Nach den durchaus stichhaltigen Ereignissen und Erkenntnissen vergangene Woche nimmt „Dexter: New Blood“ in dieser Folge so richtig Fahrt auf. Und es gibt sogar ein bisschen Oldschool-„DEXTER“-Vibes zu spüren. Dabei beginnt alles mit der misslichen Lage, in der sich Dexter befindet: Soll er Harrison persönlich anleiten oder nicht? Dass es dabei zumindest anteilig auch um seine eigene Person geht, wird aber auch offenkundig:
„Every day, I walk around this world, faking it. Knowing, if someone, if ANYONE knew the truth about me, they’d throw me in the deepest darkest pit they could find. That’s so fucking lonely!“ (Dexter)
Ein erster Gesprächsversuch verläuft eher suboptimal, so dass er Harrison zunächst von sich treibt – und zu einer „Kill List Party“ mit Drogen, Knöchel-Schnitzern und etwas zu viel Wahrheit. Das führt gleich zu mehreren Konsequenzen: Harrison nimmt eine Überdosis zu sich und Dexter begibt sich auf Rachefeldzug.
„Dogs barking at me – I still got it.“ (Dexter)
Leider hat auch diese Folgen wieder ein paar kleinere Ungereimtheiten. Ich mochte zwar, wie Dexter auf der Polizei-Station Verrenkungen vorgenommen hat, um an Informationen zu gelangen, dass Logan ihm den Vornamen eines verdächtigen Drogendealers direkt so sagt, habe ich jedoch nicht wirklich als „nach Protokoll“ empfunden. Dass Dexter direkt loszieht, um diesen umzubringen, ist natürlich komplett übertrieben und irrational, aber da hat halt jemand (indirekt) seinen Sohn fast auf dem Gewissen gehabt… Dexter will also nicht aus Blutlust oder Selbstschutz morden, sondern aus Rache. Das ist vor allem dann sehr unvernünftig, wenn die Polizei gleichzeitig auf der Suche nach den Leuten ist – Emotion bekommt Dexter nicht.
„Hell, I should kill this guy just because of the wallpaper.“ (Dexter)
Angela fährt zum Hotel, in dem der angeblich noch lebendige Matt Caldwell eingecheckt haben soll. Dabei zeigt die bislang eher nervige Podcasterin Molly zumindest einen gewissen Nutzen in der Funktion als pushender Faktor.
„Dammit!“ – „What?!“ – „No dead guy, no podcast. I mean ‚yay, he’s alive!’…“ (Podcasterin & Logan)
Vor allem führt uns das aber zum Star-Gast dieser Ausgabe: Angel Batista!! Der redet auf einer Fachkonferenz über den Bay Harbour Butcher und lässt einfach mal – ganz platonisch – den Namen Harrison fallen – die kleinen Infos werden immer mehr…
Bei Kurt manifestiert sich jetzt endgültig, was sich letzte Woche bereits sehr konkret angedeutet hat. Er ist der Killer in weißer Jagd-Montur, der junge Frauen in einer Art Hotelzimmer festhält und dann „laufen“ lässt. Alle paar Monate feiert er seinen jeweils neuesten Fang mit einer Tanzrunde in der örtlichen Bar. Sein Mord läuft nicht ganz nach Plan und hinterlässt einige Fragen. Ihm scheint es vielleicht lediglich um den Thrill dieser Menschenjagd zu gehen, darüber hinaus könnte aber auch ein weiteres Schema bestehen, das er wiederholt erfüllen möchte. Mich wundert jedoch nur, ob er öfter Mal im Vorfeld im direkten Zusammenhang mit den Frauen zu sehen war. Immerhin hat er die grünhaarige Chloe ja zuvor mehrmals in der Öffentlichkeit getroffen, was zumindest seine Mitarbeiter:innen gesehen haben. Müsste er so nicht bereits bei einigen Fällen zuvor die Person oder sein Restaurant ein Ort gewesen sein, wo die später vermisst gemeldeten Frauen zu sehen waren, so dass man zumindest mal ein bisschen genauer bei ihm hingeschaut haben müsste?
Harrison fällt jedenfalls direkt in Kurts Arme und dürfte damit offenlegen, in welche Richtung sich die Geschichte weiter spinnt. Dexter hat bislang keine direkte Ansprache von „Killer zu Killer“ gestartet, so dass Harrison sich in die Arme einer anderen Vaterfigur flüchten könnte, die ironischer Weise auch ordentlich Blut auf dem Kerbholz hat.
Die kleine Schnittwunde an Kurts Wange dürfte noch genauso eine Rolle spielen, wie Harrisons kleiner Verplapperer im Zuge der Party. Denn Angela ist jetzt in alle Richtungen mit offenen Ohren und Augen unterwegs.
Ich warte zwar noch immer auf die große „WOW!“-Folge, aber in dieser Episode war bereits einiges Gutes dabei. Vor allem, was die Dialoge im Allgemeinen, vor allem aber mit Dexters innerer Stimme anbelangt. Da war ganz viel klassischer „DEXTER“-Charme dabei – bereits ganz ohne Angel Batista. Der war dann natürlich die Kirsche oben drauf, die mich dann dazu bewogen hat, auf 4,5 Kronen zu gehen (ich kann ja nicht die ganze Zeit das gleiche geben…). Dennoch gab es auch hier wieder ein paar kleine Unnötigkeiten zu beobachten, und ob nun wirklich lauter derart kleine Details in so kurzer Zeit raus- bzw. zusammenkommen, empfinde ich zumindest mal als nicht ganz optimal konstruiert. So hat sich aber natürlich eine sehr spannende Ausgangslage für die zweite Hälfte der Staffel ergeben.
Bilder: Showtime
Kommentiere