Auch wenn der Titel dieser Folge „Game of Thrones“ die „Eastwatch“ prominent als Handlungsort propagiert, bleibt es zunächst lediglich beim neuerlichen Erscheinen im sich kleinteilig aufbauenden Intro zur Serie. Denn eigentlich befinden wir uns nur wenige letzte Minuten der Episode wirklich dort – zunächst gilt es den Rest Westeros‘ in Ordnung zu bringen. Angefangen mit diesem Cliffhanger vergangene Woche. Oder sollte ich „Cliffdiver“ sagen?
Der wird jedenfalls direkt und ohne künstliches Aufgeblase aufgelöst: Bronn hat Jaime nicht nur vor dem Feuer- sondern auch vorm Wasser-Tod gerettet. Das ist ähnlich wenig überraschend, wie die Tatsache, dass Söldner Bronn nun einmal ein Söldner und ihm selbst der Nächste ist.
„Til I get what I want, a dragon doesn’t get to kill you, you don’t get to kill you, only I get to kill you!“ (Bronn)
Während Daenerys Kniefälle sammelt, wie andere Pokémon (so ein Drachenschrei gibt durchaus sachten Nachdruck und lässt den Rethorikgrad der Frage „Will die uns verkohlen?“ dra(cari)stisch ansteigen), beamt sich Jaime in Windeseile nach King’s Landing.
„So we fight and die or we submit and die – I know my choice.“ (Carsei)
Gelungener als das Hin und Hergespringe diverser Figuren empfand ich die erzählerische Aufmachung der Folge. Im zusehends verschneiten Winterfell blickt Bran hinter Eastwatch und erspäht die White Walker, was eine Massen-BCC-Mail zur Folge hat, die – neben einem tollen Stark-Wappen-Übergang – eine gewisse Struktur mit sich brachte.
„Ravens. We need to send ravens!“ (Bran)
Und so sehen wir, wie die Nachricht allerortens für Aufsehen sorgt – oder auch nicht. Vom ewig währenden (ein paar Wochen doch nur?!) Kampf für die Ernsthaftigkeit der Lage fühlt sich Samwell von den Archmaestern veräppelt und verlässt Oldtown. Aber erst, nachdem er ein paar Bücher und Rollen entführt und Gilly ganz nebenbei ein entscheidendes Puzzlestück Westeros’scher Geschichte fallen lässt: Prinz Rhaegar hat sich scheiden und gleichzeitig heimlich mit einer anderen vermählen lassen. Das ist dann doch ein mehr als direkter Hinweis auf die Theorie, dass Jon Targaryan-Blut inne hat, da er Sohn von Rhaegar und Lyanna Stark ist.
„I’m tired of reading about achievements of better men.“ (Samwell)
Ich finde übrigens erstaunlich, wie viel sich so eine Drachenhaut doch bewegt. Jon hat jedenfalls Pluspunkte bei Daeny erstreicheln können und zeigt, dass er gut mit Drachen kann (jaja – Hinweis Nummer zwei…). Als passend empfand ich den Aufbau der Szene am Strategietisch – Jon und Davos am Nordende, die anderen südlich der Mauer. Dazu noch das wissentliche Gespräch über das geltende Postgeheimnis:
„Did you read it?“ – „It’s a sealed scroll for the King of the North!“ – „What’s it say?“ – „Nothing good.“ (Tyrion & Varys)
Erneut werden wir Zeuge davon, dass scheinbar jede Festung der sieben Königreiche eine gehörige Schwachstelle aufzuweisen scheint. Davos darf jedenfalls endlich mal wieder schmuggeln und Bronn zeigt sich dann doch noch als Freund (des Geldes?) und spielt Mittelsmann. Der Moment, in dem Jaime eine Reaktion Cerseis abwartet, diese aber entweder tatsächlich bereits im Bilde ist, oder aber diese Tatsache nur spielt, war sehr schön. Mittlerweile glaube ich ja, dass viele ihrer Handlungen auch dem Wahren des Scheins dienen, so bin ich mir auch nicht sicher, ob sie tatsächlich ein weiteres royales Inzent-Kind erwartet, oder das nur der letzte verzweifelte Versuch ist, den zu scheiden drohenden Bruder emotional zu binden.
„Last time I was here, I killed my father with a crossbow.“ – „Last time I was here, you killed my son with wildfire.“ (Tyrion & Davos)
Über das Wiedersehen mit Gendry habe ich mich sehr gefreut! Auch er ist deutlich älter geworden – sie werden ja so schnell erwachsen! Nur sein Kriegshammer schaut nach Plastik aus. Aber das sage ich lieber nicht zu laut, sonst setzt es einen Satz warme Ohren, wie bei den fermentierte Krabben futternden Goldmänteln…
„This is Gendry.“ – „He’ll do.“ (Davos & Tyrion)
Wie so oft diese Staffel kommt es zu lauter Wiedersehen und Abschiedsagungen. Freund Jorah kann sich noch besser beamen als Jaime und sein promptes Auftauchen in Dragonstone wird lediglich von der Schnelligkeit seines Fortgehens überboten (die Umarmung kam natürlich bei weitem nicht an Stark-Sphären heran…). Als misstrauischer Rezensent spüre ich eine Prise Eifersüchtigmacherei in den plötzlich so zärtlich anmutenden Berührungen Jorahs seitens Daenerys, deren an Jon gerichtete Blick tiefer und tiefer werden… Daenerys‘ Drachenschuppenschal hat mir dagegen sehr gefallen. Das Wort „Drachenschuppenschal“ auch.
„You’re a lot leaner.“ – „You’re a lot shorter!“ (Jon & Gendry)
Bliebe noch der Norden. Nach der Offenlegung unterschiedlicher strategischer Absichten der Schwestern, erhalten wir ein bisschen „Spy vs. Spy“-Gehabe, das mir dann doch zu breit ausgerollt wurde. Littlefinger littlefingert im Namen von Lady Stark und Arya aryat sich in sein Gemach (und findet die richtige Stelle an der Matratze sehr schnell). Alles, um zu wissen, dass Littlefinger weiß, dass Arya weiß, dass er weiß, dass Sansa Robb um einen Kniefall gebeten hatte. Das ist ja wohl sowas von 2011!
Und dann kommen wir endlich nach Eastwatch! Leider ohne die „Big Woman“, dafür mit der bereits wartenden Bande „Brotherhood ft. The Hound“. Leider macht die neue Szenerie recht wenig her und wurde in der Kürze der Zeit mehr oder weniger austauschbar inszeniert (Versammlungsraum und Verließ).
„Isn’t it your job to talk him out of stupid fucking ideas like this?“ – „I’ve been failing at that job of late.“ (Tormund & Davos)
Am Ende macht sich ein interessantes Grüppchen auf gen Norden – das hat was von den „Gefährten“ Tolkiens und birgt einiges an Gewalt- und Unterhaltungspotenzial.
„We’re all on the same side. […] We’re all breathing.“ (Jon)
Das war ein merkliches Zwischenspiel, mit diplomatischem Agieren auf allen Seiten. Eigentlich bin ich ja froh, dass man das zuletzt bemühte Muster 70% Dialoge und solider Plot und 30% actionreiches Kampfgetümmel am Episodenende aufgebrochen hat, dennoch fehlt natürlich ein gewisses Aktions-Moment in dieser Folge. Dabei dürfte es sich aber um die letzten Vorbereitungen für die beiden finalen Folgen der Staffel gehen. Da es keine neunte Episode gibt, rieche ich Spektakel in der kommenden. Allgemein merkt man richtig, wie alle über die Jahre aufgenommenen Fäden nach und nach zusammen kommen und JEDE Figur nochmals Richtung Finale (der Serie) in Stellung gebracht wird.
Allerdings fehlten mir die (neben netten kurzen Schlagabtauschen) größeren Monologe und gut geschriebenen Langgespräche und es schien, als würde viel auf das Wiedersehen mit Figuren gespielt werden, was bei mir nicht wirklich zünden wollte (bis auf Gendry!). Dafür mag ich, dass man an vielerlei Stellen nicht genau weiß, woran man wirklich ist. Passend dazu abschließend noch zwei Weisheiten aus der Episode, die nicht zu kurz kommen sollen:
„The lion doesn’t concern himself about the oppinion of the sheep.“
„It’s better to be a coward for a minute than to be dead for the rest of your life.“
Bilder: HBO
Ich hatte bei der Folge ein leichtes Road-Movie-Gefühl, denn irgendwie war alles so lieb. Daenerys freut sich extremst über Jorah; die alten Feinde legen ihre Streitigkeiten nieder und ziehen zusammen in die Kälte hinaus. Tyrion und Jamie sind (vielleicht etwas übertrieben) kurz vor der Versöhnung; ein neues Kind wird bald geboren etc.
Nicht schlecht aber irgendwie auch ungewohnt :-|
Was ich sehr erfreulich finde: In dieser Staffel mussten wir noch gar keine Vergewaltigung, Folterszene oder ähnlich unnötige Gewalt mit ansehen. Zwischendurch hatte ich arge Zweifel, ob man hier nicht völlig überdreht.
Weniger schön: Entfernungen spielen nun offensichtlich keinerlei Rolle mehr bzw. werden die dazugehörigen Reisen dem galoppartigen Voranschreiten der Handlung geopfert. Das ist schon sehr schade, weil es für mich irgendwie zur Serie gehörte, man denke allein an die Odyssey von Tyrion oder Daenerys in Essos. Konsequenterweise rumpelt man dann auch durch das namensgebende Eastwatch ohne irgendwelche Details zu sehen. Vielleicht wären die gewohnten 10 Folgen pro Staffel doch besser gewesen.
Ja, es wirkt tatsächlich gehetzt, was man durchaus auf die Episodenzahl beziehen kann. Da wünscht man sich manchmal Better Call Saulige Ruhe und Gelassenheit – dann kann sich ein Sturm auch viel schöner entfalten.
Ach und noch eins: Wenn man sich schon von Entfernungen verabschiedet, sollte man nicht zu Anfang eine marschierende Armee der White Walker zeigen, die Tage wenn nicht Wochen vor Jon Snow an der Mauer eintreffen sollte. Ausgerechnet eine Armee von Untoten die weder Rast noch Verpflegung oder Kleidung benötigt, lässt sich auf seinem Weg schier unendlich viel Zeit.
Der beiläufige Hinweis auf Rhaegar war natürlich genial, und auch dass Jon den Drachen berühren kann, ohne gleich zu verglühen, war natürlich sehr nice. Und Gendrys Rückkehr hat mich auch sehr gefreut, natürlich auch wegen der schönen Anspielung von Davos (Ich dachte, Du würdest immer noch rudern…)… :-D
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