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Grün ist die Farbe der Hoffnung

Review: Game of Thrones S06E10 – The Winds of Winter

27. Juni 2016, 16:00 Uhr
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Zieht euch euren feinsten Zwirn an – es ist Finale! Und finales Gericht. Das wird auch bis ins Letzte ausgekostet, erhält doch selbst das „Previously on“ diese Woche ein auf Epochal gestimmtes Mini-Intro. Damit auch ja niemand vergisst, wie wundervoll-märchenhaft das letzte Woche doch war… Kein Wunder, dass die 70 Minuten brauchen. Naja, wohl eher, dass es da ja tatsächlich diesen Dorne-„Plot“ noch gibt, der bisher so arg enttäuschte und auch seit der großen „Jetzt aber!“-Aktion artig still stand. Naja. Meine Hoffnungen, dass sie das Finale retten können, liegt in etwa auf Mario Götze-Niveau. Wobei…

Zum richtigen Einstieg gibt es Minuten ohne ein Wort. Das hätte auch gerne noch länger durchgehalten werden dürfen, zwischendurch hat es einen Bruch, der nicht gemusst hätte. Ansonsten ganz nett, wenn auch dick auftragend. Loras macht das Gegenteil von „Taking the Black“ und doch das Gleiche. Keine Recht mehr und „alles für den Club!“. Glaube, ey… Fast so schlimm wie Kinder in dunklen Kellergassen.

„Faith is the way, father.“ (Margeary)

Mir haben die ersten 15 Minuten dann aber doch zu viel Zeit gelassen. Das hätte schnittiger (muahaha!) erzählt werden können. So wirkt es künstlich aufgebläht. Aber dann, die grüne Hoffnung: Wildfire!

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Der Gedanke in die Richtung kommt Margeary aber erstaunlich schnell. Dass was im Busch ist, klar, aber flüchten? Das ist so seltsam, wie dass der Junge Lancel zum Wildfire führt, ihn dann aber noch am leben lässt. Alles nur der Spannung wegen – naja. Schade jedenfalls um Margeary, die zwar nervig, aber eben auch schön anzusehen war und Cersei zwischenzeitig immerhin ein wenig Kontra gegeben hat. Die wiederum hat ihre Shame-Rache und fühlt sich super. Zunächst.

„This is Ser Gregor Clegane. He’s quiet, too.“ (Cersei)

Die Umkehrung des Shots auf Tommen hat mir gefallen. Zunächst sehen wir, wie er raus sieht, dann aus seiner Perspektive das Grauen da draußen. Ohne Hoffnung. Und Romeo-esque zieht er leise von dannen. Cersei geht überraschend konsequent mit der Neuigkeit um – vielleicht der letzte Tropfen, der ihr Trotzfass überlaufen lässt. Jetzt erst recht und ohne Angst vor Verlusten!

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Und das Thron-Spiel beginnt von Neuem. Ich kenn da eine passende Kandidatin, die bereit wäre… Zum Glück hat die Queen of Thornes überlebt! Zum einen, weil es so für uns unterhaltsam bleibt (die ist nämlich genau so enttäuscht von den Sand Snakes, wie ich es bin), zum anderen weil sie wertvolle Unterstützung darstellen kann. Varys ist nämlich ultraschnell nach Dorne geflogen, um mögliche Hochzeiten zu besprechen (nur mit wem bitte?!). Mal wieder eine etwas seltsame Zeitlinie. Aber der große Plan sollte klar sein.

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„All you ever wanted, since you were old enough to want anything.“ (Tyrion)

Tyrion ist endlich die Hand, von der er nie wusste, dass er sie schon immer sein wollte. Oder so. Jedenfalls kommt gerade alles zusammen für Daenerys, dazu die vermeintliche Vakanz auf dem Thron – das passt ganz gut alles zusammen gerade.

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„The Freys and the Lannisters send their regards.“ (Walder Frey)

Etwas außen vor wirkt der Exkurs mit Sam. Der will Maester werden und trifft auf die Westeros’sche Bürokratie. Und Gilly wird immer hübscher! Sam hat aber nur noch Augen für die wahrlich elegante Bibliothek. Ja, nett und auch eine ganz unterhaltsame Szene (zum Glück hatte der Sheldon für Arme gerade das passende Buch vor sich liegen…), aber das hätte lieber in die vorletzte Folge oder so gepasst.

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Ser Davos wäre auch empört darüber, ist er doch einer der wenigen, der ausspricht, was er fühlt und die Stimme der Zuschauerschaft ist. Jon zeigt, dass er weiterhin vernünftig ist, Sansa entschuldigt sich für den Dramaturgiefehler letzte Woche. Vergeben und vergessen. Ach ja: und es kommt kein Winter mehr…

„Winter is here.“ – „Well, father always promised, didn’t he?“ (Sansa & Jon)

Und wir haben tatsächlich einen Überraschungsmoment (ja, Wildfire kam auch nicht ganz vorbereitet, aber dass da was im Busch war, sollte klar gewesen sein): Die Arya-Rache kam unerwartet und war gut. Wir haben doch alle ein „The Starks send thier regards“ in Gedanken mitgesprochen, oder? Ein Name weniger auf ihrer Liste. Mal schauen, wie viele sie nächstes Jahr abgearbeitet bekommt.

„My name is Arya Stark. I want you to know that.“ (Arya Stark)

Der beste Witz kommt kurz vor Schluss: Littlefinger will auf den Thron? Haha! Sehr guter Witz…

„Only a fool would trust Littlefinger.“ (Sansa)

Und dann hagelt es weiter potenzielle Abschlussszenen und Antworten. Lyanna ist also definitiv die Mutter von Jon („R+L=J“ approved), beim Baby-Double wurde vermutlich jahrelang nach einem möglichst dubios in die Ferne schauenden Blick gecastet.

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Dann die Transformation vom Bastard zum „König“. Die kleine Mormont muss mal wieder die Situation retten – kann die nicht auf den eisernen Thron?!

„The North remembers!“ (Lady Mormont)

Der neue „King in the North“ das war seltsamerweise die emotionalste Szene für mich. Da hat sich zumindest einiges in mir innerlich geregt. Und nein, ich habe nicht geweint, hätte aber nicht gedacht, dass diese eigentlich so absehbare Szene mich derart trifft (wo mich doch so viele andere zuvor eher kalt gelassen hatten).

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Und dann musste natürlich noch ein gehasster Gegner her. Da auf dem eisernen Thron seit einer Weile kein wirklich ebenbürtiger saß, nimmt ihn sich jetzt einfach Cersei. Oh man… Das dürfte aber nicht lange anhalten. Die nächste Königin ist bereits auf dem Weg.

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Puh! Ich bin da jetzt etwas holterdiepolter durch, das war verdammt viel. Und obwohl es bildlich gut gemacht war und etliche wichtige Entwicklungen sowie Antworten auf lang bestehende Fragen gegeben wurden – so ganz befriedigt hat es mich nicht. Aber so recht weiß ich gar nicht, wieso. Vielleicht fehlte tatsächlich die Prise Wendung und Überraschung oder der Fokus auf das Kleine. Vielleicht war es einfach zu viel des Guten, zu wenig Zeit, die Geschehnisse zu verarbeiten und entsprechend zu honorieren (was seltsam klingt, da es doch 70 Minuten waren, die sich gerade zu Beginn enorm viel Zeit genommen haben). Aber so wirkte es wie ein künstlerischer Anlauf, der sich immer weiter überbieten wollte. Jedes Mal, wenn man dachte, der Abspann könne einsetzen, gab es noch eine Szene. Noch einen oben drauf. Noch ein „das muss jetzt aber noch!“.

Versteht mich nicht falsch – das war eine gute Folge. Bis auf einzelne kleine Fehler auch recht glaubwürdig inszeniert, und man hat gemerkt, dass vieles in der Staffel auf dieses Zusammenkommen der Stränge hin gearbeitet hat (wurde uns ja auch vorsichtshalber noch einmal minutenlang vorab erinnert). Aber am Ende war es mir einen Ticken zu „epochal inszeniert“, anstatt epochal zu sein. Vielleicht stumpfen wir aber auch alle einfach nur ab. Oder können nicht so viel auf einmal verarbeiten, wie es sich Macher binnen Wochen und Monaten zurecht spinnen. Aber als Abschluss der Staffel dennoch eine runde Sache.

Game of Thrones Staffel 6

Das war deutlich besser als letztes Jahr! Die ganz großen Fehler wurden nicht mehr begangen und die Story war an sich über die komplett Staffel erfreulich konstant und überlegt erzählt. Und das, obwohl ich zu Beginn noch etwas verhalten optimistisch war und bis auf die enttäuschende Episode 6.

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Und doch gibt es ein paar Dinge zu bemängeln. Einiges davon könnt ihr in Ser Jonas‘ Kommentar lesen, ein paar hier noch von mir. Die ganz großen Überraschungen fehlen. Da war DER Hodor-Moment, der sicherlich für diese Staffel stellvertretend im Gedächtnis bleiben wird. Abseits dessen ist eigentlich keiner großen (= beliebten Protagonisten-)Figur etwas passiert, was nachhaltig ist. Im Gegenteil: Allen geht es vermeintlich besser als zuvor. Alles fügt sich zusammen und reitet freudig gen Happy End.

Hier und da hat mir das Timing nicht ganz gefallen. Der lächerlicher Dorne-Plot vom letzten Jahr wurde nochmals kurz angerissen, dann aber komplett außen vor gelassen. Die wütenden Sand-Damen haben genau so artig wochen- bzw. monatelang gewartet und pausiert. Sie durften immerhin noch kurz andeuten, dass sie in die Hauptgeschichte eingreifen werden, die White Walker haben jetzt wenigstens den meteorologischen Weißraben-Wintereinbruch erhalten – jetzt aber bitte mal, ja! Aber nein, sie warten, bis sich die Menschheit sortiert hat und Sam die Lösungsnadel im Heuhaufen-Buchturm gefunden hat.

So bleibt eine unterhaltsame Staffel, die aber etwas ihrer Ecken und Kanten beraubt wurde. Ja, es gab Tod und Blut und Gewalt – aber eher als Mittel zum Zweck. Als vielbenutztes Stilmittel, das mittlerweile eben eher eine allgemeine Stimmung zeichnet, als zu schockieren. Das ist meckern auf verdammt hohen Niveau, gerade, weil es mir am Ende wichtig ist, dass ich eine unterhaltsame TV-Stunde erhalte, aber das ist dann eben auch der Grad, an dem sich Game of Thrones mittlerweile messen muss. Und eben die halbe Krone, die noch fehlt.

Ausblick auf Staffel 7

Zuletzt hatte ich das ja immer gelassen, weil es ja diese Bücher gibt, die einige von euch alle schon gelesen haben. Da aber der echte „Winds of Winter“ noch auf sich warten lässt und die Serie mittlerweile bei einigen Handlungssträngen abweicht oder diese schlicht überholt hat, nehme ich das mal mit auf (Info für euch: Ich bin erst bei Buch Vier der englischen Originale).

Mit Unterstützung aus Dorne, Highgarden und vermutlich auch Winterfell (Stichwort Rhaegar) dürfte Danaerys leichtes Spiel haben, was die Thronfolge angeht. Eigentlich. Auf das Aufeinandertreffen von Tyrion und Cersei freue ich mich jetzt schon wie ein kleines Kind! Dazu passend hätte das Königreich dann ein paar Drachen im Kampf gegen die White Walker – käme gelegen. Sam wird sich weiteres Wissen anlesen und DIE Lösung im vergessenen Buchhaufen entdecken. Arya arbeitet ihre Liste weiter ab und wird zu Jon und Sansa stoßen. Und irgendwas Bescheuertes wird Littlefinger machen, da bin ich mir sicher. Vermutete Tode (u.a.): Cersei, Littlefinger, Sansa und alle Sand Snakes. Vermutlich.

Vorherige Folge

Bilder: HBO

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Montag, 27. Juni 2016, 16:00 Uhr
Game of ThronesReview
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8 Kommentare

  • Kira
    Kira

    Winter is here!
    Was mich total irritiert hat, war die GoT-vollkommen-untypische Musik zu Beginn der Episode. Dass alles so ruhig begonnen hat und man ganz genau wusste, dass das die Ruhe vor dem Sturm ist, fand ich gut. Aber wie gesagt, die Musik war (ganz schön, aber) ganz ungewohnt und unpassend für GoT.
    Die Explosion war überraschend, aber völlig unschön umgesetzt. Da wäre dann wieder die vor den Latz geknallte Künstlichkeit, die mir letzte Woche schon gar nicht gefiel.
    Finde auch, man hatte so 6-7 Mal das Gefühl, jetzt komme der Abspann – und dann ging es doch noch weiter. Ganz cool, dass die Fantheorie um Jon stimmte und vor allem, dass sich jetzt so ziemlich alle (gut, Littlefinger mal außen vor gelassen) einig sind, dass Jon der King ist.
    Gebe dir vollkommen recht: An Überraschungen und der bösen alten GoT-Manier hat es diese Staffel definitiv an so mancher Stelle gefehlt. Aber dennoch war sie unterhaltsam, aufwendig, aufwühlend, aufregend. Jetzt wieder ein Jahr warten? Damn it!

    • Ja, stimmt, das mit dem giftgrünen Ausbruch war etwas drüber… Scheinbar kommt das Finale ansonsten aber überall verdammt gut an. Ich kann gerade erstaunlicherweise ganz gut eine Weile warten, aber ja, die beständige Unterhaltungsqualität wird spätestens nach ein paar Wochen Sommerloch und den Ärgernissen in anderen Formaten fehlen… ;)

  • Uli

    Heidewitzka war in der Folge viel los, von den anderen Staffeln war man ja deutlich „langsamere“ Finals gewohnt. Cerseis letzter Trumpf hat mir als Idee sehr gut gefallen, genauso der spektakulär unspektakuläre Selbstmord von Tommen, das hat wohl kaum jemand kommen sehen. Auch Aryas Auftritt war zwar arg wohlfeil, aber ziemlich cool und Melisandre wird völlig zurecht dahin geschickt wo der Pfeffer wächst.

    Banane fand ich hingegen die Szene in Altsass, die weißen Raben fliegen genau im richtigen Zeitpunkt los, der Verwalter ist eine absurde Witzfigur und die Bibliothek ein hässliches CGI Irgendwas. Während überall sonst die Relevanz der Figuren klar wird, will mir immer noch nicht in den Kopf warum wir derart viel Screentime mit Sam und Gilly verbringen.

    Und leider war in der Folge wieder die größe Vereinfachungsmaschine beteiligt. Cersei tötet also mit einem Anschlag alle ihre Wiedersacher und gefühlt einen Tag später gehört ihr ganz Königsmund? Aha ok, na das ging ja einfach. So einfach wie Varys drei Mal den Kontinent wechselt und die sonst so impulsiven Sand Snakes so lange gewartet haben, bis sich eine gute Gelegenheit zu einem Bündnis ergibt…

    Der Höhepunkt war für mich sogar die Endszene. Klar war das episch mit den Schiffen, den Drachen, dem Targaryen Logo, noch mehr Drachen, aber welchen Grund haben Daenarys und Co. in der Szene stocksteif an Deck zu stehen? Rundherum sieht man Wasser, also ist man wohl schon einige Zeit unterwegs und (hoffentlich) noch lange nicht da. Es sieht gut aus, aber jeder normale Mensch würde sich nach fünf Minuten langweilen und unter Deck verschwinden oder sich nützlich machen. Rauskommen kann man wenn es etwas zu sehen gibt.

  • Tobias

    Zwei Anmerkungen das Intro betreffend: yeah, der Schattenwolf!

    Und habt ihr auch diesen Feuererdball aus dem Intro in der Zitadelle gesehen? Endlich kann man damit etwas anfangen. Ok, verorten. Ist aber auch schon mal was.

  • Mario

    Fand das Finale echt toll, aber ganz in der Letzten Szene hatte ich das Gefühl als ob sich doch ein Fehler eingeschlichen hat. Auf der Brücke steht im Hintergrund Varys. Der ist von Tyrion Lennister so groß verabschiedet worden als er mit dem Schiff nach Dorne wegsegelte, und nun ist er doch wieder da? … Schade dass es bis zur nächsten Staffel noch sooo lange dauert.

    • Aber wieso, ist doch nur konsequent – Varys konnte sich ja auch unnatürlich schnell nach Dorne beamen – dann geht das auch zurück. ;) Aber ja, passt absolut nicht. Vermutlich sollte uns hier ein kleiner Zeitsprung präsentiert werden, der durch die Darstellung, als würde alles unmittelbar und parallel ablaufen, fehlerhaft wirkt.

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