Was würdet ihr machen, wenn der Weltuntergang bevor stünde und ihr nur noch wenige Stunden zu leben hättet? Noch schnell eine Runde „Fortnite“ zocken, eure Lieblingspizza bestellen (die vermutlich keiner mehr ausliefern wird…) oder eine Folge eurer Lieblingsserie schauen? Vermutlich nicht. Lieber dem Schwarm noch schnell die Liebe gestehen, mit der großen Liebe Liebe machen oder mit den Liebsten über die lieben alten Zeiten plaudern. Und in der Hinsicht liegt uns die „Game of Throne“-sche Mittelalter-Fantasy dann doch gar nicht mal so fern.
Recht nahtlos steigt die Folge beim Ende der vorherigen ein. Jaime wird mal wieder daran erinnert, dass er so manch einen unliebsamen Spitznamen mit sich herum trägt, und dank Brans „The things we do for love“-Zitat auch noch mal eindringlich an den Turm-Schubser aus S01E01.
„I don‘t see an army. I see one man, with one hand.“ (Daenerys)
Es folgen Entschuldigungen vielerortens sowie eine Bürgschaft durch Brienne, die kurz darauf einen dieser „Momente“ mit Jaime hat, in dem die gute alte Chemie zwischen den beiden auffunkt. Einer von vielen diese Folge, in denen sich einst gehässig anmotzende Charaktere im Wissen um die aussichtslose Lage emotional zusammenrotten. Außer Tyrion, der fantasiert lieber, wie er als blauäugiger Wanderer seine Schwester im Süden heimsucht. Ich wundere mich derweil, weshalb das eingangs noch als Mangelware beschriebene Drachenglas in Massen auf den Zinnen der Burgmauer angebracht ist? Wirkt das etwa wie Kryptonit, so dass die Walker sich gar nicht erst in die Nähe begeben bzw. nicht darüber klettern können?
Sansa sieht auch immer mehr wie eine Dominatrix aus und findet in Daenerys eine willige Partnerin, was Machtspielchen anbelangt. Gerade, als man dachte, die zwei beenden die Szene entweder mit einem Kuss oder mit dem Basteln von Freundschaftsbändchen.
„He‘s only the second man in my life, I could say that about.“ – „Who was the first?“ – „Someone taller.“ (Daenerys & Sansa)
Da das letzte Woche so gut ankam, gibt es auch in dieser Folge noch ein bisschen Wiedersehen-Nachschlag, sowohl für uns, als auch die Figuren. Theon ist wieder Zuhause (dieses mal nicht nur physisch, sondern auch psychisch), wir bekommen Gilly endlich mal wieder zu sehen und vor allem Jons Direwolf Ghost!
„The big woman still here?“ (Tormund)
Ab jetzt beginnt es, ernst zu werden. Die Angespanntheit der Situation vor der Schlacht wurde meiner Meinung nach sehr gut inszeniert. Nicht nur, weil wir die obligatorische Schlacht-Planung am Strategie-Tisch erleben, sondern eben auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Personen(gruppen) in den „letzten“ Stunden. Es wird sich gebührend Zeit genommen, um die Einzelschicksale zu beleuchten, Figuren-Konstellationen zu zeichnen und die ein oder andere langerwartete Beziehung in Gang zu setzen.
„My people are peaceful, we can‘t protect ourselves.“ – „My people are not peaceful, we will protect you.“ (Missandei & Grey Worm)
Stellvertretend dafür sei das kuriose Zusammentreffen einiger so noch nie zusammen gekommener Figuren vor dem Kaminfeuer genannt. Zwischenzeitlich wird es ja auch von bspw. Tyrion aufgenommen und ausgesprochen, wie absurd das Setting doch eigentlich ist. Neben der vermutlich wirrsten Kurzvorstellung aller Zeiten durch Tormund gefiel mir das versuchte Verhalten, professionell und fokussiert zu bleiben – und dann nimmt doch jeder „einen halben Becher“ Wein. Und die Szene, in der ganz ohne Operation aus Lady ein(e) Sir Brienne wird, war natürlich sehr ergreifend. #Gleichberechtigung (Ob sie wohl Gebrauch ihres neu gewonnenen Status‘ macht und Podrick auch kurzerhand zum Ritter schlägt?)
„You never used to shut up and now you‘re just sitting there like a mute?!“ (The Hound)
Arya spannt lieber einen weiteren Bogen (zur Pilotfolge), als mit den alten Säcken abzuhängen. Dann doch lieber einen in ihrer Altersklasse, der dazu noch Gentleman ist und der Dame ein kleines Geschenk in Form ihrer mit Nachdruck bestellten Waffe mitbringt. Irgendwie fühlte es sich komisch bis falsch an, die kleine Arya, die vor Kurzem noch Katzen durch den Innenhof gejagt hatte, in einer Sex-Szene zu sehen…
Eine weitere vermutlich noch große Bedeutung in der Geschichte habende Waffe wurde zwischen Samwell und Jorah weitergereicht. Ob Letzterer seine Khaleesi wohl mit der aus Valyrian Steel geschmiedeten Klinge „Heartbanes“ retten und damit ihr Herz doch noch final erobern wird? Das ist nämlich dann doch recht schlagartig „frei“ geworden, nachdem Jon ihr erzählt, dass er eigentlich Aegon heißt. Ich fand gut, dass diese etwas peinliche Situation, in der Jon Daenerys SEHR spürbar aus dem Weg gehen möchte, nicht noch weiter in die Länge gezogen wird.
Podrick stimmt (uns) final ein, auf das, was da kommen mag, und lässt sich von einem harmonisch geblasenen Warnhorn ablösen – Es. Geht. Lo. Hos.
War der Staffelauftakt das große Wiedersehen, war diese Episode das große Vorbereiten. Die Ruhe ist vorbei und der Sturm steht fein säuberlich aufgereiht und mit blitzeblank-polierten Eis-Speeren vor den Toren. Ich bin schon ein bisschen aufgeregt…
Auch wenn der große Wiedersehen-Esprit der letzten Woche ein bisschen verflogen ist, hat diese Folge uns einige intime und wegweisende Momente mit den Figuren beschert, die uns über all die Jahre ans Herz gewachsen und teils eine enorme Wandlung genommen haben. Wenn die drei von der Nachtwache darüber sinnieren, wie ihre „Watch“ begann, hat man direkt Bilder von „damals“ vor Augen und Gedanken über all die Veränderungen seitdem im Kopf. Und jetzt kommen alle und kommt alles zusammen. Gänsehaut.
Da konkret dann aber doch noch nicht allzu viel passiert ist, bleibe ich von der Bewertung etwa auf dem gleichen Niveau von letzter Woche. Doch ich bin mir sicher, nächste Woche wird es actionreicher zugehen. Da braucht man kein dreiäugiger Rabe für zu sein.
Der von Podrick gesungene Song wurde übrigens von Florence + The Machine für den Abspann der Folge intoniert, trägt den Titel „Jenny of Oldstones“ und hat ein Lyric-Video, das ich mal hier liegen lasse:
Game of Thrones Staffel 8 Episode 3 Preview
Hier für alle Interessierten noch die Vorschau auf die nächste Folge:
Unsere Freunde von Pixelburg haben der Episode übrigens einen eigenen Podcast gewidmet.
Bilder: HBO
Fand die Folge richtig gut, für mich eine der besten Folgen der Serie insgesamt. Tolle Atmosphäre, gute Dialoge, passte einfach alles. :-)
Sorry Michael, aber dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Das war eine der langweiligsten Folgen überhaupt. Hätte auch als 20 Minuten-Zusatz zur Folge 1 gereicht. Auch dramaturgisch war das schwach, weil wichtige Informationen (ich will nicht spoilern) nochmal ausführlich dargelegt wurden, obwohl die der Zuschauer bereits kannte.
Ich fand die Folge ganz gut, sie wirkte wie ein Theaterstück, in dem alle Charaktere noch einmal zusammen auf die Bühne gebracht wurden, was dem Ganzen eine (fast schon zu) komische Note verliehen hat. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass auch die zweite Episode noch so „ruhig“ zugeht und insgesamt so wenig passiert. Die emotionalen Momente zwischen Jaime und Brienne fand ich sehr bewegend und Podricks Song erst recht. Den höre ich jetzt gleich nochmal.
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