Während die Einen a.k.a. myself gestern Abend einem grandiosen Auftritt von Pia Douwes in „next to normal“ beiwohnten – das Zweite mal – haben die Anderen gestern den Staffelauftakt der 10. Staffel von „Doctor Who“ live in der BBC gesehen. So stand mein heutiger Tagesplan neben der Eiersuche schon recht früh fest. Neben ausschlafen. Und essen.
Und nun sitze ich hier und habe die erste Folge gesehen. Mit den Augen eines absoluten (die vier, fünf Folgen aus der 1. Staffel mit Ecclestone lassen wir mal unter den Tisch fallen) Newbees was die Serie angeht. Ich habe bis heute nicht verstanden, was eine riesige Fangemeinde an den Abenteuern des Zeitreisenden findet. Unter diesen Fans zähle ich auch gute Freunde, die ansonsten einen nachvollziehbaren Seriengeschmack besitzen. Wie dem auch sei.
Da die Serie aber eine derart große Fangemeinde besitzt, kann es nicht verkehrt sein, den Massen einfach mal zu vertrauen und zu folgen. Um die neue Staffel hier im Blog zu begleiten. Aus den Augen eines Newbees. Wie Pearl Mackies Bill eben auch eine völlig Unwissende im Doctor Who Universum ist. Wir werden diese Welt also zusammen erkunden und Bill wird stellvertretend für mich die Fragen stellen. Und das klappt in der Auftaktepisode schon mal ganz gut. Auf irgendwelche Zusammenhänge zu früheren Folgen oder Figuren, werde ich daher nur eingehen, wenn es erläutert wird. Oder ich mir im nachhinein angelesen habe. Was ich heute im Fall des Staffelauftaktes aber unterlasse. Die Folge hätte nämlich auch ein paar Referenzen. Die meines Erachtens aber nicht weiter wichtig sind und nur für die hardcore Whovians gedacht sein dürften.
Handlung
Die Folge startet übrigens gleich von Beginn an durch und hält sich nicht mit einer längeren Origin-Story auf. Der Doctor ist seit längerem Professor an einer Uni und hält unterhaltsame Vorlesungen. Seine Vorlesungen sind der Hit, brechend voll und er hat einen guten Ruf unter den Studierenden. Unter diesen befindet sich aber nicht Bill auch wenn sie seit längerem ebenfalls keine Vorlesung verpasst. Was dem Doctor aufgefallen ist.
Bill ist eine Mitarbeiterin in der Uni Kantine, nicht dumm und auf den Kopf gefallen, ganz im Gegenteil, wie sie im weiteren Verlauf der Folge durch einige klevere Fragen und Anmerkungen unter Beweis stellen kann. Bill wird gleich zu Beginn der Folge zum Doctor zitiert und muss ihm erklären, warum sie als Nichtstudierende seine Vorlesungen besucht. Ihr eigener Wissensdurst und das Charisma des Doctors. So könnte man es zusammenfassen. Das schmeichelt den Doctor durchaus wobei ich den Eindruck habe, dass er sowieso vorgehabt hatte, sie unter seine wissensvermittelnden Fittiche zu nehmen. Dies zieht sich dann ungefähr ein halbes Jahr hin welches wir im Zeitraffer sehen.
Dann begegnet Bill einer Studentin, Heather. Sie hat funkelnde Augen – nicht nur im Wortsinne – und scheint an Bill Interesse zu haben. Welches Bill liebend gerne erwidern würde. Aber so richtig zusammen kommen beide nicht. Was ein wenig an Heather liegt.
Dennoch zeigt Heather Bill nach einer gewissen Zeit eine Entdeckung, die sie vor kurzem gemacht hat. Eine Pfütze. Crazy?
Diese Pfütze befindet sich in einem Baustellenbereich auf dem Campus obwohl es seit Tagen nicht geregnet hat. Und Bill muss Heather recht geben. Irgendetwas stimmt mit dieser Pfütze nicht. Wir als Zuschauer wissen nach dem ersten Mal auch schon mehr, denn die Pfütze scheint eine außerirdische Lebensform zu sein. Was sie genau will, erfahren wir erst im Laufe der Folge. Nämlich einen Piloten. Einen Wirt, mit es versuchen will, zurück „nach Hause“ zu kommen. Und es wählt Heather aus.
„Nardole: Oh, human! Human alert. Do you want me to repel her?
Doctor: She’s just passing through. She wants to use the toilet.
Nardole: Oh. I’d give it a minute if I were you.“
Wie der Doctor etwa zur Hälfte der Folge schlussfolgert, handelt es sich hierbei um Motoröl eines Raumschiffes, welches auf einer kurzen Stippvisite auf der Erde war und etwas Öl verloren hat. Welches nun wieder nach Hause möchte. Und dieses Öl kann mithilfe eines Wirtes Raum und Zeit überbrücken, denn Wasser kommt nahezu überall vor und gelangt nahezu überall hin. Warum es Heather als Wirt benötigt, erfahren wir nicht.
Allerdings scheint es eine zeitlang so, dass Bill ebenfalls von dieser Lebensform verfolgt wird. So kommt es, dass sie und der Doctor sich in die TARDIS retten müssen. Ein toller Moment in der Folge, den ich oben als Clip eingefügt habe. Bills erster Moment mit der TARDIS, in der TARDIS. Filmisch und erzählerisch schön gelöst.
Denn in den nächsten Minuten darf der Doctor die TARDIS und ihre Möglichkeiten in einer Live Performance präsentieren. Immer auf der Flucht vor einer liquiden Heather. Aber jegliches Ziel wird kurze Zeit später auch von Heather erreicht. Egal ob nur durch Raum oder sogar durch die Zeit. Selbst dem Feuer der Daleks ist Heather gewachsen. Und der Doctor beeindruckt. Gegen Heather scheint kein Kraut gewachsen. Wie lautet demnach die Lösung?
Liebe. Und loslassen. Wenn man so will. Denn Heather hatte Bill kurz vor ihrem Verschwinden in der Pfütze versprochen, Bill nicht schon wieder warten zu lassen oder gar nicht erst zu erscheinen. Und offenbar hat Heather noch einen gewissen eigenen Willen, denn Heather will Bill einfach nicht verlassen, besser noch sie mit nehmen. Wohin auch immer.
Aber Bill kann der Versuchung widerstehen und sie verabschiedet sich von Heather. Fall gelöst, die luiquide Heather verschwindet mit einem Platsch.
Meinung
Das war sie also, die erste Folge „Doctor Who“ seit Jahren. Und was soll ich sagen, sie hat mir durchaus Spaß gemacht und unterhalten. Plötzlich mag ich den nicht nur unterschwelligen Humor der Serie. Und nicht nur Matt Lucas als Nardole hat ein Gespür für Timing auch Peter Capaldi hat die ein oder andere witzige Szene, Geste oder Anmerkung. Aber auch Pearl Mackie steht den beiden in dieser Sache nicht nach.
Ganz besonders mag ich aber ihre Freude an dem Unerklärbaren, ihr naives Nachfragen, das Leuchten in ihren Augen, das Stellen der richtigen Fragen. Und nicht nur den hardcore Fans wird aufgefallen sein – damit meine ich, auch mir – dass Mackies Bill leicht von der üblichen Fragestellung hinsichtlich des Namens des Doctors abweicht. Doctor what? Nicht Doctor who? Ich kann natürlich keinen Vergleich anstellen, aber mir kommt es so vor, dass man mit Pearl Mackies Bill eine neue Art des Companions installieren möchte. Sie nimmt aktuelle Themen und Topics auf (sie ist lesbisch, bezieht sich auf Netflix) und dürfte somit ein junges, ein neues Publikum ansprechen.
Und das auf einer sehr sympathischen Art und Weise welches die alten Fans der Serie nicht verprellen dürfte. Pearl Mackie ist ein ganz klein bisschen adorable als Bill. Pearl Mackie macht wirklich Spaß in dieser Rolle. Und die Rolle offenbar auch ihr. Bei Peter Capaldi rede ich mir ein, dass er noch mal großen Spaß an seiner Rolle haben möchte und jeden Moment auskostet bis er – zu wem auch immer – am Ende der Staffel regenerieren wird. Er kommt mir sehr gelöst und locker vor. Leichter und lockerer als noch bei „The Return of Doctor Mysterio„. Aber das kann auch nur in meiner ureigenen Vorstellung und Interpretation so passen.
Die Folge an sich war jetzt erzählerisch wirklich schön anzuschauen. Wobei der Schwerpunkt natürlich auf die Einführung der neuen Companion lag auch wenn Bill das am Ende der Folge noch nicht weiß. Sie darf nämlich erst mal nur ihr Gedächtnis behalten und das Wissen, was sie in den 60 Minuten erlangt hat. Auch wenn der Doctor eigentlich vor hatte, sie zu blitzdingsen – frei nach Bill.
Die Gefahr, die von Heather ausging, war jetzt nicht besonders scary oder intensiv. Da dürfte die weitere Staffel den Beiden noch ein paar größere Brocken in den Weg legen. Der Spannungsbogen in der Folge war demnach okay. Die schlussendliche Auflösung aber ein bisschen zu einfach. Da konnte ich mir ein Gähnen nicht verkneifen. Und das lag nicht daran, dass ich gestern Nacht noch in einer Karaoke Bar ein grandioses „Hey Jude“ geträllert habe und erst am frühen Morgen ins Bettchen fiel. Nein. Die Herzschmerz-Loslassen Sache empfand ich ein wenig unpassend. Aber sei´s drum.
Was in meinen Augen aber wirklich gut gelöst bzw. dargestellt wurde, war die liquide Heather und ihre wässrige Fortbewegung bzw. ihre Transformation aus Wasser zu einer Person. Da kann man nicht meckern. Das hätte auch so in einem Blockbusterkinofilm nicht viel anders ausgesehen.
Als Fazit muss ich zugeben, dass mir die Folge ganz gut gefallen hat und ich ein wenig neugierig geworden bin, wie es mit Bill und dem Doctor weitergeht. Das hätte ich nicht unbedingt erwartet. Das neue Duo scheint ihre Chemie zueinander gefunden zu haben – und das schon zum Staffelauftakt – und das sollte für die nächsten Episoden reichen, um dem weiteren Verlauf der Staffel ohne dem ständigen Blick auf die Uhr folgen zu können. Folgen zu wollen.
Schauen wir mal, was die nächste Folge bringt. Wer schon mal rein sneaken mag, hier der Teaser.
Bilder: BBC
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