Ich muss sagen – erst habe ich mich wirklich gefreut, als das ZDF verkündete, dass es eine 2. Staffel von „FETT UND FETT“ geben würde – eine der Comedy-Überraschungen aus meiner Sicht 2019, gestartet als studentisches Projekt, dann finalisiert mit Unterstützung des ZDF. Jetzt also Staffel 2, und in meine Vorfreude mischte sich auch ein wenig Sorge. Nach so Überraschungserfolgen wird’s oft schwer, mit der Folgestaffel an die Qualität des Auftakts anzuknüpfen. Haben die Autor:innen Chiara Grabmayr und Jakob Schreier wohl nochmal so gute Ideen wie in Staffel 1? Würde das ZDF vielleicht zu sehr reinreden, um es ‚mainstreamiger‘ zu machen? Funktioniert „FETT UND FETT“ als Serie überhaupt noch so wie vor 3 Jahren? Kurzer Spoiler: Ja, tut sie. Nicht in jedem Moment, aber als Gesamtbild auf jeden Fall. Und vor allem in den vielen kleinen Details, die schon in Staffel 1 außergewöhnlich waren – wie hier in meinem Serientipp nachzulesen.
Los geht’s mit einer Silvesterparty – der Start in ein neues Jahr, in eine neue Beziehung – in die neue Staffel. Und gleich in der ersten Folge (wie gehabt bleibt’s beim knappen 22-Minuten-Format und 6 Folgen) – schließt man Hauptfigur Jaksch wieder in sein Herz. Wie er da so steht, mit der etwas zu engen Mütze auf dem Kopf, dem Handy, das runterfällt und ab da eine Spider-App trägt, der überraschende Schritt von Amara – geht gleich schön los. In der gesamten Folge ist dann auch so viel Witz, so viel Raffinesse in den Dialogen, garniert mith ein paar Absurditäten wie die Tanzperformance oder das Wechselspiel zwischen Jaksch und dem Mann seiner Freundin (!) – passt alles. Schön auch, dass Chiara Grabmayr und Jakob Schreier hier und da zu Staffel 1 referenzieren – wenn dieses Mal zum Beispiel nicht Jaksch auf dem Weg nach Hause erst lieber noch ein Stück Pizza haben möchte, sondern seine Freundin, oder wenn Jaksch Amaras Mann mit den Weisheiten aus Staffel 1 versorgt. Und dass die Beziehung letztlich wortwörtlich ins Auge geht, rundet die ersten 22 Minuten perfekt ab. Ich mochte diese Fallhöhe vom perfekten Moment in der Beziehung zur sofortigen Trennung irgendwie. Aber: Klar, für Jaksch kein Problem, einer seiner Freunde fängt ihn direkt auf.
Viel besser geht’s nicht, dachte ich, und doch legt Folge 2 noch ein bisschen was drauf: „Für immer“ dreht sich vordergründig um den Besuch bei einer Sexparty, der natürlich nicht stattfinden wird. Stattdessen geht’s viel mehr um gute Freundschaften, große Erwartungen und nachdenklich stimmende Generationenkonflikte. Großen Respekt habe ich davor, dass die Folge in einem Take gedreht wurde – im Morgengrauen (den Moment gibt’s so nur einmal), dazu voller inhaltsschwerer Dialoge (das wirkt alles authentisch und flüssig) und mit jeder Menge Bewegung in der Perspektive. Die Kamera wird zu einer dritten Person neben Jaksch und Svenia, geht mal vor den beiden, mal neben ihnen, dann wieder dahinter. Das ist wirklich klasse gemacht.
Auch die übrigen Folgen haben ihre Momente – für mich als Ruhrgebietskind ist natürlich die Bochum-Folge nochmal ganz spannend, auch wenn man da von Bochum an sich nicht so viel sieht. Aber allein der Moment im Bergbau-Museum – auch da ist einfach alles perfekt getroffen. Und dann schließt die Staffel so, wie man es fast schon vermuten konnte: Natürlich kommt es am Theater anders als geplant, aber am Ende bekommt Jaksch das, was ihm wirklich wichtig ist: Einfach für ein paar Freunde kochen, zusammen sitzen und Spaß am Leben haben. Tolles Finale, hoffentlich nur für diese Staffel und nicht für „FETT UND FETT“ insgesamt.
PS: Ich habe übrigens rein zufällig parallel zu „FETT UND FETT“ die 3. Staffel von „Atlanta“ geschaut – hat sich irgendwie ganz merkwürdig, aber total passend zusammengefügt. Das Review gibt’s hier – und meine Empfehlung, beides im Paket anzuschauen, obendrauf.
Bilder: ZDF
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