Da hat das ZDF schnell etwas auf die Beine gestellt in Zeiten von Corona: „Drinnen – im Internet sind alle gleich“ lautet der Titel der Serie, die jetzt täglich mit neuen Folgen in der ZDFmediathek auftaucht und dienstags eine lineare Ausstrahlung bei zdfneo erhält. Gestern ging die erste Folge auf Sendung – und der Start zeigt natürlich gleich, was das Problem vieler aktueller Sendungen ist: Man ist irgendwie begrenzt – in den Möglichkeiten und in dem, was man erzählen kann. Man ist „Drinnen“, und was erzählt wird, ist das, was man selbst im Prinzip auch täglich erlebt. Aber will man das sehen?
Grundsätzlich muss man die Initiative natürlich erst einmal loben, also: Toll, dass man sich kreativ mit dem Thema Corona und Quarantäne auseinandersetzt. Und nicht verkehrt, dass man sich der Unterstützung einiger „Neo Magazin Royale“.Veteranen bedient. Dann muss das Format aber liefern. Tut es für mich aber erst einmal nicht: Wir sehen Charlotte, die vor ihrem Rechner sitzt und das tut, was viele andere vermutlich auch gerade tun: Mal im Netz surfen, mal mit besten freunden facetimen, mal mit den Kollegen videokonferieren, mal mit der Familie skypen. Schön sind natürlich die Details – wer benutzt welches Medium (Skype ist das Medium der Alten), die Geschwindigkeit, mit der Missverständnisse entstehen, ebenso wie das Tempo, in dem man sich selbst als infiziert identifiziert.
Ansonsten ist vieles einfach so, wie man es selbst erlebt – wie ich es zumindest erlebe, was aber für andere Zielgruppen ganz anders sein kann. Ich frage mich, für wen das Format gedacht sein könnte und was es diesem dann erzählen könnte. Leute, wie mich, die sich grundsätzlich für so ein Format interessieren, bekommen nur den Spiegel vorgehalten (ja, die Spiegelschrift haben wir gesehen), sehen in einer Doppelung den eigenen Alltag und das Leben von Charlotte im Schnelldurchlauf. Menschen, die vielleicht gerade zu Hause sitzen, weil sie in ihrem Job nicht arbeiten können/sollen, weil die Fließbänder still stehen oder die Baumarktkasse geschlossen ist, werden sich vermutlich fragen, von was für einer Welt da eigentlich gerade erzählt ist, und dass das alles doch sicher vollkommen überzogen dargestellt wird.
Ich vermisse zumindest jetzt zu Beginn das innovative Moment, das ein bisschen mehr aus dem Alltag macht, den wir in groben Zügen schon alle kennen. Es ist das Problem, das auch viele andere Formate in der aktuellen Zeit haben: Ich möchte eben nicht Jan Josef Liefers in seinem Hobbykeller sehen, oder Gottschalk, Jauch und Pocher in einer Videokonferenz, oder Ranga Yogeshwar in seinem Büro – Laura Ewert hat das in ihrem ZEIT-Artikel treffend beschrieben. In der aktuellen Zeit fallen mir nur wenige Formate auf, die einen anderen Weg gehen, mit kleinen Mitteln, aber trotzdem ansehnlich. Nicholas Müller war da ganz früh (am 18. März) mit einem Livestream mit Freunden auf Facebook eine tolle Ausnahme.
Eine Ausnahme, die ich mir auch von „Drinnen“ erhofft hatte – kommt hoffentlich noch.
Bilder: ZDFneo
Tja, so unterschiedlich ist halt die Sichtweise. Ob man sich nun diese „intellektuell angehauchten“ Sofapalaver antun muss oder man lieber mal 15 Minuten lacht, ist halt Geschmacksache. Menschen in prekären Lebensverhältnissen haben eh andere Sorgen.
Das stimmt natürlich. Hast Du’s denn weiter geschaut? Wie entwickelt’s sich so? :-)
Ich mag‘s, bisher 6 kleine Häppchen.
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