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Dass diese Folge „Fear The Walking Dead“ etwas anders ist, merkt man bereits am Vorspann. Man könnte meinen, der sonstige amc-Sprecher sei in einen rückwärtigen Stimmbruch geraten – wieso nutzt man nicht die Standard-Aufnahme für das „previously on…“? Aber auch abseits dieser absoluten Nichtigkeit gibt es Besonderes zu sehen. Das ist auch schon ein Stichwort, denn dem Folgentitel „Close Your Eyes“ sollte man nur einen ganz kurzen Moment nachgehen, ansonsten verpasst man viel Schönes. Visuell betrachtet.

Dabei beginnt diese kleine Exkurs- oder auch Bottle Episode betont ruhig inmitten des wütenden Sturmes. Ich weiß nicht, ob die Macher mit uns Zuschauern spielen wollten, die doch bitte rätseln sollten, ob es sich um einen Walker oder eine Figur handelt, das dürften die meisten jedoch nach wenigen Augenblicken erkannt haben. Alicia bricht in ein Haus ein und schafft ein bisschen „wie früher“-Gefühl, also, was das Umherstreunern und Auswildern betrifft. Überlebenskampf, Bereinigen von Wohnräumen, ein normales Pacing, das sich Zeit für Atmosphäre nimmt. Dass wir Dauerregen hören und nasse Haare sehen, sie aber keinen Wassertropfen von sich gibt, müssen wir wohl genauso ignorieren, wie die Tatsache, dass sie eine Tür aufbricht und sich dann darüber wundert, dass sie kaputt ist. Huch!

Schöner ist da die Kameraarbeit. Der Schnitt zum Wiesenbild der Familie war ganz nett, vor allem gefiel mir aber das viele Spiel mit Licht und Schatten, die türstehenden Silhouetten-Motive erinnern an alte Zombiefilmklassiker oder „Ash vs Evil Dead“. Ja, die Folge ist (auch dem Season 4-Farbentzugsfilter geschuldet) sehr dunkel und grau gehalten, aber da sind einige sehr schöne Einstellungen bei, die der recht karge Location Abwechslung verschafft. Der Schriftzug im Intro hätte jetzt für mich nicht wegfliegen müssen, das wirkte eher billig, aber sei’s drum.

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Eine zweite Tür, die nicht wie Alicia will, versagt ihr einen Lokalitäts-Wechsel. Stattdessen hockt sie zwangsweise mit der aus Gründen nicht allzu sehr gemochten Charlie zusammen. „Du kannst es NIEMALS wieder gut machen!“ heißt es in der auf Wut und Rachegefühlen basierten Eingangs-Phase – ich wette, dass doch.

„I don‘t know if I wanna kill you, I just know I probably will.“ (Alicia)

In der Notsituation müssen die beiden zusammenhalten und -arbeiten. Dabei gibt es ein paar Details, wie die Vogel-Erinnerung im Kamin oder einen Freiuntodwunsch Charlies, der jedoch skurrilerweise bereits kurze Zeit später verfliegt.

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Charlie spricht nämlich endlich. Von ihrer Familie. Die Wort klingen ehrlich und irgendwie weiß man nicht, ob sie die eines verwirrten Mädchens sind, das sich gerade noch in einen Walker verwandeln wollte, jetzt aber nicht mehr, oder nur „lazy writing“. Es folgt jedenfalls noch ein Türunglück im Keller, das sie dort auf etwas unwahrscheinliche Art festsetzt. Dafür bekommen wir ein wirklich gutes Spiel der beiden, vor allem von Charlie-Darstellerin Alexa Nisenson, zu sehen. Kaum sind die beiden einigermaßen „befreundet“, kehrt auch schon das Tür-Glück zurück und die beiden können raus.

„Did you do that for me or for you?“ (Charlie)

Alicia gibt gar ihre heißgewonnene Waffe zwischenzeitlich weiter – da habe ich meine Wette früher als eh schon früh gedacht gewonnen. Es folgt eine kleine Strandträumerei, bei der ich kurz daran denken musste, ob „denk an den Strand“ das neue „Schau auf die Blumen…“ sein könnte. Aber auch wenn das sicherlich ein Überraschungsmoment gewesen wäre, hätte es nicht reingepasst. Die beiden kehren nach dem Unwetter von ihrer Exkursepisode zurück und finden nur noch Verwüstung in Villa und Umgebung vor.

„They‘re gone.“ (Alicia)

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Die Funktion dieser Folge sollte klar sein. Statt Charlie über die Zeit an die Gruppe heranzuführen, hat man sich ihr eine Fürsprecherin gesucht, die quasi dazu gezwungen wurde, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Auch wenn mir das persönlich zu konzentriert und (vor allem mit Blick auf die zahlreichen „Ich bring dich um!“-Drohungen) zu schnell vonstatten ging, erfüllte sie ihren Zweck. Die beiden dürften fortan vorerst zu zweit unterwegs sein, nach und nach die anderen aufgabeln und am Ende sind alle eine Familie – yay.

Vor allem bemerkbar ist jedoch, dass es noch bessere Episoden dieser Serie gibt. Scheinbar immer dann, wenn man sich dem neu eingeschlagenen Weg wieder etwas entledigt. Exkurs-Folgen, die sich auf einzelne Figuren(gruppen) fokussieren gab es schon bei „The Walking Dead“ immer wieder und haben für intensive Atmosphäre, Charakterentwicklung und einen angenehmen Pacing-Ausgleich zum sonstigen Gemetzel gesorgt. So auch zuletzt in Staffelhälfte Eins bei S04E05 „Laura“ (Review). Auch wenn „Close Your Eyes“ für mich nicht ganz an deren Qualität heran kommt, so war es zumindest eine Besserung zum Wiederauftakt vergangene Woche und ich will mal ein Zeichen setzen und gehe auf sagenunwobene und kaum mehr für denkbar gehaltene 3,5 Kronen. Erst Episode 5, jetzt Episode 10 – ob Folge 15 wohl auch so etwas für uns bereithalten wird?

Bilder: amc

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Montag, 20. August 2018, 18:08 Uhr
Fear the Walking DeadReview
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