Ich hätte nie gedacht, dass ich ein Review zu einer Doctor Who Folge mal so beginnen werde: es hat mir großen Spaß gemacht. Ich, der bisher keine zehn Folgen dieses UK Klassiker gesehen hat. Der beim Anblick der wenigen Folgen immer wieder das Wort „kitschig“, „billig“ oder auch „albern“ in den Mund genommen hatte. Der nicht wirklich verstehen kann, warum diesem Zeitreisenden die Serienfans massenweise hinterher laufen.
Nach dem Genuss des diesjährigen Weihnachtsspecials kann ich die Bewunderung für diese Serie nun etwas besser nachvollziehen, denn die Folge hat ihre Hauptaufgabe – und da kann man durchaus mal ehrlich sein – absolut erfüllt: sie hat unterhalten. Von Anfang an. Nicht alles, was in den 90 Minuten glänzte, war Gold. Aber am Ende saß ich mit einem zufriedenen Gesicht vor dem Fernseher.
Handlung
Wir haben Weihnachten in Manhattan und der Doctor hängt kopfüber vor dem Fenster des kleinen Grant, der gerade ein paar Superhero Comics liest. Nachdem der Kleine sich bei seiner Mutter versichert hat, dass er den fremden Mann vor dem Fenster reinlassen kann, darf sich der Doctor aus seiner Hängepartie befreien. Wie wir und Grant dann erfahren, ist der Doctor in eine eigene Falle getreten, denn er hat oben auf dem Dach irgendeine Apparatur aufgestellt – die ansonsten für die Folge keine weitere Bewandtnis hat – und bei der Überprüfung der Falle hat diese zugeschnappt.
Und dort oben kommt es dann zum großen Missverständnis. Der Doctor will den kleinen Grant nicht nur die Apparatur erklären, sondern dem grippekranken Jungen auch ein schönes Weihnachten bescheren. So übergibt er Grant einen außerirdischen roten Edelstein, um ihn aufzubewahren und um ihn später in die Apparatur einzubauen. Denn dieser Stein ist als Kraftquelle für die Apparatur gedacht. Nur leider sagt der Doctor Grant dies nicht, der den Stein für ein Hustenbonbon hält und isst. Durch die Kraft des Steins wird Grant zum Mini-Superman. Da dem Doctor bewusst ist, wie gefährlich Superkräfte sein können, nimmt er Grant das Versprechen ab, seine Kräfte niemals einzusetzen. Es bildet sich über die Jahre – wir hatten hier eine Rückblende – eine Freundschaft zwischen beiden und der Doctor schaut immer mal nach seiner Entwicklung. Und ob er sich weiterhin an sein Versprechen hält.
Zurück in die Gegenwart. Der Doctor und sein Companion Nardole untersuchen mysteriöse Vorgänge in einer Forschungseinrichtung. Sie sind aber nicht die Einzigen, denn auch eine Journalistin stellt nicht nur direkte Fragen sondern schleicht sich Nachts auch durch das Gebäude. Zusammen mit dem Doctor kann sie dabei beobachten, dass eine Art Expeditionsteam einer außerirdischen Lebensform (in Form von Gehirnen) nach und nach plant sich neue Wirtskörper zu suchen. Um dann die Invasion der gesamten Erde voranzutreiben. Der Doctor, Nardole und die Journalistin Lucy werden allerdings kurz nach ihrer Entdeckung selber entdeckt und stehen nun vor der Waffe eines der Anführer der Außerirdischen und vor einem Problem. Glücklicherweise scheint Lucy einen Schutzengel zu haben, denn kurze Zeit später klopft es von draußen an das Fenster des Hochhauses. Und dort schwebt Ghost, ein waschechter Superheld. Kurze Zeit später schwebt dieser mit Lucy davon.
Von nun an entzweit sich ein wenig die Story, wir sehen zum Einen wie der Doctor und Nardole sich darum bemühen, gegen die angestrebte Invasion zu kämpfen und sich dabei sogar mit Hilfe der Tardis in das außerirdische Raumschiff bringen lassen. Zum Anderen erfährt der Zuschauer und der Doctor recht schnell, wer sich hinter Ghost befindet. Natürlich Grant. Und Lucy ist auch keine Unbekannte, handelt es sich doch um Grants Highschoolliebe, für die er im echten Leben als Babysitter fungiert. Im Laufe der Folge entwickelt sich eine deutliche Annäherung zwischen Grant, Lucy und Ghost. Was ein bisschen die zweite Handlungsebene darstellt. Mit all den Problemen, die man als Superheld eben nun mal hat, wenn man inkognito lebt.
Am Ende kann die Invasion natürlich vereitelt werden, Ghost kann nicht nur Lucy aus den Fängen der Außerirdischen befreien sondern auch ihr Herz gewinnen. Dieses Mal dann aber als Grant, denn natürlich gibt er sich am Ende zu erkennen.
Meinung
Die Folge begann mit der sehr, sehr schönen Eröffnungsszene in Manhattan und der Bindung zwischen Grant und dem Doctor. Und diese paar Minuten waren wirklich lustig, irgendwie auch bewegend und vor allem sweet. Dieses besondere Gefühl, was wir wohl alle zu Weihnachten haben, kam hier sehr gut rüber. Und damit meine ich nicht nur, dass der Doctor hier anfangs für den Weihnachtsmann gehalten wird. Aber es war nicht zu übertrieben „weihnachtlich“, es war angemessen, dennoch merkte man, dass es eine besondere Zeit im Jahr war. Danach ließ die anfängliche Faszination etwas nach
Natürlich hatte man nach wenigen Minuten die Superman Story vor Augen, die Parallelen waren offensichtlich, ich habe dies aber nicht als schlechten Ideenklau verstanden sondern eher als Hommage der Doctor Who Reihe an die Comichelden unserer Jugendjahre. Einmal haben sie sogar einen Splitscreen eingebaut, der nicht nur wie in einem Comic mit einer weißen Linie abgrenzt war sondern bei der auch eine Figur, hier war es Grant, aus seinem Panel herausragte. Eben wie in Comics. Dieser kleine Kniff hat mir sehr gefallen.
Ansonsten haben wir hier eine recht stereotype Romantic Superhero Comedy zwischen „Lois“ und „Clark“, die aber absolut charmant und herzlich daher kommt. Und überhaupt nicht nervt. Ich hatte zwar manchmal schon das Gefühl, dass durch diese zweite Handlungsebene der Doctor und seine Außerirdischen an den Handlungsrand gedrückt werden, aber die Verteilung der Handlung war im Nachhinein betrachtet schon okay. Und zudem muss man anmerken, dass Grant und seine Superpower gar nicht so im Vordergrund stehen. Es ist eher die will-they-won´t-they Geschichte. Und das passt dann auch wieder.
Die Bedrohung der Außerirdischen und die Tatsache, dass sie einen menschlichen Wirtskörper benötigen, war schon recht old school gewählt. Sogar für mich, der in diesen Serien-/Film oder auch Buchuniversen eher weniger bewandert ist. Auch wenn die Bedrohungslage zu keiner Zeit wirklich dem Wortsinn entsprach. Etwas, was mir auch in den wenigen bisher gesehenen Doctor Who Folgen aufgestoßen ist, aber nun mal das Wesen der Serie darstellt. Man will eben kleinere oder größere Fantasy-SciFi Geschichten mit Außerirdischen und dem Doctor erzählen, dabei aber immer den Spaß im Vordergrund sehen und nicht so sehr die jeweilige Bedrohungslage. Muss man akzeptieren. Für diese eine Folge habe ich dies gerne, denn wie gesagt, die Folge machte großen Spaß. Ich frage mich auch nicht, wie denn das erste Gehirn seinen Weg in seinen Wirtskörper gefunden hat. So ohne „menschliche“ Hilfe bereits übernommener Körper. Egal.
Schauspielerisch tue ich mich mit Doctor Who immer noch schwer, da sich die Figuren teilweise nicht wirklich ernst nehmen, wie sollte ich dies dann tun. Klar, Peter Capaldi war charmant und gewitzt, Matt Lucas der erwartet lustige Sidekick aber ohne echte Aufgabe. Justin Chatwin als Grant/Ghost empfand ich dagegen als etwas zu blass auch wenn dies jetzt nicht wirklich ins Gewicht fiel, da die eigentliche Story größer war als seine zu spielende Figur. Charity Wakefield als Journalistin und alleinerziehende Lucy war süß, aber weit weg von einer knallharten Rechercheurin oder Entdecker gewaltiger Skandale und Geschichten. Aber auch dies war für die eigentliche Story völlig egal.
Was mich als Unkundiger etwas überrascht hat, dass mit Matt Lucas als Nardole ein ganz anderer Begleiter des Doctors aufgetreten ist als ich erwartet hatte. Ich fand Lucas aber wunderbar und großartig in seiner Rolle. Hat mir sehr gefallen. Denn natürlich hatte ich mit Pearl Mackie als Bill gerechnet, aber dann natürlich gleich einsehen müssen, dass dies ja erst mit der kommenden 10. Staffel passieren wird. Den neuesten Teaser, der am Ende der Folge ausgestrahlt wurde, kennt ihr ja schon.
Und damit beende ich auch mein allererstes Doctor Who Review. So als Who-Noob. Parallelen oder Vergleiche zu früheren Folgen sind daher auch in Zukunft ausgeschlossen. Andererseits hat das ja auch einen gewissen „Charme“. Aus meiner Sicht ist die Folge „The Return Of Doctor Mysterio“ ein guter und einfacher Start für einen Neuling wie mich da sie in meinen Augen nicht zu viel Vorwissen voraussetzt und dennoch dieses gewisse Doctor Who Feeling zulässt. Auch wenn ich gelesen habe, dass diverse Anspielungen zur letztjährigen Weihnachtsfolge „The Husbands of River Song“ enthalten waren, vor allem am Ende, für den Genuss der Folge war dies aber nicht weiter von Belang.
Von daher kann ich den anderen Doctor Who Interessierten die Folge „The Return Of Doctor Mysterio“ nur wärmstens ans Herz legen um sich vielleicht ebenfalls mehr mit dieser Serie zu beschäftigten. Wie schon erwähnt, den Anfang der 10. Staffel werde ich mir zusammen mit Pearl Mackie geben.
Schauen wir mal, wer länger durchhält.
Bilder: BBC
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