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Taxi nach Leizpig

Review: Der 1000. Tatort

14. November 2016, 08:55 Uhr

Seit 1970 wird im Ersten Deutschen Fernsehen gemordet und ermittelt. Die Krimireihe erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit, nicht zuletzt durch diverse Ermittlerteams, experimentelle Episoden und einem Mix aus aufstrebenden und bereits sehr populären Schauspielern.

Gestern lief die 1000. Ausgabe mit Maria Furtwängler als Kommissarin Lindholm und Axel Milberg als Kommissar Borowski. Beide treffen such bei einem Seminar für Polizisten, denn eigentlich ermitteln beide in unterschiedlichen Städten, Hannover und Kiel. Eine interessante Kombination, denn beide sind ganz verschiedene Charaktere – die energische Lindholm und der analysierende, ruhige Borowski. Durch einen reinen Zufall kommen die zwei Kommissare in die Gewalt eines geistig instabilen Menschen. Dieser hat gerade von der bevorstehenden Hochzeit seiner Ex-Freundin erfahren, welche er stalkt, und ist kurz davor durchzudrehen. Das ehemalige Mitglied einer militärischen Spezialeinheit ist jetzt Taxifahrer und befördert die beiden Kommissare und einen dritten Polizisten, welchen er nach ein paar nervigen Aktionen das Genick bricht und sich so auf eine Einbahnstraße begibt. Ab dem Zeitpunkt entwickelt sich eine Geiselnahme mit Psycho-Spiel. In klar getrennten Abschnitten hört man die Gedanken des Geiselnehmers, von Borowski und später von Lindholm.
taxinachleipzig
Ganz im Gegenteil zu dem klassischen Tatort geht es in Taxi nach Leipzig (nicht zu verwechseln mit dem allerersten Tatort) nicht darum, Beweise zu sichern, Zeugen zu vernehmen und so den Täter zu stellen. Durch die gesprochenen Gedanken der Protagonisten und der ständigen Bedrohungslage ergibt sich eine ganz besondere Atmosphäre. Im Verlauf weicht so das Bild des klassischen Bösen auf. Man bekommt die Hintergründe mit und kann die Aktionen nachvollziehen, auch wenn die Lage moralisch klar ist.

Einige unfreiwillig komische Momente hat diese Machart, beispielsweise als Borowski über den Keks in seiner Hosentasche nachdenkt, um ihn als Ablenkung zu verwenden:

„Ich zerbrösel den Keks, ich zerbrösel ihn!“

Und auch die Rückblicke in Frau Lindholms Kindheit sind etwas verwirrend, auch wenn die Intention der Autoren klar ist. Das Ende ist dann auch klassisches Tatort-Drama, frei nach dem Motto aus der anschließenden von Ulrike Folkers moderierten Dokumentation „Es darf nicht vorhersehbar sein“: Nicht der Geiselnehmer stirbt, sondern seine Ex-Freundin durch den ihr zugeteilten Bodyguard.

Etwas schade ist, dass die letzte halbe Stunde, die sehr auf die Charaktere zugeschnittene Erzählweise verlässt. Deswegen verflog bei mir die Faszination, welche sich in der ersten Hälfte aufbaute. Ob der Druck der 1000. Episode zu groß war und man dann doch nicht zu viel riskieren wollte? In jedem Fall bleibt ein gemischter Eindruck, obgleich kein negativer. Da waren viele – zumindest ist dies meine persönliche Meinung – Tatorte mit Kommissarin Lindholm deutlich schlechter als dieser. Fazit: Eine gute, aber nicht perfekte Unterhaltung.

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Montag, 14. November 2016, 08:55 Uhr
ReviewTatort
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Ein Kommentar

  • Tobias

    Schwierig, wirklich schwierig diese 90 Minuten einzuschätzen. Denn die von dir als „einige unfreiwillig komische Momente“ bezeichneten Szenen, Gedanken und Aktionen trüben das Bild aus meiner Sicht mehr als dass man darüber nicht länger nachdenken sollte.

    Irgendwann ab der Hälfte des Tatorts, als man über diese unfreiwillig komischen Momente nicht mehr hinwegsehen konnte, dachte ich mir, darüber jetzt via twitter einen Brüller absetzen und du hast einen „viralen Hit“. Aber mir ist auf Anhieb nichts eingefallen außer eine Parallele zwischen Borowski und MacGyver und zudem war #Tatort natürlich schon Topic trend. Und die Kommentare waren eindeutig, der Tatort hat sich mit einigen Entscheidungen mehr als lächerlich gemacht.

    Die Story an sich fand ich unterhaltsam und spannend und die grdl. Umsetzung als Kammerspiel wenn man so will, als Idee, hervorragend. Denn Taxifahrer Rainald (Florian Bartholomäi) war toll und wirklich gestört angsteinflößend, vorausschauend und analysierend und den beiden Polizisten mehr als überlegen.

    Das hätte eine sehr spannende Folge werden können. Dass man sich dann aber diverse unfreiwillig komische Momente einfallen ließ, um der 1000. Tatortfolge noch etwas besonderes beizumischen, hat für mich die gesamte Folge zerstört. Das man die Gedanken der Drei hören konnte, fand ich ja noch gut und für die ein oder andere Handlungsauslösung folgerichtig, da man sich nun mal in einem Auto befand und man nicht viel Zeit (und Platz) hatte, die Handlung entsprechend weiterzuentwickeln und den Zuschauer dabei mitzunehmen.

    Mein Problem ist dann eher die inhaltliche Umsetzung als auch teilweise die bildtechnische. Irgendwann als sie wieder einmal das nächste Chapter eingeblendet hatten, hatte ich eigentlich einen Tusch a la „Kill Bill“ erwartet, genauso wie wir in die bildliche Gedankenwelt von Borowski einsteigen und den Anschnallgurtverschluss sehen, der auch noch YouTube like rot umkreist war – so machen das erfolgreiche YouTube Macher und die Jugend nun mal heute.

    Inhaltlich ganz verloren hatte mich der Tatort ab der Kekssuche in den Hosentaschen und der gedanklichen Vorbereitung der „Tat“. Ab dann war es nur noch absurd, absurd lächerlich.

    Als dann auch noch Wölfe auftauchten, Lindholm hatte ja auch einen roten Mantel um, war es völlig vorbei und mein Kopf war in Dauerrotation von links nach rechts nach links. Und wieder von vorne.

    Wie lächerlich will man deutsche Polizisten eigentlich noch darstellen? Das Ende empfand ich dann übrigens als folgerichtig, dass Sascha („ein guter Mann“ und ehemaliger Polizist) die ganze Chose vollkommen verkackt – mit tödlichem Ausgang.

    Es würde mich übrigens nun nicht wundern, wenn Stimmen laut würden, dass man anstelle mit Waffen (schießen bzw. treffen können die Polizisten ja eh nicht), Polizisten mit Keksen (oder besser gleich Kekskrümel) ausgestattet werden. Die Spezialeinheiten kann man dann ja mit Salzstangen upgraden. Da ließe sich bestimmt auch ein guter Werbedeal mit Bahlsen und Co arrangieren.

    Man, man. Der 1000. Tatort kommt bei mir in die Schublade „gut gewollt ist nicht gleich gut gemacht“. Aber wahrscheinlich wird der 1000. Tatort allein deswegen zur Kultfolge, die man genau deswegen schaut, weil man weiß, dass sie absoluter trash war/ist.

    Traurig nur, dass man annehmen muss, dass die Verantwortlichen den Tatort (und viele Kritikerstimmen) als erfolgreich und spannend abbuchen, ihn preisen – und echtes Trash-Gold wie „Sinnlos im Weltraum“ links liegen lassen.

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