Noch einen dritten Versuch hat Netflix Autorin Liz Feldmann gegönnt, aus der spannenden Idee von „Dead to Me“ mehr zu machen. In Staffel 2 hatte sie schon viel Potenzial liegengelassen, in Staffel 3 ist das nicht viel anders. Die Handlung wird immer abwegiger, und die Versuche, Jen und Judy auf die Schliche zu kommen, sind leider recht dünn angelegt, so dass die letzten zehn Folgen der Serie so dahinplättschern.
Dabei versucht Liz Feldmann einiges, um noch ein wenig Dramatik reinzubringen. Ermittlerin Ana Perez wird immer mehr in die Enge gedrängt, nachdem sie sich darauf eingelassen hatte, Jen zu decken. Das war noch halbwegs nachvollziehbar in Staffel 2, aber in der neuen Staffel wird sie immer mehr zur Komplizin und verstrickt sich mehr und mehr in widersprüchliche Aktionen – das wird dann irgendwann albern. Kurz Hoffnung hatte ich, als FBI-Agent Glenn Moranis ins Spiel kommt, großartig gespielt von Garret Dillahunt. Die Rolle fängt schnell an Spaß zu machen, bis man den Charakter dann leider recht lieblos entsorgt.
Liz Feldmann setzt auf einen weiteren Handlungsbogen – Judy ist unheilbar an Krebs erkrankt, so dass die gesamte Geschichte zwar eine etwas andere Perspektive bekommt, aber auch daraus zu wenig gemacht wird. Immerhin bieten sich je nach moralischer Einstellung verschiedene Handlungsoptionen – Judy könnte alle Schuld auf sich nehmen, da sie eh nicht mehr lange zu leben hat. Sie könnte mit allem aufräumen und zumindest den direkt Betroffenen reinen Wein einschenken. Wird aber alles nicht gemacht, stattdessen wird der Abschied von Judy Folge und Folge verlängert. Mal ist’s die Hoffnung auf eine Therapie, dann ist’s die gemeinsame Flucht nach Mexiko – immerhin mit einem ziemlich guten Moment, wenn Judy wieder zurück in die USA fährt und glaubt, Judy noch bei sich zu haben.
Dann versucht Liz Feldmann, mit einer Schwangerschaft bei Jen für zusätzliche Würze zu sorgen, doch auch das ist kein wirklich überzeugender Schachzug. Es fühlt sich irgendwie so an, als würde die Showrunnerin überall nauch Auswegen aus dem Dilemma suchen, dass sich die Story irgendwie festgefahren hat. Nichts will mehr so richtig gelingen, nichts wirklich wirklich überzeugend, und die wenigen guten Ansätze werden leider verschenkt.
Immerhin – am Ende hat die Serie dann nochmal einen großen Moment. Denn – darauf steuert schließlich alles hin – wir fragen uns natürlich, wie die Geschichte von Judy und Jen – und damit diese Serie – enden würde. Kommen alle Geheimnisse ans Licht, wird alles weiter vertuscht? „Dead to Me“ steuert auf ein ziemlich simples Happy End hin, bis tatsächlich, mit der letzten Szene, nochmal alles umgeworfen wird: Jen betrachtet sich Ben und ihre Kinder, die perfekte Familienidylle, und dann sagt sie Ben, dass sie ihm etwas sagen müsse. Abblende – Ende. Das hätte man tatsächlich nicht viel besser machen können.
Insgesamt klingt das jetzt alles sicher eine Spur zu negativ. „Dead to Me“ unterhält wirklich in vielen Momenten sehr gut, die Ideen wirken, viele Aspekte in den drei Staffeln sind sorgfältig inszeniert. Trotzdem überwiegt zumindest bei mir der Eindruck, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde. „Dead to Me“ hätte schwärzer, direkter, dramatischer werden dürfen – es war der Serie leider nicht vergönnt.
PS: Die Bildauswahl zur Staffel zeigt übrigens sehr schön das Prinzip von „Dead to Me“ – immer die gleichen Personen an den gleichen Positionen, nur in anderen Situationen. Ich hatte sogar kurz überlegt, ob das ein Stilmittel sein könnte, dass Judy immer links und Jen immer recht steht, wenn beide nahezu frontal in die Kamera schauen. War dann aber doch nicht so…
Bilder: Netflix
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