Ich weiß, ich weiß, ich weiß. Nach meinem fast schon vernichtenden Urteil der Pilotfolge, die ich im Rahmen der „Fuller House Party“ bei Netflix in München vor der offiziellen Freigabe sehen konnte, ist es mehr als überraschend, dass ich mich hierzu und zur ersten Staffel noch einmal zu Wort melde. Und das sogar etwas positiver als gedacht, dass muss ich mir selber eingestehen. Wie schon an anderen Stellen angedeutet, trafen wir AWESOMER uns am letzten Wochenende in Hamburg zum Frühjahrsmeeting. Ich selber war mit dem Flugzeug angereist und hatte daher etwas Zeit, die ich mit Serienschauen auf dem Tablet verbracht habe. Und „Fuller House“ war ebenso auf dem Tablet wie die aktuelle Folge von „The Night Manager“ bzw. die dritte Staffel von „Ripper Street“ – die wollte ich endlich mal abschließen.
Mit der zweiten Folge „Fuller House“ hatte ich Mittags noch zuhause begonnen und die Staffel endete dann Nachts in Hamburg auf Kiras Sofa. Wie ihr seht, eignet sich die Serie mit seinen jeweils 20-30 minütigen Folgen wunderbar für ein Binge-Watching der gesamten, dreizehn Folgen umfassende Staffel an einem Tag. Aber ich nehme es gleich vorweg, das Grundurteil aus meinem Review zur Pilotfolge bleibt bestehen: die Serie an sich ist wirklich nur etwas für Full House Puristen (schließt sich das dann nicht doch aus?) bzw. für Fans der Originalserie und der sympathischen Figuren, mit denen die meisten von uns aufgewachsen sein dürften.
Handlung
Die Grundstory hat DJ, Steph und Kimmy im Mittelpunkt sowie ihren zahlreichen Kinder. Die „Erwachsenen“ wie Daddy Danny Tanner, Onkel Jesse und Tante Rebecca oder auch Onkel Joey sind in der Tat nur in wenigen Folgen mit an Bord und geben jeweils kurze Stippvisiten – hauptsächlich wenn sich ansonsten kein anderer Babysitter finden lässt. Ansonsten sind alle damit beschäftigt sich vorrangig um Tommy Fuller, dem jüngsten Sohn von DJ, zu kümmern, da DJ neben ihrer Arbeit als Tierärztin auch noch zwei weitere Jungs hat, die das Tenner Haus mit Leben füllen und eine alleinerziehende Mutter schon mal überfordern können. Wobei man eigentlich keine einzige Situation erlebt, wo DJ mal nicht wüsste, was sie als verantwortungsbewusste Mutter zu tun hat. Ihr Arbeitsverhältnis scheint auch entsprechend flexibel zu sein, so oft wie sie dann doch ihre Praxis verlässt, weil irgendetwas vorgefallen ist. So richtig rund und unterhaltsam wird die Staffel auch und insbesondere dadurch, dass nicht nur die Tenners und Fullers im Haus leben sondern auch Kimmy mit ihrer Tochter. Auch wenn die erste Staffel hier das vorhandene Potential nur andeutet, da der Schwerpunkt der Staffel neben dem Babysitting und den Anspielungen auf die Originalserie schon klar auf DJ liegt, die nach dem schmerzlichen Verlust ihres Mannes – einem Feuerwehrmann, der während eines Einsatzes stirbt – versucht auch wieder offen für eine Beziehung zu sein oder zumindest für Dates und stürmische Küsse vor der Haustür oder im Garten.
Die beiden Auserwählten könnten unterschiedlicher nicht sein. Wir hätten mit Steve DJs Exfreund aus Collegezeiten, der nach einer unglücklichen Ehe sich nichts lieberes wünscht, als wieder mit DJ zusammen zu kommen. Und wir hätten Matt, dem Sohn des Praxisbesitzers und Chefs von DJ, auch Tierarzt, der seinen Vater in der Praxis vertritt und somit ganz unverhofft ins Leben von DJ tritt. Zwischendurch werden „Full House“ ähnliche und typische Themen abgearbeitet, immer mit einem positivem Ausgang, einer Gruppenumarmung und dem wohligen Gefühl, dass am Ende alles gut wird.
Zum Ende der ersten Staffel überlässt Fred Harmon seinem Sohn die Praxis, der wiederum eine Partnerschaft mit DJ anstrebt, die diese auch annimmt, da sie ansonsten die Praxis verlassen hätte, um eine eigene Praxis zu eröffnen. Das Rennen um DJs Herz wird in eine Verlängerung gehen, da sie sich „für sich“ entscheidet. Natürlich nehmen das beide Herren hin wie Sportler und gehen erst mal ein Bierchen zusammen trinken.
Meinung
Da „Fuller House“ bereits um eine zweite Staffel verlängert wurde, wird dieser „Kampf um DJ“ bestimmt auch noch eine Zeitlang weitergehen wobei ich für die Story hoffe, dass sich die Produzenten für eine Beziehung mit Matt entscheiden, da nach meinem Dafürhalten dies ein wenig dazu beitragen könnte, der Serie eine gewisse Eigenständigkeit zu bescheren. Denn auch wenn die Serie in den dreizehn Episoden es schon schafft, einen gewissen Charme zu entwickeln, basiert dieser hauptsächlich darauf, dass die Serie die eingetretenen Wege von „Full House“ erneut durchschreitet, hier und da den Weg ausbessert und an Kreuzungen die Begrünung erneuert.
Was ich selber nicht erwartet hätte, ehe das Gegenteil, dass die Episoden, in denen die „Erwachsenen“ ihren Part beitragen, sehr oft die Schwächeren waren. Es wirkte geradezu peinlich wenn Danny um sein Sofa trauert, Jesse sich und sein Haar abfeiert, Joey seine „old School“ Scherze abfeuert (und diese verpuffen) und vor allem Rebecca jedesmal mit ihren neu entfachten Babygefühlen „struggelt“, wenn sie Tommy auf dem Arm trägt. Das passte in den wenigsten Fällen wirklich zu einer gewissen Weiterentwicklung der Figuren, die ich, und jetzt kommt’s, unterstellen und auch erwarten würde, in den meisten Fällen aber einfach nicht stattgefunden hat. Und der Charme aus „Full House“ wäre ja immer noch da, auch wenn Onkel Jesse vielleicht nicht mehr bei jeder Gelegenheit in den Spiegel schaut und Joey seine eigentümlichen Geräusche und Stimmen macht.
Ansonsten kann man dem Treiben von Candance, Jodie und Andrea schon ganz gut folgen und zuschauen, ein kleiner Star der Serie dürfte Max sein, der mittlere Sohn von DJ, der sehr nach seinem Opa kommt und des Öfteren einen lustigen Spruch auf den Lippen hat und eine sehr dankenswerte Rolle zu sein scheint. Könnte aber auch daran liegen, dass Max der Steph im Fuller House ist und ich Steph immer etwas lustiger und sympathischer fand als DJ oder Michelle.
Die Verweise auf „Full House“ nehmen nach meinem Empfinden im Laufe der Folgen ab, werden aber immer mal wieder rausgepackt und auch dazu verwandt, die vierte Wand (Hinweise auf die Olsen Zwillinge) zu brechen bzw. einen kleinen Kieselstein über jenes Hindernis zu werfen. Ich würde mal vermuten, dass in einer zweiten Staffel die Serie auch inhaltlich einen großen Schritt nach vorne gehen wird, gehen muss. Das Gefühl, dass ich das ein oder andere Thema der ersten Staffel schon in „Full House“ erleben durfte, hat sich dann doch einige Male bei mir breit gemacht. Und die einzige echte Modernisierung, also der laufende Bezug auf die Smartphonegeneration, ist dann deutlich zu wenig.
Alles in Allem ist „Fuller House“ eine Serie, die man sich durchaus an einem Nachmittag durchschauen kann, während man die Wäsche bügelt, die Fenster säubert oder an einem Review für sAWE.tv schreibt. Die Serie wird die Welt nicht verändert, sie für die ein oder anderen Serienfans aber ergänzen und für nette Stunden sorgen. Für die meisten Serienfans dürfte die Serie aber spätestens nach drei, vier Folgen keine allzu große Anziehungskraft mehr besitzen, dafür ist der Humor zu altbacken und die Story zu seicht.
Aber wer´s mag, wird in „Fuller House“ einen angenehmen Zeitvertreib finden.
Bilder: Netflix
Mir gefällt ja die Story um Kimmy und ihre Tochter. Diese kann hammermässig tanzen und wer weiss, ob wir zwischen ihr und Jackson nicht auch noch eine Liebesstory sehen werden? Max ist definitiv der coolste von allen. Thommy wird sich sicher auch noch entwickeln. Denkt daran, Michelle konnte zu Beginn auch nicht wirklich reden und machte nicht viel mehr, als süss aussehen.
Deine angedeutete Liebelei zwischen Jackson und Ramona sehe ich nicht, denke, dass wird sich wie bei „Eine starke Familie“ entwickeln. Also intern ist man sich „spinnefeind“ aber nach außen hält man zusammen.
Was ich mir allerdings schon vorstellen könnte, dass wir in 10 – 15 Jahren die zweite Auskopplung von „Full House“ sehen werden: „The Fullest House“. Jackson und Ramona haben eine Zweier-WG, die sie aber nur bekommen haben, da sie angegeben haben, dass sie ein Paar sind. Die Vermieterin hat da gewisse Vorstellungen. Und dann entwickelt sich …
Ups – falsches Serienvorbild.
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