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Willkommen in der High-School-Apokalypse

Review: Daybreak – Staffel 1

9. November 2019, 08:42 Uhr
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„Ob das nun überdrehter Teenie-Humor oder Unterhaltung mit gerade der richtigen Dosis Coolness ist“ war mir noch nicht ganz klar, als ich über den Trailer zur neuen Netflix-Serie „Daybreak“ schrieb. Jetzt habe ich die zehn Episoden der am 24. Oktober veröffentlichten ersten Staffel gesehen und kann diese gestellte Frage fundiert beantworten: beides! Im möglichst spoilerfreien Review möchte ich euch umschreiben, ob die High-School-Apokalypse etwas für euch sein könnte.

Eine Welt voller Teenager

Das grundlegende Setting erinnert ein bisschen an „Between, denn die Welt wird jetzt von den Kindern gelenkt. Sie wurden aus irgendeinem Grund verschont, als nach einem Bombenangriff alle Erwachsenen zu „Ghoulies“ wurden. Das ist ein bisschen wie Zombies, nur dass sie jeweils den letzten Satz in Endlosschleife vor sich her murmeln, den sie zum Zeitpunkt ihres Todes gedacht haben. Hier merkt man bereits, welches Unterhaltungszentrum mit dem Humor in „Daybreak“ getroffen werden soll.

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Der Vergleich zu „Between“ endet entsprechend auch schon, denn wohingegen die Mini-Serie damals einen recht seriösen Versuch der Erzählung gestartet hatte, geht es in „Daybreak“ vor allem um eines: Spaß. Und das nicht nur für die Figuren, sondern auch für uns. Denn nicht nur bekommen wir ein paar „Mad Max“-sche Kostümierungen und Fahrzeuge zu sehen (bei denen man sich stets fragt, wer in der Apokalypse die Zeit und Materialien hatte, die herzustellen?!), sondern auch viel Abwechslung in der Erzählweise.

Modern und experimentierfreudig

Langweilige 08/15-Kost bekommt man definitiv nicht, wenn man bei „Daybreak“ einschaltet. Das sollte bereits ab der ersten Folge klar sein. Direkt sei euch gesagt, dass wenn euch diese nicht gefällt, ihr gar nicht weiter schauen braucht. Findet ihr sie gut, kommen noch weitere originelle Einfälle (aber auch ein paar Längen). Bereits zu Beginn wird klar gemacht, dass TV-Stereotypen genau wie die vierte Wand durchbrochen werden. Es folgen Running Gags, Referenzen zu Popkultur und sich selbst, visuelle Markierungen, wirre Kapitel-Einteilungen, Perspektiv-Wechsel, und, und, und. Wenn dann plötzlich aus dem Off The RZA vom Wu-Tang Clan die Erzählstimme mimt oder Szenen im 4:3-Format als Sitcom-Persiflage erscheinen, bringt das ordentlich Abwechslung.

Auch geht es in Sachen Cinematografie durchaus beachtenswert zu. Das ist – wie allgemein – keine Award-verdienende Hochkultur-Kunst, aber State-of-the-Art mit vielen kreativen Übergängen und eben auch hier viel Abwechslung in der Inszenierung, dazu alles in scharfer 4K-Auflösung gedreht. Einzelne CGI-Animationen sehen jetzt nicht soo super aus, insgesamt passt das aber.

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Ferris Bueller’s Day On

Kleines Ironie-Highlight für mich war ja bereits beim Trailer, dass Matthew „Ferris Bueller“ Broderick als Schuldirektor in der Serie zu sehen ist. Ein wunderbarer Rollentausch, wenn man so will! Ansonsten verfolgen wir hauptsächlich die Geschehnisse von Josh („Gay Josh“? Nein, einfach nur Josh…) und seiner Suche nach Sam (einer utopischen Vorbild-Britin, die an eine junge Lena Gerke erinnert), wobei die Erzählung uns mitten ins Geschehen wird, um dann nach und nach nicht nur seine, sondern die allgemeine Vorgeschichte zu entblättern. So wird sich auch diversen Nebenfiguren gewidmet, die zunächst noch mysteriös erscheinen. Und viel pubertärer Quatsch gezeigt.

Seien es die „American Ninja Warrior“-Aufführungen, bei denen Leute um ihr Leben singen, um dessen Erfolg oder (in der Regel) Misserfolg der Daumen des Anführers entscheidet, oder das Erfinden bescheuerter Aufnahme-Rituale, durch die alle Verlierer wochenlang Durchfall erhalten sollen. Aber es ist nicht alles plump, man schafft es, größtenteils die Linie nicht zu überqueren und gar auch so etwas wie Erwachsenen-Kost bieten zu können.

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Das ist vor allem in der zweiten Hälfte der Fall. Neben der ein oder anderen emotionalen Geschichte werden auch durchaus ernste Themen angesprochen, die auch Bezug zur Realität nehmen. Wenn ein kleines blondes Mädchen sich darüber aufregt, dass die blöden Erwachsenen den Kindern die Möglichkeit geraubt haben, die Welt selbst kaputtmachen zu können, erinnert es zwangsläufig an Greta Thunberg und die aktuelle Klima-Debatte. Und auch den einen oder anderen moralischen Appell gibt es zu hören. Dennoch bleibt „Daybreak“ stets kurzweilig und weiß (bis auf die seeehr langatmige Folge 8) stets nach kurzer Zeit wieder ins durchgeknallte Apokalypsen-Leben zurückzukehren.

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Ach, kommt – eine 3,5 von mir! Auch wenn es gut nur drei sein könnten. „Daybreak“ ist sicherlich nicht für jeden etwas, aber wer Lust auf frische Unterhaltung hat und dem eher jugendlichen Setting etwas abgewinnen kann, wird auch belohnt. Dabei ist das Niveau nicht mal so platt, wie man vielleicht zunächst befürchten könnte. Im Gegenteil, ich wurde gar positiv überrascht und dachte zunächst, dass die Gefahr bestehen könnte, dass ich nach der ersten Folge direkt wieder aufhören würde, aber das Produktionsniveau war erfreulich hoch und der Humor hat mich durchaus erreichen können. Außerdem hat mir die Abwechslung in der Erzählung sehr gefallen.

Hinten raus sind mir dann leider doch ein paar Längen zu viel aufgekommen. Die Dynamik der ersten beiden Episoden konnte nur noch selten erreicht werden, gerade die bereits genannte achte Folge hat sich mir zu lang gezogen (auch wenn sie für die Charakterzeichnung von Bedeutung war). Vielleicht hätten auch acht statt der zehn Episoden gereicht.

Wer kurzweilige Unterhaltung abseits der Norm sucht, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt, ist bei „Daybreak“ jedenfalls an der richtigen Adresse. Mehr Abwechslung zu „The Walking Dead“ und anderen eher ernsten Dramen kann man aktuell kaum finden.

Bilder: Netflix

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Samstag, 9. November 2019, 08:42 Uhr
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