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Wer ist in Kabine 9?

Review: Dracula S01E02 – Blood Vessel

3. Januar 2020, 16:23 Uhr
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Morgen, am 4. Januar 2020, wird die komplette Staffel der neuen Miniserie „Dracula“ hierzulande über Netflix verfügbar sein. Bereits vorgestern lief die erste Episode der BBC-Koproduktion auf der Britischen Insel, gestern Abend die zweite, heute Abend die finale dritte. Wie bei ihrem Erfolgsprojekt haben die „Sherlock“-Macher auch beim seriellen Wiederbeleben einer weiteren altehrwürdigen Figur die Dreifaltigkeit der Spielfilmlängen für sich entdeckt. Drum auf zum zweiten Akt!

Zuerst war ich etwas irritiert. Ist das wirklich die zweite und nicht etwa die dritte Folge…?! Wir bekommen einen gewaltigen Sprung zu sehen und damit meine ich nicht den Springer auf dem Schachbrett. Agatha ist bei Dracula, augenscheinlich im beinahe freundschaftlichen Gespräch. Da kann doch nur etwas faul sein. Leider wird sich nur kurz mit der metaphorisch werthaltigen Frage aufgehalten, wer denn nun Schwarz und wer Weiß sei (ich betonte ja bereits im ersten Review, dass ich die Ambivalenz der Dracula-Figur sehr spannend finde). Stattdessen gleicht die Erzählstruktur im Grunde genommen der vorherigen Folge. Agatha stellt Fragen und ihr Gegenüber antwortet in Rückblenden.

„I like people.“ – „Then why do you kill them?“ – „Why do you pick flowers?“ (Dracula & Agatha)“

Allerdings bekommen wir es viel früher mit Horror zu tun. Ein eiskaltes Händchen spaziert in eine Kajüte, ein Zombie aus einem Sarg und eine offenkundig nicht deutschstammige Schauspielerin verkörpert eine Augsburgerin und versucht, lupenreines Deutsch zu sprechen. Klischee pur. Dracula nimmt daraufhin einen Schluck Langenscheid und kann beinahe flüssiger reden als die Dame vorher. Der kurze Ansatz des Stotterns, den er von seinem „Drink“ übernommen hatte, erinnerte mich ein bisschen an „iZombie“, wo man die Verhaltensweisen von Personen annimmt, deren Hirn man verspeist hat. Dracula und Liv Moore im Zwiegespräch, das hätte was. Aber ich schweife ab…

Auf der schwimmenden Überfahrt gen England fallen die Leute wie die Fliegen. Vermutlich, weil alle in Ohnmacht fallen ob der Extravaganz der Sonnenbrille, die Dracula aus dem Jahr 3000 mitgebracht hat:

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Weiterhin setzt es viele teils sehr direkte Anspielungen und Doppeldeutigkeiten, vornehmlich im Bereich des Essens oder Trinkens. Zwischendrin waren mir das fast schon zu viele, da etliche in die gleiche Kerbe schlagen. Da war in der vorherigen Episode mehr Abwechslung und ich meinte, das Thema hätte man größtenteils abgefrühstückt.

„Ah you a scientist yourself?“ – „Ahhh… I have an appetite for it.“ (Doktor & Dracula)

Eine interessante Neuerung gab es mit der Szene zu sehen, in der Dracula Trieb-gesteuert einen intensiven Fokus auf die Pulsadern der Leute im Raum gelegt hat. Das wurde ganz gut visuell transportiert und hat Wirkung erzielen können.

Dann wird es verwirrend – und geht erst so richtig los. Denn eine Dreiviertelstunde nach mir fragt auch Agatha sich, was sie da eigentlich schwätzend und Schach-spielend bei Dracula verloren hat? Erneut bekommen wir einen ganz netten Twist zu sehen, indem Agatha die „kranke“ Person in Kabine 9 ist. Der zweite nette, wenn auch nicht wirklich weitreichende, Trick war, dass sie sich als Vampirin ausgibt. Netter Moment! Wobei, so ein bisschen stimmt es ja auch, immerhin hatte sie bissigen Kontakt zu einem…

„Are you alright?“ – „No, no, I‘m dying, but don‘t get distracted!“ (Captain & Agatha)

Enttäuscht war ich von der seltsam anmutenden Todesszene der Arzttochter. Das wirkte seltsam billig inszeniert und dem Moment unwürdig. Allgemein war die Arztgeschichte größtenteils unnötig, meiner Meinung nach. Zu Beginn gab es noch die großen Visionen zu sehen, als man dachte, man bekäme jetzt die Entwicklung dahin gezeigt, bleiben weitere Infos größtenteils aus. Selbst Dracula sagt, er fand schade, dass da nicht mehr draus wurde.

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Spannender war es dagegen mit „Piotr“ (Marius) und dem heiligen Ring, auch wenn es schon selten platt gewesen wäre, hätten die Macher Dracula zwei Mal den gleichen Trick vollbringen lassen. Der wirklich intensive Horror war aber am fiesesten in diesen Fingernagel-Szenen – da haben sich die meinen direkt vor Schaudern aufgerollt. Abgetrennte Köpfe? Kein Problem. Aber ein raus gezogener Fingernagel? Wuähhh…!

„My god – I can‘t wait to eat some atheists!“ (Dracula)

Ach ja, und dann das Ende. Ich war traurig um Agatha und gleichsam sauer darüber, dass man eine so starke Figur so leicht von Bord gehen lässt. Gerade notiere ich als Abschluss-Satz, dass es durchaus von Vorteil ist, wenn man des Ertrinkens nicht mächtig ist, da höre ich… Hubschrauber? Und sehe Autos? Oha! Es hat wohl doch etwas länger mit der Regeneration gedauert… Und siehe da: Agathas… Urenkelin? Oder gar sie selbst? Puh.

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Das war noch immer ganz gut, aber vor allem in der erneut etwas schwächeren ersten Hälfte hat die Frische dann doch gefehlt. Eigentlich war ich bereits auf 3,5 Kronen in der Wertung gegangen, aber der Zeitsprung am Ende hat es dann doch noch auf vier hochgehoben. Jetzt ist analog zu „Sherlock“ also das Setzen einer klassischen Figur in die Moderne erfolgt und es bleibt spannend für uns zu sehen, wie originell das inszeniert werden kann. Und wie die alte Figur sich zurechtfinden wird. Neben dem Kulturschock dürfte auch noch der Zeitsprung für Irritationen bei ihm sorgen. Und ob es wohl endlich mal Knoblauch zu futtern geben wird?! Dann schauen wir mal, was Dracula in England anstellt.

Bilder: BBC/Netflix

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Freitag, 3. Januar 2020, 16:23 Uhr
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