So langsam fühlt es sich wieder normal an, Dexter Morgan als wöchentlichen Besucher im Leben zu haben. Äh, ich meine natürlich Jim Lindsay… Manche Dinge in der Serie selbst sind mir dann aber schon fast zu normal, wie die Tatsache, dass Harrison binnen weniger Tage nach seiner Ankunft während einer Vermisstensuche direkt in die Schule integriert wird. Aber gut, vorbildlich könnte man das nennen. Ebenso fiel sein (doppeltes) Einschulungs-Testergebnis sowie der Umgang mit den Mitschülern aus. Die mobben einen Außenseiter, das regelt Harrison aber eindrucksvoll. Dass er beim Anblick blutiger Zeichnungen erfreut zu sein scheint und sagt, die anderen wüssten nicht, was „wahre Gewalt“ sei, deutet bereits an, dass da wohl auch ein dunkler Passagier in ihm schlummert…
„‚Dad‘?! Wow… My new favorite word.“ (Dexter)
Die größte Schul-Überraschung war jedoch Debra als Direktorin – was für ein skurriler Moment!
Skurril wurde es auch, was die Entwicklungen der Ermittlungen anbelangt. Dass Dexter die im Wald angebrachten Kameras nie gesehen haben soll, wirkt mal wieder, als wolle man Gebrauch von der Tatsache machen, dass er etwas außer Übung ist. Allerdings scheint er in der Region häufiger unterwegs zu sein und sein Auge für Details eigentlich nie verloren gehabt zu haben. Aber gut, die sind irgendwo weit oben angebracht, vielleicht schwer zu sehen (außer natürlich in der einen Einstellung dann…).
Deutlich besser gefallen als diese künstliche Spannungs-Erzeugung hat mir Dexters Begegnung mit seiner eigenen Vergangenheit. Ein Forensiker erreicht den Tatort und Dexter tut so, als sei er großer Fan der „CSI“-Serien, so dass er mal zuschauen möchte – goldig! Kollege Daniel wirkt zunächst etwas trottelig, macht aber seinen Job. Haben eigentlich nur noch die roten Wollfaden gefehlt.
„Oh-oh, he’s good.“ (Dexter)
Plötzlich kommen nun also doch Suchhunde zum Einsatz – als hätte man mein letztes Review gelesen und prompte gehandelt… Und eine True-Crime-Podcasterin auch noch! Okay, die hatte ich jetzt nicht gefordert, aber wenn es hilft… Dexter legt eine Geruchsspur zum Highway, was die Hunde zumindest vorerst zu irritieren weiß.
Neue Spuren erhalten wir auch vom Kidnapper, der seine Opfer in Hotelzimmern einsperrt, um sie dann „freizulassen“, damit er sie jagen kann. Die Inszenierung hat mir sehr gefallen. Das Lied im Hintergrund, die Einstellungen, die Zeitlupen – das war alles sehr schön arrangiert.
Skurrilerweise hatte ich bei der Sequenz an die Serien-Adaption eines Titels denken müssen, der nur wenige Minuten später in einer (erneut überraschend frischen) Szene mit Debra doch tatsächlich zur Sprache kommen sollte:
„A little ‚Fargo‘, don’t you think?!“ (Dexter)
Das Ende der Episode schafft ein paar Antworten, aber wirft auch neue Fragen auf. Dexter geht in alte Schachtanlage, doch statt eines „DARK“-Crossover findet er einen Bären vor. Wieso auch immer kommt ihm so ziemlich als allerletztes die Idee, Matts Leiche zu verbrennen. Das gleiche Schicksal erfährt der weiße Hirsch, wobei mich hier wundert, dass der bereits freigegeben worden ist, obwohl die Ermittlungen noch laufen und gerade neue Erkenntnisse aufgekommen sind. Ob das nun inhaltlich sinnvoll gewesen wäre, den Hirsch nochmal zu untersuchen, sei dahingestellt, ich nahm jedoch an, dass derartige Beweismittel vorerst unangetastet bleiben müssen, bis der Fall auch wirklich gelöst ist.
Interessant fand ich tatsächlich einen geäußerten Gedanken: Was, wenn es nicht das Töten war, das Dexter in Probleme gebracht hat, sondern das Nicht-Töten? Die fehlende Routine? Ein erster Hinweis darauf, dass Matt nicht die letzte Leiche für Dexter in dieser Staffel gewesen sein wird? Ich meine, der Massen-Kidnapper wird eh noch auf seinem Tisch landen…
Und dann wäre da Matts Vater, der offenkundig lügt, was das angebliche Wohlbehalten seines gerade verbrannten Sohnes anbelangt. Oder hat ihm da jemand mittels modernster K.I.-Technik einen perfiden Streich gespielt?
„Matt’s ashes. I bet, this is the closest, Matt and Kurt have ever been.“ (Dexter)
Ich fand, das war die bislang beste Folge der Staffel. Vor allem die erste Episode hatte zwar deutlich mehr Fan-Service, aber diese Folge kommt ohne größere logische Fehler aus. Natürlich lief nicht alles glatt, aber das wirkte sehr rund vom Ablauf und Pacing her. Gerade der kleine Ausflug in die berufliche Vergangenheit Dexters hat mir gefallen. Auch gab es einige gedankliche Anstöße und Indizien, was die Entwicklungen von Dexter und Harrison anbelangt. Gerade die Tatsache, dass Dexter das Konzept „Familie“ (wieder) erlernt, besitzt einiges an Potenzial und erinnert an die großartige vierte Staffel. Die Cinematography war auf gutem Niveau und dieses Mal haben mich die Debra-Szenen positiv überraschen können (außer vielleicht die, wo sie mit vollkommen unnötig gezogener Waffe am Spiegel abgeht…). So darf es gerne weiter gehen! Ich fühle mich jetzt inmitten einer vielschichtigen und spannenden Geschichte, genau, wie es sein sollte.
Bilder: Showtime
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