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Zeit ist der Spitzenpredator!

Review: „Fallout“ – Staffel 1

20. April 2024, 14:35 Uhr
fallout_Titel

Den Begriff „Fallout“ kennt man wohl – es handelt sich hier um die englische Version des Fachbegriffs für radioaktiven Niederschlag nach einem Kernreaktorunfall oder einer Kernwaffenexplosion. Sicherlich also um ein sehr unangenehmes Ereignis, mit dem wohl jeder gewisse Gefühle oder Ängste verknüpft. Mit diesen Ängsten, aber ebenso zugehörigen Fantasien spielt auch die gleichnamige Computerspielreihe, die bereits im Jahr 1997 startete. Mein Co-Blogger Maik hatte bereits ein Review der Pilotepisode geschrieben und auch einiges über die Hauptcharaktere Lucy, Maximus und den Ghoul erzählt. Ich habe nun die Ehre, die komplette erste Staffel zu bewerten, die wir seit dem 11. April via Amazon Prime direkt in unsere Wohnzimmer streamen können.

Im Verlauf der acht Folgen erleben wir die Abenteuer der Vault-33-Bewohnerin Lucy auf der Suche nach ihrem Vater. Dieser wurde entführt und in die „richtige Welt“ verbracht. Auf ihrer Reise wird sie von Aspirant Maximus begleitet, der erst Knappe, dann überstürzt (dank Anhäufung unglücklicher Unfälle und Zufälle) zum Ritter wird. Einen Nebenstrang der Handlung bilden die Erlebnisse des Ghouls, der im bürgerlichen Leben vor langer, langer Zeit auf den Namen Cooper Howard hörte und ein anfangs recht bekannter Schauspieler war. Seine Paraderolle war seinerzeit die des Westernhelden (Sheriffs) in „The Man from Deadhorse“. In vielen Rückblenden wird uns von seinem damaligen Leben und gleichzeitig der Geschichte von „Vault-Tec“ erzählt. Schießlich spielt seine Frau Barbara eine maßgebliche Rolle in der Konzernleitung.

Nachdem nicht jeder mit den Videospielen groß geworden ist bzw. nicht unbedingt zu den Computerspielern zählt, gibt es ein paar Infos über die Hintergrundstory, die uns „Fallout“ präsentiert. In einer Art Alternativszenario können wir sehen, was denn so passiert wäre, wenn letztlich wirklich einer jener Supermächtigen dieser Erde (oder Boss eines gewissen Riesenkonzerns) den gewissen, speziellen roten Schalter gedrückt und eben eine Menge höchstgefährlicher Atomsprengköpfe auf die restliche Welt losgelassen hätte – mit allen Konsequenzen. Die erste davon wäre eine großflächige Auslöschung der Lebewesen gewesen, die diesen „Fallout“ live miterleben müssen. Wer nicht direkt zu Staub zerfiel, sich verstecken konnte oder sonstwie Glück im Unglück hatte, mutierte dank der Strahlenkrankheit dann mehr oder weniger vorteilhaft. So kommt es schließlich auch dazu, dass wir im Verlauf der Serie etliche genetisch veränderte Kreaturen wie beispielsweise einen mutierten, tonnenschwereren Riesenbären oder riesenhafte Kakerlaken, die sich dank scharfer Schneidezähne und verlängerten Fühlern wunderbar auf das Fressen von Menschen spezialisiert haben, erleben werden.

Majune

Natürlich gibt es aber auch einen kleinen Teil der Menschheit, die bei uns wohl als „obere Zehntausend“ angesehen würden, die sich dank finanzieller Überlegenheit und/oder Zugehörigkeit zu der in „Fallout“ beherschenden Firmengruppe „Vault Tech“ ein Überleben leisten konnten. Überleben funktioniert in extra dafür geschaffenen unterirdischen Bunkern, den sogenannten Vaults. Viele der so komplett von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten und getrennten Bunker scheitern aufgrund des Unvermögens der Menschen, mit dem unterirdischen Leben in teils einfach organisierten Strukturen zurechtzukommen. Andere dieser unterirdischen Wohnhöhlen bleiben aus Furcht, sich der auch nach über 200 Jahren nach dem „Fallout“ noch verbliebenen radioaktiven Strahlung auszusetzen, jahrzehntelang verschlossen. Im Laufe der Zeit haben sich in den Vaults dann streng organisierte hierarchische Strukturen mit einem Anführer, dem sogenannten „Overseer“, herausgebildet. Zumeist agieren diese landwirtschaftlich und betreiben „Ackerbau“, um sich halbwegs vollwertige Nahrung zu organisieren.

„Die Vaults waren nichts weiter als Löcher in der Erde, in der sich die gut betuchten verkrochen hatten, während der Rest der Welt gebrannt hat.“
(MaJune zu Lucy)

Der Vault, der die Hauptrolle in dieser ersten Staffel spielt, ist „Vault 33“. Lucy, die wir bereits aus der Review von Maik kennen, lebt dort mit ihrem Bruder Norm und ihrem Vater Hank ein sehr beschauliches, ruhiges Leben. Hauptsächlich bauen sie Mais an, halten sich brav an alle aufgestellten Regeln und Gesetze, gehen ihren zugewiesenen Aufgaben nach und warten ab, wie die Zeit vergeht. Die Beamer im Vault werfen mit braven Szenarios des ländlichen Nebraska einen Hauch von „Freiheit“ an die Wände. Die Bevölkerung da draußen aber hält nicht viel von den Vault-Bewohnern, eher im Gegenteil. „Sardinenbüchsen-Schwachköpfe“ dürfte da ein noch harmloses Schimpfwort für diese sein. Sicher, das was wir von den Vault-Bewohnern so mitbekommen, macht einen unaufgeregten, nerdigen Eindruck. Wie soll sich schon ein Mensch und dessen Charakter vollumfänglich entwickeln, wenn er die Außenwelt, das „richtige Leben“ nur von alten schwarz-weiß Videos kennt? Diese sind zudem auch noch lehrfilmartig von „Vault-Tec“ aufbereitet und somit nicht wirklich neutral und real erstellt. Wie wir es schon aus anderen totalitären Systemen kennen, wird in ihnen vor allem das gezeigt, was „Vault-Tec“ möchte, um die Bewohner nach deren Weltbild und -vorstellungen zu indoktrinieren.

„Vault-Tec“ selbst ist ein gigantischer Industriekonzern, dem „halb Amerika gehört“ und der so ganz eigene Wachstumspläne und Ideen verfolgt, wie er denn lästige Konkurrenz los werden kann. Wirklich alle Gegner, ob die Politik, feindliche Gruppierungen oder Konzerne, Umweltschützer, Stakeholders oder sonstwer: alle müssen weg. Wie das am einfachsten zu bewerkstelligen ist? Klar, durch einen sauber geplanten, korrekt dimensionierten und ebenso umgesetzten radioaktiven „Anschlag“, bei dem eben alles, was nicht bei drei in einem speziellen Vault-Bunker Zuflucht gefunden hat, vom Angesicht dieser Erde mehr oder weniger vollkommen getilgt wird. Wer bezahlt, wird gerettet – oder wer eben eine maßgebliche Rolle beim richtigen Arbeitgeber (wer sollte es anderes sein als „Vault-Tec“ selbst?) gefunden hat. Leider ist nicht alles Gold, was glänzt und so hat die Konzernführung auch für die so „geretteten“ Kollegen so einiges im Sinn. Dies reicht von Menschenexperimenten über die Züchtung von „Superhumans“ zu allgemeinen Tests, wie denn die überlebenden Menschen mit der extrem verunsichernden Situation des Lebens unter der Erde klarkommen. Vielleicht lässt sich das Wissen irgendwann an irgendwen teuer verkaufen. Man weiß ja nie. Einen weiteren „Big Player“ in dieser Ödnis stellt die „Stählerne Bruderschaft“ dar.

T60

Die „Stählerne Bruderschaft“ hat militärischen Hintergrund, wie der leicht martialisch anmutende Name bereits vermuten lässt. Sie ist streng hierarchisch strukturiert und bildet eine Art „modernen Ritterorden“, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das verbliebene Wissen und Technologien zu konservieren und strikt zu kontrollieren, wer dazu Zugang erhalten darf und wer besser nicht. „Fleisch vergeht, bloß Stahl besteht“, das darf sich unser Maximus bereits zu Beginn von seinen Kumpanen aka Aspiranten anhören. Das ist wohl das Credo der Kadetten in Ausbildung, die darauf hoffen, irgendwann einmal zuerst Knappe eines Ritters und vielleicht mit ganz viel Glück und Tapferkeit (und viiiieeeeel Vitamin B) selbst einmal Ritter zu werden. Ritter haben unter anderem den Vorteil, dass sie den stylischen, dem Träger eine ordentliche Portion Feuerkraft und Power übertragenden, Kampfanzug Typ T60 tragen dürfen. Maximus‘ Bild des edlen Ritters hoch zu Ross wird bald getrübt, als er erfährt, welch Drecksack denn in den Genuss kommt, sein (Ausbildungs-)Ritter sein zu dürfen. Zum Thema Dreck passt es auch ganz gut, dass auch öfter Latrinendienst auf dem Dienstplan von Maximus steht. Sein Ausbilder spart auch nicht mit Kritik:

„Wir sind die Finder und Bewahrer und solange ihr nicht wisst, was es zu finden und zu bewahren gilt, seid ihr selbst als Leiche nützlicher.“
(Ausbilder Thaddeus Minion)

Ist man, wie ich, nicht wirklich in der Welt der „Fallout“-Computerspiele zu Hause, muss man vieles, was hier so an Querverweisen, Anspielungen, Verflechtungen, Handlungsstränge, Gruppierungen etc. gezeigt wird, erst auf sich wirken und sich auf all diese Eindrücke, Szenarien, Farben und Verrücktheiten erst einlassen. Tut man das aber, so wird man wirklich belohnt. Bei mir kam keine einzige Minute Langeweile auf, während ich Lucy, Maximus und den Ghoul im Verlauf dieser Serie verfolgte. Ich vergebe daher

Sicher entgehen dem (in Bezug auf die „Fallout“-Games) ungeschulten Auge einige Details und liebevolle Anspielungen. Trotz alledem hat mich gerade der Detailreichtum, der gezeigt wurde, überrascht: Märkte, auf denen kulinarische Köstlichkeiten wie „Leguan am Stiel“ angeboten werden, die eine oder andere zweiköpfige Kuh, die stolz an der Leine vorgeführt wird, die Standardwährung Kronkorken (Nuka-Cola-Korken) oder spezielles Vokabular. Wir lernen, dass mit dem Begriff „Glatthäute“ die Vault-Bewohner gemeint sind, die von den Oberweltbewohnern so genannt werden, da eben das Leben „da oben“ nicht ganz spurlos an den Menschen vorübergeht. Auch Lebensweisheiten werden großzügig dargeboten:

„Das Leben hier oben ist kein Ponyhof, Schätzchen. Da muss man auch schon mal jemand anderen essen.“ (Ghoul zu Lucy)

Entlang des Weges der Protagonisten finden sich viele Verweise auf die Computerspielreihe wie zum Beispiel das Medikament „RADAWAY“, das wogegen hilft? Glasklar: gegen das Aufkommen der Strahlenkrankheit. Rechtzeitig eingenommen, bleibt man schon länger Glatthaut – sprich der Radioaktivätslevel des Nutzers geht nach Anwendung deutlich zurück. Es gibt „Stimpaks“, die eben bei Injektion so manche Wunde heilen bzw. den Nutzer sauber aufputschen. Natürlich darf auch der klassische, aus der „Fallout-Welt“ nicht wegzudenkende „Pip-Boy“ nicht fehlen, den Maik bereits in seiner Review erwähnte. Dieser am Handgelenk getragene Tausendsassa hat viele äußerst brauchbare Funktionen und stellt also ein echt nützliches Wearable dar, das nicht nur den Gesundheitszustand des Trägers, sondern auch dank Geigerzähler den Radioaktivätslevel der Umgebung anzeigt. Brauchbar, gerade im Ödland, wo teilweise noch sehr viel Ungutes in der Luft liegt.

Lucy

Humor kommt allgemein nicht zu kurz in der Serie. Es gibt zum Beispiel einen Typ, der ganz verzweifelt ist, weil seine Sandfilteranlage in die er nur Sand füllt, kein Wasser produziert oder den anderen Kameraden, der wie ein mittelalterlicher Quacksalber allerlei Wundermittel vertreibt. Er hat immer genau das im Angebot, was der Kunde braucht: fehlt ein Bein, hat er selbstverständlich das Serum, das Füße nachwachsen lässt. Leider pflegt er ein seltsames Hobby: er vergnügt sich gerne mit Hühnern, was ihm natürlich regelmäßig Ärger mit Farmern beschert. Obwohl er das, wie er selbst sagt, nur aus höchst wissenschaftlichem Interesse macht!

Die Serie endet auch entsprechend offen, um sich mindestens eine weitere Fortsetzung sehr gut vorstellen zu können. Genügend Stoff für nicht nur eine, sondern etliche weitere Staffeln findet sich mit Sicherheit im „Fallout“-Universum. Ich würde mit Sicherheit einschalten!
Eine abschließende Bemerkung sei mir noch vergönnt: ich habe jetzt witzigerweise Lust, „Fallout“ zu zocken und zu schauen, wieviele Details aus der Serie im Videospiel zu entdecken sind. Sicherlich nicht der schlechteste Zeitvertreib für grausig-kalte Apriltage!

Steinigt mich bitte nicht, falls sich vielleicht der eine oder andere Fehler hier im Review eingeschlichen hat, seid gewiss: es war keine Absicht!

Bilder: Amazon Prime Video

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Samstag, 20. April 2024, 14:35 Uhr
FalloutNeue SerienReview
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5 Kommentare

  • Rumold

    Für mich ist „Fallout“ wie die Serie „Silo“ auf Speed und wie das Spiel „Metro 2033“ in lustig.
    Dadurch, dass sie in allen Bereichen so schrill und humorvoll überzeichnet ist, könnte man sie sogar fast als eine Persiflage auf die Genre der ernst gemeinten „Computerspiele“ und „Science-Fiction-Dystopien“ verstehen.

  • Zweite Staffel wurde bereits offiziell bekanntgegeben! :)

    Ich hatte meinen Spaß, vor allem an den bereits von dir genannten vielen kleinen Elemente aus dem Spiel. In Episode 2 hatte ich direkt Lust, wieder nach Diamond City zu reisen und Dinge wie der Hacking-Screen sind einfach super detailverliebt adaptiert worden und zeigen, welch idiotischen Humor die Spielereihe teilweise hatte.

  • Chris
    Chris

    Na siehste, das freut mich, beides!😉

    @Rumold
    Eine sehr interessante Sichtweise, da geh ich konform.

  • Holden

    Ha hätte ich mal ein paar Stunden gewartet. :D Also hier der Repost von der Kritik zum Piloten:

    Ich muss sagen, dass ich die Serie jetzt nicht sooooo toll fand. Ich meine, ich wurde eine Woche lang für eine Stunde am Tag gut unterhalten, aber für mich als nicht-Gamer war da nichts besonderes.

    Die Handlung war eine einzige Klischeeparade, es gab keine erinnerungswürdigen Charaktere (Nichts gegen Walton Goggins, aber Der Ghoul war auch nur so „Antiheld 101“), keine schockierenden Twists die mich umgehauen hätten (oder einfach nur unerwartet waren), keine coolen Actionszenen, die Satire war eher halbherziges „Kapitalismus ist böse, haha“, die Gags eher Schmunzler und es war ein echter Kopfkratzer, als plötzlich beliebte rechte Verschwörungsmythen („Die Regierung wird wie ein Geschäft geführt!“ „Traut nicht den Wissenschaftlern!“) von den Guten (!) eingeworfen wurden. (Ich will den Machern jetzt nichts unterstellen, ausser dass man heute vielleicht etwas vorsichtiger im Umgang mit Schwurblereien zu Unterhaltungszwecken sein sollte.)

    Schlecht war es nicht. Staffel 2 werde ich mir ansehen. Als seichte Unterhaltung war es gut. Ich glaube aber auch nicht, dass es mir besser gefallen hätte, wenn ich die Spiele kennen würde. Die paar „Hey, das kenne ich!“ Momente, die mir da entgangen sind, hätten meine Probleme vermutlich nicht ausgeglichen.

  • Rumold

    Hier noch ein kleiner Tipp für alle Fans der Serie und des Spiels „Fallout 4“.
    Im Zusammenhang mit dem Start der Serie bietet „Steam“ ab dem 25. April ein kostenloses Update für das Spiel an.
    https://store.steampowered.com/news/app/377160/view/4222762325720416982

    Ich werd’ s auf jeden Fall nochmal zocken und dieses mal auch noch mehr auf die Story achten (selbst wenn ich erst Nick Valentine holen muss, damit er mir einen passwortgeschützten PC entsperrt;)) !

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