicky?
David Andrew Burd hat sein Leben zur Serie gemacht. Der als „Lil Dicky“ durch das Internet berühmt gewordene Rapper spielt sich selbst – einen Rapper, der durch das Internet berühmt wird. Oder zumindest viral geht und versucht, dadurch beschwingt seinen Lebenstraum zu erfüllen und „der neue Kanye“ zu werden. Analog zu der FX-Serie „Atlanta“ gibt es auch bei der FXX-Serie „DAVE“ viele Beats zu hören und Studioaufnahmen zu sehen, aber der „Shit ist nicht so real“. „Atlanta“ gibt sich deutlich düsterer, ernster und realistischer. Sozialkritik gibt es in beiden Serien, aber „DAVE“ ist deutlich überdrehter und vor allem lustiger dabei. Dabei wird es zwar auch mal emotionaler, vor allem zum Staffelende hin, größtenteils bleibt es aber beinahe kindlich, bisweilen gar pubertär, wenn ich an einige stumpfe oder gar eklige Szenen denke. In gewisser Weise sind die Unterschiede aber auch logisch, stellen sie schlicht die unterschiedlichen Ausrichtungen der Rap-Figuren Lil Dicky und Childish Gambino (aka Donald Glover) dar.
Gelungener Mix
Ähnlich wie „Atlanta“ besticht auch „DAVE“ durch experimentelle Folgen und Abwechslung in der Erzählweise. Mal driftet der Fokus von Hauptfigur Dave auf Nebenfiguren, deren Hintergründe beleuchtet und Charaktere auf charmante Art und Weise weiter gezeichnet werden, um Handlungsmotive und Konfliktpotenziale zu schaffen. Mal trifft hohes Drama auf ulkigen Klamauk. Und dann findet man sich plötzlich in einem minutenlang vorgetragenen und in Film-Manier bebilderten Rap-Track wieder. Die Inszenierung in „DAVE“ ist so fassettenreich wie der echte Dave (vermutlich ist, ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber das Online-Bild des Unterhaltungs-Rappers lässt es erahnen).
Dabei sei gesagt, dass vermutlich nicht jede Szene für jeden geeignet ist. Ich habe einige Momente der Serie geliebt, zum Beispiel das Ende einer Episode, in der es um einen Milchtisch ging (ihr werdet wissen, was ich meine, wenn ihr sie gesehen habt). Bei anderen musste ich dann doch den Blick vom Bildschirm abwenden und fragen, ob die das gerade wirklich gezeigt haben…?!
Menschlicher Auftritt
Angenehm fand ich, dass trotz der Star-Fantasien und Durchgefliptheit Daves die Serie erstaunlich menschlich und authentisch ausgefallen ist. Klar, da sind viele verrückte Geschehnisse und bescheuerte Sprüche bei, am Ende zeichnet „DAVE“ aber ein wohl ganz treffendes Bild unserer heutigen Zeit und Gesellschaft. Die Übertragbarkeit von Internet-Fame in einen echten Beruf, Mobbing in Kindheitstagen, Rassismus, Diskriminierung, Priorisierung von Privatem und Beruf, psychische Störungen und vor allem Freundschaft. Dabei haben die zunächst alle etwas bekloppt und dann umso näher wirkenden Nebenfiguren einen gehörigen Anteil, die alle letztlich eine kleine „DAVE“-Familie für einen bilden.
Zu schade, dass es dann nach den zehn Folgen auch schon wieder vorbei ist. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten habe ich die Staffel sehr gemocht und als erfrischend erachtet. Kantiger Humor fernab der TV-Klischees, der aber stets nachvollziehbar und vor allem dank Lil Dicky selbst auf halbironischem Terrain verbleibt. Ich freue mich jedenfalls sehr darüber, dass „DAVE“ bereits für eine zweite Staffel verlängert worden ist!
„DAVE“ anschauen
Noch warte ich jedoch darauf, dass „DAVE“ ein deutsches Zuhause findet. Es würde mich eigentlich wundern, wenn die Serie nicht alsbald bei Netflix, Prime Video oder Sky aufschlagen würde. Vom Flair vielleicht noch am ehesten bei Letzterem. Aktuell kann man die erste Staffel „DAVE“ käuflich über zum Beispiel Amazon.co.uk oder Amazon.com beziehen.
Bilder: FXX
Kommentiere
Trackbacks