Eine geheime Verschwörung bedroht die Welt, und bekämpfen können sie nur: Kinder. Und zwar nicht irgendwelche Kinder, sondern Kinder, die alleine sind, verlassen von ihren Eltern oder aufgewachsen als Waisen, die aber sehr schlau sind, auch um die Ecke denken können und dabei noch ziemlich empathisch sind. Solche Kinder sucht Mr. Nicholas Benedict in Stonetown – und findet Reynard „Reynie“ Muldoon, George „Sticky“ Washington, Kate Wetherall, und Constance Contraire. Davon erzählt die Auftaktfolge der neuen Disney+-Serie „Die geheime Benedict-Gesellschaft“, und das tut sie in vielen bunten Farben, mit cleveren Einfällen, sehr viel Moral und nicht allzu offensichtlichem Witz.
In Stonetown ist alles ziemlich bunt. Eigentlich keine Spur von der Bedrohung, vor der alle Angst haben, die aber niemand so recht greifen kann. Die einzigen Anzeigen, die sich ausmachen lassen, finden sich in Fernsehbeiträgen wieder, die in Schwarz-Weiß über die Bildschirme in Schaufenstern flimmern. Ich habe anfangs ein wenig gerätselt, in welcher Zeit wir uns denn wohl befinden – ein wenig kann man’s an den Fahrzeugmodellen ablesen, die durch Stonetown fahren. Die Renaults und Citroens deuten auf eine Zeit Ende der 60er Jahre hin. Aber – warum sind da hauptsächlich französische Automarken vertreten? In Frankreich befinden wir uns doch vermutlich nicht… lässt sich nicht so ganz auflösen.
Auf jeden Fall nimmt sich die erste Folge viel Zeit, uns die viel Kinder vorzustellen, die sich um einen Platz an einer berühmten Schule bewerben. Sie sind alle irgendwie alleine und sollen sich zu einem Team zusammenfinden. Ganz schön ist natürlich, dass diese vier Kinder über Zeitungsanzeigen gesucht werden – hier spielt dieses klassische Medium eine tragende Rolle. Es ist hier noch eine Institution, ganz im Gegensatz zum Fernsehen, das sich im Laufe der Auftaktfolge als eigentliche Bedrohung herausstellt. Bis wir das erfahren, müssen sich die Kinder erst noch qualifizieren, in einigen ganz schön angelegten Rätseln und Aufgaben, bei denen es Spaß macht, mitzurätseln.
Am Ende lernen sie den Initiator der Anzeige kennen, Mr. Nicholas Benedict. Er ist etwas zerstreut, neigt bei zu vielen Emotionen zur Ohnmacht und ist einerseits der Verzweiflung nahe, andererseits aber auch überglücklich, die Kinder gefunden zu haben. Noch ehe sich alle aneinander gewöhnen können, beginnt auch schon das Abenteuer: Ein Alarm geht los und alles ist in heller Aufregung.
Ach, „Die geheime Benedict-Gesellschaft“ macht zum Start Richtig Spaß. Mit gefällt ziemlich viel: die Optik, die Inszenierung, der Sprachwitz und die vielen Ideen im Storytelling. Auch die Charakterzeichnung insbesondere bei den Kindern ist absolut ausgefeilt bis ins kleinste Detail. Da muss der Cast gar nicht groß herausstechen – was er auch noch nicht tut. Man fühlt sich an Serien erinnert wie das bunte „Pushing Daisies“, das verrückte „Dirk Gentlys holistische Detektei“ und natürlich an das abgedrehte „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“. Acht Folgen lang wird die 1. Staffel sein, und von der Romanvorlage gibt es bereits drei weitere Bände – wäre jetzt schon schön, davon mehr zu sehen.
Bilder: Disney
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