Eine neue Serie habe ich gerade aufgetan bei FOX – „Emergence“ heißt sie, läuft seit September 2019 in den USA, hat eine Staffel mit 13 Folgen – und bringt von den Rahmenbedingungen eigentlich alles mit, was eine Serie nach meinem Geschmack braucht. Erstmal ist es eine ABC-Serie, was schonmal für eine gewisse Qualität bürgt, dann stammt die Serie von Michele Fazekas und Tara Butters, die schon bei mehreren Serien zusammengearbeitet haben, zum Beispiel bei „Marvel’s Agent Carter“, „Resurrection“ und „Kevin (probably) saves the world“. Der Pilot wird von Paul McGuigan inszeniert, der uns schon diverse „Sherlock“-Episoden serviert hat. Zum Cast gehören sowohl bekannte Darsteller wie Allison Tolman („Fargo“), Donald Faison (ja, er spielt auch noch etwas anderes als den Turk aus „Scrubs“) und der gerne unterschätzte Clancy Brown als auch unverbrauchte Gesichter wie Alexa Swinton und Ashley Aufderheide, die beide zum Hauptcast gehören und – soviel sei vorweggenommen – ihre Sache genauso gut machen wie das prominente Trio.
Um was geht es denn jetzt bei „Emergence“? Genau, genug Vorrede, denn auch das Thema der Serie überzeugt erstmal. Stromausfall, Flugzeugabsturz nahe einer Kleinstadt, ein kleines Mädchen, das möglicherweise Überlebende des Absturzes ist, und eine Geheimorganisation, die Jagd auf das Mädchen macht – schöne und zugleich tendenziell klassische Zutaten für eine solide Mystery-Serie. Dass „Emergence“ aber nicht gleich auf das Niveau einer Standard-Mystery-Serie abrutscht, dafür sorgen die bereits erwähnten Zutaten – und deswegen die etwas längere Vorrede.
Natürlich nimmt Regisseur Paul McGuigan die Einladung an und nutzt einige bekannte Stilmittel der klassischen Mystery-Stücke. Er spielt viel mit Licht und Elektrizität, um das Übernatürliche anzudeuten und die gespannte Stimmung einzufangen. Tagsüber, wenn’s hell ist, bringt er die Story in einfachen Dialogsituationen mit Hintergrundgesprächen und Alltagsmomenten wie einem einfachen Frühstück voran, aber abends geht er dem Mysteriösen auf die Spur. Hier erzeugt er eine spannende und mitunter auch leicht gruselige Atmosphäre, strukturiert die Ereignisse aber sehr schön über die Charakterentwicklung der Hauptfiguren. Er wagt sich diverse Male recht nah an die Figuren heran, insbesondere bei dem kleinen Mädchen Piper. Da spielt Darstellerin Alexa Swinton aber auch gut mit: Das unverbrauchte Gesicht spielt überzeugend, hat mehr zu bieten als das kleine niedliche Mädchen, das bei jeder noch so kleinen brenzligen Situation loskreischt, wie man das aus anderen Serien und Filmen kennt. Sie lässt auch nicht direkt durchblicken, ob ihre Amnesie nur gespielt ist oder echt ist – oder eine Mischung aus beidem.
Überhaupt die Darsteller: Allison Tolman kennen wir ja schon als Polizistin aus „Fargo“; auch hier spielt sie wieder eine Polizistin, die tief in ihrer Familie verwurzelt ist. Zur Familie von Jo Evans gehört Tochter Mia, die sich gleich mit Piper anfreundet. Dazu kommt Ex-Mann Alex, der trotz der Trennung aber noch ein gutes Verhältnis zu Jo pflegt – und zu Ex-Schwiegervater Ed Sawyer, gespielt vom großartigen Clancy Brown, der gleich im Piloten einige tolle Momente hat.
Noch einmal zurück zur Inszenierung: Mir gefällt, dass Paul McGuigan auch gerne Extrempositionen einnimmt. Übernatürliche Ereignisse zeigt er gerne aus der Vogelperspektive, bedrohliche Momente sind mit dem Blick nach oben oder tief lauernd kurz unter dem Niveau der Darsteller angesiedelt. Bei den einfachen Momenten, die inhaltlich die Folge weiterbringen, ist er dann auf dem gleichen Level wie die Darsteller unterwegs. Ich bin gespannt, wie in den weiteren Folgen damit weitergearbeitet wird.
Am Ende gibt es natürlich auch noch einen soliden Cliffhanger, der das Mädchen Piper in den Vordergrund rückt. Sowohl er als auch die gesamte erste Folge machen Lust auf mehr – „Emergence“ bekommt also definitiv eine Chance.
Bilder: ABC
Besten Dank für den Tipp!
Ich habe der Serie tatsächlich einen Chance gegeben, und möchte jetzt (nach 5 Folgen) auch wissen, wie’s weiter geht.
Ich mag die Charaktere, den Aufbau der Geschichte & die solide, professionelle Inszenierung.
Es ist vielleicht kein „Serien-Meilenstein“, aber „gutes Handwerk“.
Ja, ich stecke gerade an der gleichen Stelle fest – und mir geht es wie Dir: Auf jeden Fall weiterschauen aus Interesse. Und es ist, wie Du auch schon sagt, wohl kein Meilenstein, aber gutes Handwerk – passt. :-)
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