Auch wenn es in der zuletzt gesehenen Folge „Dispatches from Elsewehere“ gar keine mystische Zauberkugel gab, die den Kameraweg für uns Zuschauer gebahnt hat, springen wir diese Woche auf den nächsten Charakter der Serie. Wenig überraschend trifft es in Episode Vier den vierten im Bunde unseres Rätsel-Teams: Fredwynn – Pardon, „Your boy, F-to-the-Red-to-the-Wynn“! Wir bekommen zunächst die Zeitlinie der letzten Folge aus seiner Sicht zu sehen. Also, sehr sehr kurz…
„Please, do extract yourself.“ (Octavio)
Dabei bekommen wir erstmals eine wirklich mies anmutende Aktion Octavios zu sehen, als dieser Fredwynn in einen (besonderen) Schrank einschließt. Vielleicht ist das nur ein kleines Bonuslevel für die Hardcore-Gamer? Fredwynn beweist jedenfalls MacGyver-Fähigkeiten und extrahiert sich gekonnt selbst aus der Lage. Einen Kambucha und eine sehr unnötig in die Länge gezogene Zeitlupen-Szene später setzt er zum äußerst gut präparierten Gruppentreffen im Café an. Fredwynns Theorie: Die ganz Großen Weltlenker stecken hinter dem Spiel.
„You know what fun is, don’t you, Fredwynn?“ (Simone)
Fredwynn spricht dabei in einer Sequenz zwar die Teammmitglieder an, aber inhaltlich und vor allem durch den gewählten Direktblick gen Kamera wirkt es auch wie eine an uns Zuschauer gerichtete Ansage. Ist er verrückt und überdreht? Ja, vermutlich schon. Aber das muss ja nicht heißen, dass er nicht auch Recht haben könnte…?
„To hell with sleep – if I’m crazy, I am crazy!“ (Fredwynn)
Diese Szene hier im Bild habe ich fünf Mal angeschaut. Die Passanten, die da im Hintergrund an Fredwynn und Janice vorbei laufen, sind ein paar Sekunden lang wie im Zeitraffer aufgedreht gelaufen. Der Rest der Szene schien in normaler Geschwindigkeit zu laufen. Nur ein seltsamer Produktionsfehler oder Teil des Spiels und für uns zu findendes Easter-Egg? Jetzt fange ich auch schon an…
Fredwynn jedenfalls wurde meiner Meinung nach einfach nur superb charakterisiert. Der Ordnungs-fanatische Überdenker schlechthin, der mit eiserner Disziplin nicht nur dem Übergewicht, sondern auch beständigen sozialen Kontakten aus dem Weg geht. Und ganz nebenbei benutzt er noch eine gedankliche Superkraft, kann er doch die kleine Cheat-Taktik von Point’n’Click-Adventures aktivieren, sich die Dinge markiert anzeigen zu lassen, mit denen man interagieren kann. Tricky!
Wirklich gut wird die Folge dann aber meiner Meinung nach im letzten Drittel. Der sehr emotionalen und ehrlich wirkenden Szene am Bett des Mannes von Janice folgt der Moment, in dem Janice die Matrix… – Pardon, ihren „Mind Palace“ betritt. Nicht nur der kleine Rückbezug zur jungen Janice hat mir gefallen, vor allem die Darstellung von Fredwynns rasender Gedanken-Maschinerie. Sehr schön inszeniert!
Janice ist durch das Ganze so aufgedreht, dass sie sogar einstimmt, so zu tun, als sei das Spiel wieder am laufen. Das bringt uns nicht nur weitere kuriose Sprüche und die goldige Szene, in der Peter die Tür zu seiner auf Bewohner ausgerichteten Wohnung aber mal so richtig weit auf macht, sondern auch einen absoluten Durchbruch auf der Suche nach Clara. Also, vermutlich.
„I am protected and quick, like a female cheetah.“ (Fredwynn)
Nicht immer hat mir das Timing der Folge gefallen, auch wirkten manche der Figur-Einbindungen etwas sperrig. Peter ist und bleibt aber einfach zu goldig und führt bei mir zu den meisten Schmunzlern. Fredwynn hat diese Folge bei mir definitiv an Tiefe gewonnen, ich mag, dass er als Figur nicht einfach nur der „schroffe Verschwörungs-Nörgler“ ist, sondern da mehr hinter steckt. Zumal mir die Darbietung von André Benjamin aka André 3000 (ihr wisst schon, Outkast), durchaus positiv überrascht hat. Und letztlich scheint unser Viererteam ja einer ganz heißen Spur auf die Schliche gekommen zu sein.
Besonders ist weiterhin die Frage, die Spieler und Zuschauer eint: Was ist echt, was ist gespielt, was ist alles genau so intendiert, wie es erfolgt? Nächste Woche werden wir vielleicht wieder ein ganz kleines Stück schlauer werden.
Bilder: amc
Kommentiere