Ein gewisses „Back to the roots“-Feeling gab es in der aktuellen Folge „Fear The Walking Dead“. Das betrifft nicht nur die Rückkehr zur normalen Aufmachung der Serie (nach dem eher verkorksten Konzept-Start der zweiten Staffelhälfte fühlte sich das direkt wie mit doppelter Geschwindigkeit an), sondern auch die Grundstimmung. Erkunden, Sammeln, Überleben – all das, was die Zombie-Serien einst ausgemacht hat und leider über die Zeit vergessen zu sein scheint, hatte heute seine Chance. Genutzt wurde sie leider nicht vollständig.
„I just want you to do one thing: kill me.“ (Chuck)
Eine Funknachricht von Charles Chuck mit etwas weniger als 210 Wörtern die Minute macht den durchaus gelungen inszenierten Start der Folge aus. Der dann am Holzgatter etwas arg billig (da unnötig) inszenierte Kill hat das direkt wieder etwas zunichte gemacht. Aber hey: eine Mall! Da kommt direkt mal ordentlich „Dawn of the Dead“-Stimmung auf. Oder könnte zumindest. Ist das die neue Heimat, nach der die Gruppe so lange (eine Episode) gesucht hat?
Chuck hat sich in bester Blind Date-Manier jedenfalls ein Erkennungszeichen angeschafft – eine rote Jacke. Seinen Todeswunsch habe ich nicht ganz verstanden, sollte doch auch so möglich sein, dürfte aber daran liegen, dass er im Sicherheitsbüro angekettet war. Betonung auf „war“. Auf der Suche nach ihm klappt Grace zusammen und will wissen, woran sie ist – hinsichtlich ihrer Krankheit und Morgan. Bei den beiden denke ich seit etlichen Folgen, dass sie zusammen kommen, jetzt gab es massig Gelegenheit und sie hat gar von „Schmetterling im Bauch“ gesprochen an einer Stelle. Come on!
„We’re not doing ‚careful‘, we’re doing ‚right‘.“ (Morgan)
Dwight hat bei Morgans Worten nur bis zum „nicht vorsichtig“ zugehört und ködert die Logan-Bande auf sehr dämliche Art und Weise zu sich. Mit leerer Schusswaffe und gestreuter Wegmeldung hat er sich eigentlich den Freitod oder zumindest gewaltige Folter eingebrockt. Letztlich dient dieser selten bescheuert eingestielte Exkurs der reinen Charakter-Abgrenzung und -Entwicklung Dwights. Der alte gegen den neuen. Das ist nett, aber die Entstehung ist sowas von unsinnig.
„You’re right, I am an asshole. Or used to be one.“ (Dwight)
Besser gefallen hat mir der Zombie-Köder in Form eines ferngesteuerten Autos. Nicht nur, weil es eine kreative Lösung für ein Problem war, sondern auch, weil noch ein persönlicher Bezug zu Morgans Sohn geschaffen werden könnte. Geht doch. Aber kaum hat man einen verheißungsvollen Moment, macht irgendeine Figur sie mit hohler Handlung wieder kaputt. Dieses Mal Grace, die statt eines nach dem anderen zu machen oder sich einfach mal vernünftig abzusprechen, an die Rotjacke dran macht (nachdem sie bereits einen Einlauf von Morgan bzgl. versuchten Selbsmordes erhalten hatte). Wieso lernt hier eigentlich niemand was dazu?!
Das geht auch so weiter. Nach einem kleinen „Ich habe (in meiner früheren Mutterserie) mal geritten“-Rückbezug denkt sich Morgan, einfach mal das Licht auszumachen. Ich erwarte wer weiß was für einen smarten Zombie-Verhaltens-Ausnutzungs-Trick, aber nein, er will einfach nur seine natürliche Nachtsicht nutzen, die er – Überraschung – nicht besitzt. Wie dumm kann man sein…? Das geht weiter an der Rolltreppe, wo Morgan meint, schnell etwas zum Blockieren zu benötigen, dabei aber fein säuberlich der Reihe nach leblose Walker-Körper aus dem Weg schafft (die könnten ja die Treppe blockieren…). Dass man die Schlüssel zur Praxis dann erst später findet – geschenkt (aber auch unnötig).
Chuck lebt übrigens doch noch und bekommt einen künstlichen Sternenhimmel geschenkt. So ganz habe ich immer noch nicht verstanden, wieso er sich den nicht selber geholt hat und vor allem Morgan nicht zu einer großen „Du kannst dein Leben doch nicht wegwerfen, schließ dich uns an!“-Rede ausgeholt hat. Vielleicht habe ich aber auch einfach nicht mitbekommen, dass er gekratzt worden ist oder so (UPDATE: Yep, gebissen, …). Jedenfalls stirbt er und wird vergraben – Mission erfüllt. Doch statt jetzt ihr persönliches Ziel zu erreichen, die Gewissheit, will Grace doch plötzlich lieber Karussell fahren.
„Sorry, what?!“ (Morgan)
Nicht nur Daniel ist von der ganzen Situation enttäuscht, ich auch. Die Karawane kommt an und man will wohl erstmal nur ein bisschen plündern, statt die Mall komplett zueigen zu machen. Immerhin darf Daniel endlich Dwights Haare schneiden (um dessen neue Persönlichkeit zu unterstreichen). Aber ganz ehrlich: Mit Bart fand ich besser… Um das unnötig wirre Szenario noch einen Deut seltsamer zu machen, schiebt Morgan mal wieder irgendwelche total ehrvollen Pseudo-Gründe vor, um ja nicht in Gefahr zu geraten, glücklich zu sein. Oh man.
Das war eindeutig besser als letzte Woche und eigentlich auch als viele Folgen der Staffeln. Und doch wäre so viel mehr drin gewesen (mal wieder). Dieses Mal ist das besonders schade, weil die Grundbasis der Episode sehr viel zu bieten hatte. Ein bisschen Romero-Feeling kam durch die Mall auch auf, aber es gab kaum atmosphärische Grusel-Momente und vor allem die Lösungsfindungen und Handlungen der Figuren waren mal wieder mehr als fraglich. Wieso nicht stimmungsvoller den Umgang mit den Walkern inszenieren? Wieso nicht mal Tempo und Musik rausnehmen? Nein, sobald das Glas zu springen beginnt, wird schnell eingepackt – Schnitt – draußen. Okay…
So bleibt an Positivem zumindest das zu erkennende Potenzial und der anscheinend vorhandene Wille, mal wieder etwas mehr Grundprinzip Zombie-Erzählung einzubringen. Gerade das Erkunden und Plündern von verlassenen Orten hat mir gefehlt und irgendwie war es auch ganz angenehm, mal zur Abwechslung nicht die ganze Zeit draußen zu sein. Mal schauen, wie viel Mall es in Zukunft noch zu sehen geben wird.
Bilder: amc
Chuck wurde gebissen. rechte Schulter, glaube ich.
Ah, also doch. Danke!
War ganz ok – ich mochte vor allem die Karussell-Szene – das hätte ruhig ausführlicher sein können. Und ja, ich habe auch nicht verstanden, warum man nicht einfach in der Mall eingezogen ist (vermutlich wegen diesem ‚Wir müssen anderen helfen-Ding). Und warum Morgan dann abzischen musste, ist mir auch nicht so klar geworden – fand ich vollkommen unnötig. Schade (mal wieder).
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