Nachdem wir in den ersten vier Episoden von „Dispatches from Elsewhere“ stets die Position einer der vier Hauptfiguren unserer Rätsel-Truppe eingenommen haben, ging es dieses Mal über das Quartett hinaus. Clara ist die zentrale Figur, nicht nur der Folge, sondern auch des kompletten Spieles. Doch zunächst knüpfen wir an die Geschehnisse der letzten Episode an.
Im geheimen Lagerkeller wird Clara von dem Viererteam gefunden. Als Portraitgemälde. Der folgende Taschenlampen-Trick war für uns Zuschauer sicherlich ganz nett, in Realität wäre das Utensil aber mit Sicherheit auch so sehr hervor gestochen, zumal mit dem wenig versteckten Zettel, der an ihr baumelte. Die trostlose Darstellung eines schwarz-weißen Fishtown wird durch den Schritt durch ein Fantasie-Fenster nach „Elsewhere“ durchbrochen.
„Saltpeter!“ – „Uh, I don’t usually wear spices…“ (Fredwynn & Peter)
Nicht nur für uns Zuschauer gibt es endlich Antworten, sondern auch für die Gruppe. Nicht nur ein Raum, sondern gleich mehrere sind mit Claras Geschichte beschrieben (auch wenn der Salpetersäure-Trick wahrlich magisch schnell und umfassend vonstatten ging – aber zur Hölle mit rationaler Realität bei dieser kreativen Serie! Denn wie Clara selbst steckt sie voller Fantasie und Weltverbesserungs-Drang. So gibt es ganz nebenbei den Lebensratschlag, dass es erlaubt ist, falsch zu liegen und Entscheidungen nicht „zu groß“ sein können und nie irreversibel.
„I had an idea. I called it ‚The I.D.E.A.‘.“ (Clara)
Ein prägender Moment hat nicht nur alle ins „Elsewhere“ versetzt, sondern auch die „Elsewhere Society“ gegründet. Bestehend aus vier freundschaftlich verbundenen Nachbarskindern, wobei in der entsprechenden Szene netterweise die weiteren Gegenstände von der Taschenlampen-Wand weiter gereicht wurden.
Die „ein bisschen wie ‚Fight Club'“ seiende Situation inspiriert auch Peter. Clara fordert ihn dazu auf, dass alle Leute der Welt gleichzeitig Beach Boys hören müssen – und niemand ist sauer. Okay, der Beerdigungs-Moment war dann doch wunderbar abstrus.
„This is my face inspired.“ (Peter)
Endlich gab es auch mal wieder einen „work. Work, work. Work-stuff!“-Dialog-Fetzen zu hören. Also, für uns, Peter hat nicht hingehört und einfach mal gekündigt. Weil das für ihn total zählt, da er die zuvor ausgestellte Kündigung nicht registriert hat, ist er so stolz und fröhlich, wie noch nie. Good for you, Peter!
Die Vorgeschichte Claras wird aber auch noch konkreter. Nachdem sie ein total instaworthy Kunstviertel im grauen, faden Fishtown hochgezogen hat (und wenigstens humorisch angehaucht damit gespielt wird, dass der Ladenbesitzer die Kids nicht erkennt…), gibt es den Auftritt der Lady in Schwarz und sehr aufreizendem Kleid. Doch Clara lässt sich nicht vom reichhaltigen Blauton-Angebot des „Jejune Institute“ und dem Bestechungs-Kakao von Octavio beeindrucken und gibt dem Job-Angebot einen Korb.
Doch der ist ein schlechter Verlierer und lässt Clara kidnappen. Noch ist für mich unklar, ob die „Dunkelheit“ lediglich eine schöne Umschreibung der im Splatter-Cartoon zu sehenden Lady in Schwarz ist, oder es tatsächlich sinnbildlich dafür stehen soll, dass Clara der Versuchung erlegen, also zur „dunklen Seite“ hinüber gewechselt ist. Sicher ist jedoch, dass mit ihrem Verschwinden Fishtown wieder in hoffnungslosen Grautönen getaucht ist.
Und, dass es vor 20 Jahren ein Bild von der Wasserfall-Fassaden-Aktion gab. Doch ist es echt und ebenso die komplette Geschichte?
„Dispatches from Elsewhere“ schafft es weiterhin, das Rätsel um das Rätsel aufrecht zu erhalten. Was ist echt? Wer spielt welches Spiel? Sind nur unsere vier „Auserwählten“ wirklich Teil der Suchaktion, oder sind sie lediglich die Glücklichen, die Fortschritte aufdecken? Mir gefällt zudem weiterhin die Liebe fürs Detail. Immer wieder gibt es fantasievolle und auflockernde Elemente, seien es die Schwimmnudeln, die viel zu lang für den Karton sind, aus dem sie gezogen wurden, oder die Darstellung des geheimen Assassinen-Freundes. Da spielt viel kindliche Freude mit ein.
Dennoch bleibt vieles auch Stückwerk. Das ist der Nachteil einer in Puzzle-Form erzählten Geschichte. Zwar hatte die Schnitzeljagd dieses Mal durchaus einen roten (oder blauen…) Faden, aber insgesamt wirkte vieles recht lose. Das muss vielleicht auch so, aber ich denke, da ist noch Luft nach Oben.
Bilder: amc
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