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Endlich kommt Bewegung rein

Review: „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ – Staffel 2

3. Oktober 2024, 16:12 Uhr
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Heute ist die letzte Folge der zweiten Staffel von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ bei Amazon Prime Video bereitgestellt worden. Nach acht jeweils rund einstündigen Episoden steht fest, dass man sich zumindest einiger Kritikpunkte aus der ernüchternden ersten Staffel angenommen hat. Noch immer weiß das Amazon Original aber einige allgemeingültige handwerkliche Fehler aufzuweisen und in Sachen Lore-Nähe dürften die Tolkien-Hardcore-Fans die Fackeln und Mistgabeln noch immer nicht zur Gänze weggelegt haben. Dennoch halte ich „Ringe der Macht“ keineswegs als Zeitvergeudung. Vorteile und Nachteile der Staffel möchte ich euch in diesem übergeordneten Review darlegen. Dabei komme ich nicht umher, einige Sachen zu spoilern, weshalb ich die Ampel mal auf „Rot“ gesetzt habe.

Hach, was schön…!

Zunächst kurz zu den Dingen, die bereits in der ersten Staffel gut funktioniert haben. Auch in Staffel zwei von „Die Ringe der Macht“ gibt es detailreich angefertigte Kostüme, überzeugend gestaltetes Make-up, gute visuelle Effekte, wunderschöne Landschaften sowie einnehmende schauspielerische Darbietungen zu sehen. Das ist schon alles auf allerhöchstem Niveau und der Tragweite der Produktion angemessen. Beispielhaft möchte ich dafür diese gelungene Sequenz aus Episode Sechs anführen, die nicht nur im Moment zu überzeugen wusste, sondern auch durch die Machart, die das Behind-the-Scenes-Material zeigt:

Saurons Verschleierungsspielchen waren nett anzusehen und auch Charlie Vickers hat einen guten Job mit der Darstellung des dunklen Lords vollbracht. Aber auch Adar und die Orks haben mir gefallen.

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Allgemein schwappt in Staffel Zwei auch vieles aus dem allgemeinen „Herr der Ringe“-Epos über. Neben etlichen kleinen und großen Easter Eggs gibt es auch richtig viel Epos zu spüren. Persönlich habe ich mich extrem über die Ents und Tom Bombadil gefreut. Aber auch das Schwert Narsil, (mutmaßlich) Rivendell oder der Balrog in Moria waren super. Gerade das letzte Beispiel demonstriert aber auch gut die Probleme, die „Ringe der Macht“ mit sich bringt.

Fly, you foolish logic!

So ein Balrog ist super geil und die Inszenierung hat mir grundsätzlich auch sehr gefallen. Aber wie dieser aufgeweckt wurde und wo er geschlummert hat?! Puh… Schwierig. Kleine Zufälle führen zu einer Situation, die eher an zu laute Nachbarn im hellhörigen Mehrwohnungskomplex erinnert denn ein gewaltiges Berggebilde. Und dass König Durin III den Ring abnimmt und (komplett unnötigerweise) in den sicheren Tod springt, ist auch mehr als unsinnig gewesen.

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Positiv ist zumindest die Entwicklung in Sachen Dialogen. Nach den vor allem in der ersten Staffelhälfte von Season Eins enorm schwerfälligen und langatmigen Dauer-Dialog-Passagen wirkt das in Staffel Zwei deutlich pointierter. Dennoch gibt es regelmäßige Längen zu sehen. Irgendwann kam mir zudem ein Vergleich in den Kopf, der mich seitdem nicht mehr loslässt: Die Dialoge sind inszeniert wie ein übertrieben dargebotenes Theaterstück. Das wirkt stückhaft und ohne realistisch anmutenden Flow. In einigen Momenten funktionieren die gewichtigen Worte mitsamt ihren dramaturgischen Pausen, an anderen wirkt es komplett nichtig oder man verliert gar als zuschauende Person den Fokus. Mal ganz zu schweigen von den Vollkatastrophen an Sätzen (oder auch Aktionen), die zwischendrin wieder alles einreißen, was man sich an Wiedergutmachung zuvor hart erarbeitet hat. Da fragt man sich regelmäßig, wie so etwas bei einer derartigen Produktion an dutzenden Augen und Ohren vorbeikommen kann?! Zum Beispiel wie der Dark Wizard am Ende mit seinen beauftragten Nomaden umgeht. Aber vielleicht handelt es sich auch einfach um die vielzitierten Köche und den Brei…

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Wirken Dialoge oftmals viel zu langsam passieren andere Dinge ironischerweise viel zu schnell. Dass das alles nicht 1:1 zum original von Tolkien erdachten Basismaterial passen soll, ist mir (als jemand, der da auch nicht soo tief drin steckt) ehrlich gesagt egal. Es handelt sich um eine Adaption in einem anderen Medium, solange das sinnstiftend und vor allem stringent passiert, soll es mir recht sein. Aber wie schnell da zum Beispiel super-magische Ringe wie vom Fließband produziert werden, mutet zumindest mal fragwürdig an. Hinzu kommt, dass einige eigentlich über Jahre oder gar Jahrzehnte verlaufende Entwicklungen in gefühlte Wochen oder gar Tage gegossen werden, um ein modernes parallel ablaufendes Netz an Storylines zu erstellen. Natürlich gibt es auch klischeehafte Momente und Aufeinandertreffen inmitten hektischen Schlachtgeschehens, aber darüber zu meckern lohnt sich heutzutage ja kaum mehr.

Die Macht des einen Ringes

Hinten heraus entwickelt sie sich dann aber nochmals gewaltig, die Strahlkraft des EINEN Ringes. Und gleichsam auch die Frage, ob man „Die Ringe der Macht“ eigentlich genauso gut (oder schlecht) finden würde, kennte man nicht die große literarische Vorlage bzw. das „Film-Sequel“?

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Wie dem auch sei, gerade im Staffelfinale finden sich etliche tolle Momente und Vorhersagen. Gefallen hat mir die Szene, in der Sauron von der „Heilung“ Mittelerdes spricht und Lord Celebrimbor bezogen auf die Ringe voraussagt, dass „One alone shall prove your utter ruin!“ (sorry für das Denglish im Satz…). Dabei wird clever die eigentlich allgemein geltende Bedeutung eines Titels umgemünzt:

„I’m their creator. I am their master!“ – „No. You are their prisoner. Sauron… Lord of the rings.“ – Sauron & Celebrimbor

Der Moment hat gesessen. Allgemein hat mir das Zusammenspiel der beiden in der Regel gut gefallen. Auch bei den Zwergen gab es immer wieder tolle Dynamiken zu beobachten. Bei den Elben bin ich noch immer zwiespältig unterwegs, werden sie mir doch noch immer zu menschengleich inszeniert. Naja, wenigstens heben sie sich von den Menschen ab, die größtenteils langweilig und eintönig dargestellt werden (diese Schnulzen-Sidestory?!). Allgemein besitzen viele Charaktere weiterhin erschreckend wenig Tiefe. Wo wir beim Thema wären…

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Und wer ist der „Fremde“ nun?

Die ganz große Tiefe sollte ja bei dem mysteriösen Fremden entfacht werden. Der große Typ, der von kleinen Halblingen aufgelesen und von ihnen das Sprechen sowie das Gutmütigsein gelernt hat. Dass es sich bei ihm um einen Istar handelt, war allen sehr schnell klar. Dass es sich um Gandalf handeln könnte, hatten viele vermutet. So richtig mit dem Lore vereinbaren ließ sich die These jedoch nicht, weshalb man eher von Saruman ausging, der sich im zu sehenden Zeitalter in Mittelerde befinden sollte. Und dann spielt man auch noch mit uns, indem der Fremde in einer Folge zwischenzeitlich mit „Grand-Elf“ angesprochen wird, was mit entsprechendem Akzent wie „Grandalf“ klingt.

Eine „Hey, Zauberer, du hast alle Zeit der Welt, die Gegend nach einem Stab zu durchforsten, aber noch eben Freunde retten? Puh, ne, das Böse steht an der Schwelle, da haben wir keine Zeit zu!“-Situation sowie das lapidar wirkende Auffinden eines super sauber und künstlich aussehenden Stabes später wird dann klar: Es ist Gandalf – wer hätte es gedacht…?! Darsteller Daniel Weyman angeblich nicht, er soll das wohl wirklich erst zur Aufnahme der finalen Folge erfahren haben. Gibt schlechtere Offenbarungen, was die eigene Rolle anbelangt. Staffel Drei ist dann quasi das Spin-off dieses Plots, nur fragen wir uns jetzt alle, ob der Dark Wizard Saruman oder einer der „blauen Istar“ sein soll. Hach, spannend…

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Auch wenn es sich nach der Auflösung an zu kritisierenden Elementen seltsam anfühlt und ich damit zur Minderheit gehören könnte: Mir hat die Staffel gefallen. Nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte, aber vermutlich hat die erste Staffel die damals utopisch hohen Erwartungen auf ein gesünderes Niveau gesenkt. Zu Beginn hatte ich einige positive Aspekte in Kürze abgehakt, die eben auch gewaltig was ausmachen. „Ringe der Macht“ ist weiterhin wundervoll anzuschauen und hat im Vergleich zur ersten Staffel deutlich mehr Bewegung zu bieten. Leider ist das Pacing noch immer in vielen Momenten schwierig, Dialoge wirken theaterhaft aufgeführt und es gibt Momente, in denen man die Machenden schütteln möchte, so dass man sich letztlich um eine bessere Bewertung bringt. Da ich aber die erste Staffel noch mit immerhin dreieinhalb Kronen (welch passende Bewertungs-Visualisierung beim letzten Bild hier im Beitrag, oder?!) bewertet hatte, möchte ich für Staffel Zwei gar auf wohlwollende vier gehen. Das war aber eine knappe Sache, nur weil man sich aber 4,5 bis 5 von einer solchen Serie erhofft hat, muss die Enttäuschung nicht gleich zu Mittelmäßigkeits-Urteilen oder gar darunter führen.

Grundsätzlich habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Vor allem haben sich trotz der zeitweise zähen Dialoge und Entwicklungen die jeweils eine Stunde oder länger laufenden Episoden nicht so lang angefühlt. Man darf sich halt nur nicht überlegen, in wie wenigen Worten man die insgesamt über acht Stunden Laufzeit der Staffel handlungsseitig zusammenfassen könnte. Das ist ja schon beinahe eine „Der Herr der Ringe“-Filmtrilogie… Die hat es in deutlich weniger Zeit viel besser geschafft, Figuren Charakter und Tiefe zu verleihen, mit ihnen zu fühlen und eine gigantische Welt aufzuziehen. Aber „it is what it is“. Man muss sich jetzt mit dieser Serien-Adaption des Tolkien-Stoffes begnügen und sich an den positiven Entwicklungen hochziehen. Grundsätzlich ist da viel Tolles dabei und ich fühle mich ein bisschen an die finale „Game of Thrones“-Staffel erinnert, wo auch teilweise gigantisch Schwarzgesehen und überkritisiert worden ist. Natürlich haben wir uns alle mehr erwartet, aber das ist jetzt auch kein absoluter Trash, wie viele einem weismachen wollen. So bleibt in mir die Hoffnung bestehen, dass man es in Staffel Drei nochmal besser machen wird und wir dann vielleicht das Sehvergnügen erhalten, das wir uns alle zur Serienankündigung erhofft hatten.

3. Staffel von „Ringe der Macht“?

Inhaltlich gibt es natürlich noch einiges zu erzählen und auf Showrunner-Seite plant man mit insgesamt fünf Staffeln für die Serie, noch wurde eine Fortsetzung von „Ringe der Macht“ jedoch nicht offiziell bekanntgegeben. Man arbeite jedoch bereits intensiv an Staffel Drei und Executive Producer Charlotte Brändström hat verlauten lassen, dass man „schon bald positive Nachrichten verkünden“ könne. Es dürfte sich also lediglich um eine Frage der Zeit handeln, ebenso, wie lange wir letztlich auf neue Folgen warten werden müssen. Vermutlich werden wir uns wie bereits nach Staffel Eins wieder zumindest zwei Kalenderjahre gedulden, so dass es erst im Jahr 2026 weitergehen dürfte. Und vielleicht bekommen wir ihn dann zu sehen, den einen Ring (Fëanors Hammer wurde ja bereits bildstark in Erinnerung gerufen).

Bilder: Amazon MGM Studios / Prime Video

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Donnerstag, 3. Oktober 2024, 16:12 Uhr
Der Herr der RingeReview
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