Mit „Foundation“ hat sich Apple einer klassischen und sehr umfangreichen Buchvorlage gewidmet. Der Autor Isaac Asimov veröffentlichte in den 50er Jahren die Foundation Trilogie. Durch die schiere Komplexität der Geschichte hieß es lange Zeit, dass sie unverfilmbar sei. Ob der Anlauf von Apple geglückt ist, könnt ihr diesem spoilerfreien Review der ersten Staffel entnehmen.
Mich hat der Trailer zu Foundation sofort begeistert. Ok, bei Science-Fiction geht das bei mir generell relativ einfach, aber die Bilder erzeugten bei mir ein episches Gefühl. Und nach den ersten zwei Folgen war ich überzeugt, das hier muss eine der besten Science-Fiction Serien unserer Zeit sein. Man befindet sich als Zuschauer in einer fantastischen Welt. Menschen können durch eine bunte und vielfältige Galaxis reisen. Gleichzeitig wird diesem technischen Fortschritt ein klassisches Imperium entgegengesetzt, dessen Struktur dem römischen Imperium sehr nahekommt. Dieser Kontrast aus moderner Technik, aber ganz klassischer Gesellschaftsstruktur ist faszinierend. Das Gute daran, Science-Fiction Fans, aber auch Fans von klassischen Dramen werden so abgeholt. Dazu kommt eine unfassbare Bildgewalt, diese wirkt wie ein Art Brandbeschleuniger. Man kommt aus dem Staunen über die schönen Bilder von fernen Planeten nicht heraus. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, diese Serie auf einem großen HDR fähigen Fernseher zu schauen; ich glaube, ich habe selten Material gesehen, das so gut vom Stand der Heimkinotechnik Gebrauch macht.
Aber nun zur Geschichte: In „Foundation“ geht es um ein galaktisches Imperium, welches schon seit Jahrhunderten über die Geschicke tausender Planeten herrscht. Das Besondere ist, dass der Anführer dieses Imperiums seit der Entstehung immer der gleiche ist. Cleon der Erste wollte seiner Macht Unsterblichkeit verleihen, indem er sich klonte. Damit der Übergang von Klon auf Klon nahtlos von statten geht, sind immer drei am Leben. „Bruder Dämmerung“, der alte Herrscher, „Bruder Tag“, der Klon, der das Sagen hat, und ein „Bruder Morgen“, welcher herangezogen wird, um später als Bruder Tag aufzurücken. Man könnte bei diesen Namen fast meinen, man schaut ein Kammerspiel in einem Theater.
Der Gegenspieler zum Imperium und den Cleon-Klonen ist ein Wissenschaftler mit dem Namen Hari Seldon. Er ist der Schöpfer der Psychohistorik und sagt durch diese neue Methodologie den Untergang des Imperiums voraus. Das Spannende an dieser Psychohistorik ist die Mischung aus Mystik und Wissenschaft, denn sie funktioniert in der Dramaturgie auf beiden dieser Ebenen. Die Komplexität und die Vorhersagekraft hat etwas magisches, es könnte auch ein Zauber in einer fantastischen Welt sein. Durch Hari Seldon und Gaal Dornick bekommt diese mystische Zauberei den objektiven Touch einer tatsächlichen Wissenschaft. Genial. Aber zurück zu der Prophezeiung zum Untergang des Imperiums: Die herrschenden Klone wollen das natürlich nicht hören, doch sie schenken der Vorhersage dennoch Glaube, nachdem ein schrecklicher Anschlag auf dem Heimatplaneten Hunderte von Millionen Menschen tötet und alles nach einem großen Krieg aussieht. Ein Krieg, der Teil von der Prophezeiung ist. Seldon überzeugt das Imperium infolgedessen, ihn zusammen mit einem mathematischen Wunderkind namens Gaal Dornick und seinen Anhängern auf einen entfernten Planeten zu schicken. Dort sollen sie Wissen sammeln und bereit stellen für die Zeit, nachdem das Imperium und das ganze Universum in einem zerstörerischen Krieg untergegangen sei. Diese Foundation solle dann dazu dienen, eine neue Zivilisation zu errichten.
Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte. Die Handlung findet auf dem fernen Planeten der Foundation aus Sicht der Siedler statt, sowie auf der Heimatwelt des Imperiums und aus der Sicht der herrschenden Klone. Auf der einen Seite die raue Umgebung des entlegenen Planeten, auf dem man eigentlich nicht freiwillig leben würde, und auf der anderen Seite das Leben in einem goldenen Vogelkäfig. Letzteres erinnert doch teilweise an Game of Thrones. Die Klone reagieren sehr hart auf Bedrohungen und zögern nicht, Menschen oder sogar ganzen Planeten das Licht auszuknipsen. All das tun sie nicht zwangsläufig aus Boshaftigkeit, sondern aus dem puren Machterhalt heraus. Hari Seldon und seine Anhänger sind dagegen die neutralen Wissenschaftler; dass dieses Bild sich dann doch etwas ändert, darf ich verraten.
Die große Stärke und Faszination der Serie ergibt sich aus der Zeitlosigkeit. Man erlebt diverse Zeitsprünge, nicht weil es eine Zeitmaschine gibt, sondern weil Reisen durch das All eben Zeit benötigen. Und wenn die Hauptcharaktere dann für mehrere Jahrzehnte durch die Gegend reisen, so bleiben die Cleon Klone immer gleich. Natürlich sind es nicht dieselben Klone, sondern die gleichen bzw. eigentlich ja doch dieselben? Weil es Klone sind? Verwirrend, aber ihr versteht, was ich meine. Durch diesen Umstand vermag die Serie den epischen Charakter noch auszuweiten, da Zeit in einem galaktischen Imperium nur eine sehr kleine Rolle spielt. Dazu kommt der Nebeneffekt, dass das Szenario vom Untergang des Imperiums, welches in mehreren hundert Jahren stattfinden soll, nicht abstrakt wirkt.
Aber ganz perfekt ist die Serie natürlich auch nicht. Trotz immensen Budgets merkt man den 10 Folgen dann doch an, dass man den Inhalt und Kosten strecken wollte. Während die ersten zwei Folgen einen komplett umhauen, wird danach erstmal auf Sparmodus geschaltet – aber am Ende der Staffel zieht es dann wieder an. Der Stil der Serie ist etwas ganz Besonderes, trotzdem fallen manche Völker aus diesem Stil dann doch heraus und man hat das Gefühl, eine alte Stargate Episode zu schauen. Alles zu verschmerzen, aber für eine absolute Glanzleistung fehlen ein paar Punkte auf der Unterhaltungsskala. Und auch bei der Besetzung ist die Qualität etwas schwankend, denn die Cleons und Seldon stechen eindeutig heraus. Aber auch wenn nicht alle Charaktere stark besetzt worden, gleicht dies die Geschichte locker aus. Mich freut es ebenfalls, dass trotz einiger Längen am Ende der zehn Folgen doch viel erzählt wird. Und wenn wir bei dem Bild „Game of Thrones“ im Weltall bleiben, brauchen wir keine Angst haben, denn die Buchvorlage ist abgeschlossen und die Serie kann aus dem Vollen schöpfen.
Bilder: Apple TV+
Ich hatte mich schon ein wenig gewundert, warum es hier zum Thema „Foundation“ so still blieb, finde deine pointierte Zusammenfassung der 1. Staffel jetzt allerdings um so treffender, wenn nicht sogar vortrefflich. Ich liebe Asimovs Geschichten, habe seinen „Foundation-Zyklus“ gelesen, und diese 1.Staffel in vollen Zügen (& in 4K) genossen. Ich teile wirklich alle deine Kritikpunkte, aber auch dein Fazit:
„Foundation“ ist eine absolut großartige Science-Fiction-Serie!
Vielen Dank für das Lob :-)
Für die zweite Staffel nehme ich mir auf jeden Fall vor, jede Folge zu besprechen.
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